
Medikationsfehler sind ein gesundheitsrelevantes Problem. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit etwa jede zehnte stationäre Aufnahme auf unerwünschte Arzneimittelereignisse zurückzuführen ist. Ein großer Teil davon ist durch Medikationsfehler bedingt und prinzipiell vermeidbar. In Deutschland werden etwa 0,6 Prozent aller internistischen Notaufnahmen als durch Medikationsfehler bedingt eingeschätzt.
Zum Internationalen Tag der Patientensicherheit weist der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) auf die Auswirkungen der kontinuierlich anhaltenden Arbeitsverdichtung in der Pflege hin. „Dass die beruflich Pflegenden in allen Sektoren der Gesundheitsversorgung eine maßgebliche Rolle bei der Arzneimitteltherapie spielen, wird viel zu wenig beachtet. Sicherheit der Medikation setzt umfassendes Wissen über die Wirkungen und Nebenwirkungen, Verabreichungsvorgaben und Krankheitsverläufe voraus. Und sie erfordert Zeit, Verordnungen fachgerecht und patientenorientiert umzusetzen. Zeit, die in der Pflegearbeit immer knapper wird“, sagt DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel.
Die Arbeitsbedingungen sind verantwortlich
Medikationsfehler können bei jedem Schritt des Medikationsprozesses auftreten. So können Fehler z.B. bei der Medikamentenverordnung entstehen, wenn der Arzt ein für den individuellen Patienten ungeeignetes Medikament oder eine falsche Dosierung verschreibt. Eine Fehlerquelle kann auch die Verwechslung von Arzneimitteln bei der Ausgabe der Medikamente im Krankenhaus sein. Eine fehlerhafte Verabreichung kann resultieren, wenn versehentlich Arzneimittel, die für die intramuskuläre Gabe vorgesehen sind, in die Vene injiziert werden. Grundsätzlich können Medikationsfehler von jedem am Medikationsprozess Beteiligten verursacht werden – von Ärzten, Apothekern oder Pflegepersonal sowie von Patienten und deren Angehörigen.
Zu den großen Risikofaktoren für Medikationsfehler zählen aus der Perspektive der Pflegefachpersonen die heutigen Arbeitsbedingungen. Es ist durch internationale Studien erwiesen, dass Zeitdruck, häufige Arbeitsunterbrechungen, unzureichende Kommunikation und Dokumentation, organisatorische Mängel, niedrige Qualifikation sowie Müdigkeit das Entstehen von Fehlern begünstigen. Medikationsfehler sind in den allermeisten Fällen ein Systemproblem und weniger die Schuld des Einzelnen. Sie müssen gemeldet und systematisch aufgearbeitet werden, riskante Abläufe sind abzustellen und Systemmängel zu beheben.