Zeitarbeit
Zeitar­beit auf dem Rückzug? Bild: © Frizzan­tine | Dreamstime.com

Vorteile wie diese haben zuletzt immer mehr Pflege­kräfte bewogen, sich aus der Stamm­be­leg­schaft von Kranken­häu­sern oder Alten­hei­men zu verab­schie­den und sich statt­des­sen von einem Perso­nal­dienst­leis­ter anstel­len zu lassen:

  • Besser planbare Arbeits­zei­ten
  • höhere Gehäl­ter
  • weniger Sprin­ger­dienste am Wochen­ende

Drei starke Argumente für die Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer in der Pflege.

Durch die Corona­pan­de­mie angetrie­ben, stieg die Zahl der in der Pflege beschäf­tig­ten Leihar­beits­kräfte bis zuletzt weiter an.

Zeitar­beit auf dem Rückzug

Jetzt die Wende: Wie eine Sonder­aus­wer­tung der Bundes­agen­tur für Arbeit (BA) aufzeigt, waren Ende 2023 genau 32.368 Zeitar­beits­kräfte in der Pflege beschäf­tigt.

Das sind gut vier Prozent weniger als im Jahr davor. Damit beträgt ihr Anteil an allen Beschäf­tig­ten nur noch 1,8 Prozent. Weil deren Zahl im gleichen Zeitraum um rund ein Prozent auf knapp 1,8 Millio­nen gestie­gen ist!

„Es ist unseriös, da noch von einem Boom der Zeitar­beit zu sprechen“, erklärt Chris­tian Baumann, Präsi­dent des Gesamt­ver­ban­des der Perso­nal­dienst­leis­ter (GVP). Der Verband hatte diese Sonder­aus­wer­tung bei der Bundes­agen­tur in Auftrag gegeben.

Trotz­dem: Baumann wendet sich auch an die Politik und warnt, den Einsatz von Zeitar­beits­kräf­ten weiter einzu­schrän­ken, wie es etwa der Bundes­rat in einer Entschlie­ßung vom Februar dieses Jahres gefor­dert hatte.

Ausgleich bei Perso­nal­eng­päs­sen

„Zeitar­beit ist nach wie vor ein unver­zicht­ba­res Flexi­bi­li­täts­in­stru­ment, um kurzfris­tige Perso­nal­eng­pässe zu überbrü­cken“, betont Baumann.

In der Tat können von Perso­nal­dienst­leis­tern entlie­hene Pflege­kräfte Ausfälle beim Stamm­per­so­nal überbrü­cken, beispiels­weise bei:

  • Krank­heit
  • Urlaub
  • Schwan­ger­schaft
  • Beset­zungs-Probleme

Kurios: Stellen­an­ge­bote für exami­nierte Alten­pfle­ge­fach­kräfte sind laut Bundes­agen­tur für Arbeit im Bundes­durch­schnitt 246 Tage unbesetzt.

Zudem kann der Einsatz von Zeitar­beit auch Schlim­mers verhin­dern. So zum Beispiel den Abbau von Betten oder gar die Schlie­ßung von Statio­nen. Dazu sind Einrich­tun­gen nämlich gezwun­gen, wenn sie die gesetz­lich vorge­ge­be­nen Perso­nal­schlüs­sel nicht errei­chen.

Kritik

Isabell Halletz, Geschäfts­füh­re­rin des Arbeit­ge­ber­ver­bands Pflege (AGVP), kriti­siert: „Die Leihar­beits­un­ter­neh­men profi­tie­ren von den starren Perso­nal­vor­ga­ben für die Alten­pflege und nutzen die Gunst der Stunde, indem sie die Preise für das knappe Gut der Pflege­fach­kräfte nach oben treiben.“

Deshalb überleg­ten sich Alten­pfle­ge­ein­rich­tun­gen, die von Insol­venz oder Schlie­ßung bedroht seien, sich das sehr genau.

Nach einer Studie des Insti­tuts für Arbeits­markt- und Berufs­for­schung (IAB) verdie­nen von Perso­nal­dienst­leis­tern entlie­hene Fachkräfte in der Kranken­pflege 3,7 Prozent mehr als die Stamm­be­leg­schaf­ten, in der Alten­pflege sind es 3,5 Prozent mehr.

Doch auch das ist gesetz­lich geregelt und entspre­chend gedeckelt:

Die Kranken- und Pflege­kas­sen dürfen die Kosten der Zeitar­beits­kräfte nur noch bis zur Höhe des Tarif­lohns des Stamm­per­so­nals refinan­zie­ren.

Der Einsatz ist also meistens ein Zuschuss­ge­schäft.

Auch deshalb weichen Betriebe mit Perso­nal­eng­päs­sen verstärkt auf interne Lösun­gen aus, indem sie beispiels­weise über Sprin­ger- und Poollö­sun­gen ihre Mitar­bei­ter flexi­bel in mehre­ren ihrer Einrich­tun­gen einset­zen.

Jetzt ist die Politik gefragt, starre Perso­nal­vor­ga­ben und Quoten abzuschaf­fen und dem Pflege­per­so­nal die nötige Handlungs­sou­ve­rä­ni­tät und Motiva­tion für die Tätig­kei­ten zurück­zu­ge­ben. Vielleicht im Rahmen von Lauter­bachs anste­hen­der Pflege­re­form?

Quellen: BA, AGVP, IAB, GVP