Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) fordert eine deutliche Verbesserung der Ernährung in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schneiden deutsche Gesundheitseinrichtungen schlechter ab, was das Thema Ernährung betrifft. Demnach seien zu viele Patienten oder Heimbewohner mangelernährt. Die Mangelernährung trifft auf insgesamt bis zu 30 Prozent der Krankenhauspatienten und auf 25 Prozent der Pflegeheimbewohner zu. Dies ergab die Auswertung der DGE und der DGEM (Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin) im Rahmen der Statistikerhebungen für den nächsten DGE-Ernährungsbericht. Die Ergebnisse wurden von der DGE nun schon ein Jahr vorab bekannt gegeben.
Was ist Mangelernährung?
Als Mangelernährung, auch „Malnutrition“ oder „Unterernährung“ genannt, bezeichnet man den Zustand, der sich aus der mangelnden Aufnahme von Nährstoffen und Energie ergibt. Dieser Zustand beschreibt eine veränderte Körperzusammensetzung, wodurch körperliche oder geistige Funktionen geschwächt werden. Mangelernährung ist die Folge von Hunger, Krankheiten oder zunehmenden Alters. In Zusammenhang mit einer bereits vorliegenden Krankheit lässt sich die Mangelernährung noch weiter klassifizieren, um den komplexen Stoffwechselveränderungen gerecht zu werden und um angemessene Behandlungsmethoden zu finden.
DGE-Ergebnisse: Hier schneiden deutsche Einrichtungen schlecht ab
Im Hinblick auf die standardmäßig vorhandenen Ernährungsstrukturen haben deutsche Krankenhäuser und Pflegeheime im europaweiten Vergleich das Nachsehen. 2018 ergaben sich folgende Statistiken, die aufzeigen, wo die Probleme liegen:
- Nur 10 Prozent der deutschen Kliniken und 30 Prozent der Pflegeheime verfügten über eine Diätassistenz. In anderen europäischen Ländern verfügen 63 Prozent der Klinken und 68 Prozent der Pflegeheime über eine Diätassistenz.
- Auch ein Ernährungsteam oder eine entsprechend qualifizierte Ansprechperson waren nur in 58 Prozent der deutschen Krankenhäuser vorhanden. In Europa waren es ganze 82 Prozent. In Pflegeheimen ist der Anteil mit 45 Prozent ebenfalls geringer, als im europaweiten Vergleich. Dort beträgt der Wert 71 Prozent.
Die DGE schlägt Alarm: Obwohl mit ansteigender Schwere der Mangelernährung auch die entgegenwirkenden Maßnahmen häufiger zum Einsatz kommen, bekamen viele stark betroffene Patienten dennoch keine Intervention.
Ein Viertel der an der Erhebung teilnehmenden Krankenhäuser ernährte seine Patienten auf die klassische Art – ohne Richtlinien oder Standards. Ansteigende Sterberaten und längere Krankenhausaufenthalte sind die Folgen dieser mangelhaften Ernährungszufuhr.
Das Problem: Fehlende Fachkräfte
Laut DGE zeige sich eine deutlich häufigere Gabe von angereicherter Kost und Trinknahrung, wenn die Gesundheitseinrichtungen über verfügbare Ernährungsfachkräfte verfügen würden und wenn ein routinemäßiges Screening auf Mangelernährung etabliert sei. Die Ursache der hohen Quote an Mangelernährten liegt also beim fehlenden Fachpersonal, seien es ernährungsmedizinisch ausgebildete Ärzte oder Pflegekräfte, Diätassistenten oder Ernährungsteams. Eine Verbesserung ist in dieser Hinsicht zwingend erforderlich.
Die DGE empfiehlt, ernährungsmedizinisches Wissen in der Ausbildung von Ärzten und Pflegekräften stärker zu fokussieren und flächendeckende Leitlinien und Standards zur Ernährungsmedizin einzuführen. Dies betrifft ein reichhaltiges Angebot an Nahrungsmitteln, das in jeder Einrichtung zum Standard-Komfort gehören sollte. Außerdem sind regelmäßige Routineuntersuchungen auf Mangelernährung durchzuführen. So könne man Mangelernährung und Risiken frühzeitiger feststellen.
Quelle: DGE; ärzteblatt.de