Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt weiter stark an. Im Dezember 2015 waren demnach 2,86 Millionen Menschen als Pflegefälle im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI) registriert. Im Vergleich zu zwei Jahren zuvor stieg die Zahl um 234.000 oder 8,9 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt vergangene Woche mit. Seit 2001 beträgt der Zuwachs sogar 40,2 Prozent bzw. 821.000 Menschen. Fast drei Viertel (73 Prozent bzw. 2,08 Millionen) der Pflegebedürftigen wurden 2015 zuhause versorgt. Weitere 692.000 Pflegebedürftige lebten ebenfalls in Privathaushalten. Bei ihnen erfolgte die Pflege jedoch zusammen mit oder vollständig durch ambulante Pflegedienste. 27 Prozent (783.000 Pflegebedürftige) wurden in Pflegeheimen vollstationär betreut.
Wachstum der Pflegestufe I
Wie schon in den Vorjahren, steigt die Zahl der Menschen mit Pflegestufe I besonders schnell. Hier nahm die Zahl der Fälle um 11,7 Prozent zu. In den pflege-intensiveren Stufen II und III gab es dagegen „nur“ ein Plus um 6,4 beziehungsweise 4,3 Prozent. Mit 64 Prozent waren knapp zwei Drittel der Pflegefälle Frauen. Eine satte Mehrheit von 83 Prozent war mindestens 65 Jahre alt, 37 Prozent sogar älter als 85 Jahre.
Die Pflegestufe III beträgt im Heim 20 Prozent
Im Vergleich zu 2001 ist die Anzahl der in Heimen vollstationär versorgten Pflegebedürftigen um 32,4 Prozent (192.000 Pflegebedürftige) gestiegen, bei den durch ambulante Pflegedienste um 59,3 Prozent (258.000). Für die Pflegegeldempfängerinnen und ‑empfänger ergibt sich ein Anstieg von 38,4 Prozent beziehungsweise 384.000 Personen, bei der Zahl der zu Hause versorgten Pflegebedürftigen zusammen beträgt der Wert 44,7 Prozent (641.000) und bei den Pflegebedürftigen insgesamt 40,2 Prozent (821.000).
Schwerstpflegebedürftige wurden zudem eher im Heim vollstationär betreut: Der Anteil der Pflegebedürftigen der Stufe III (höchste Pflegestufe) betrug im Heim 20 Prozent – bei den zu Hause Versorgten 8 Prozent. Zudem liegt der Anteil der Pflegebedürftigen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz im Heim mit 71 Prozent deutlich höher als bei den zu Hause Versorgten (Anteil von 31 Prozent).
Eine höhere Pflegequote bei Frauen ab dem achtzigsten Lebensjahr
Ein Blick auf die Anteile an der Gesamtbevölkerung macht deutlich: Unter allen Bürgern im Alter zwischen 70 und 75 Jahren ist bundesweit nur jeder Zwanzigste pflegebedürftig, bei den über 90-Jährigen dagegen zwei Drittel. Nicht in die Zahl der Pflegefälle eingerechnet sind die Personen ohne eigentliche Pflegestufe, jedoch „mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz“ (Pflegestufe 0). Hierunter fallen noch einmal 180.000 Menschen.
Auffallend ist, dass Frauen ab circa dem achtzigsten Lebensjahr eine deutlich höhere Pflegequote aufwiesen – also eher pflegebedürftig sind als Männer dieser Altersgruppen. So beträgt zum Beispiel bei den 85- bis unter 90-jährigen Frauen die Pflegequote 44 Prozent, bei den Männern gleichen Alters hingegen „nur“ 31 Prozent. Neben Unterschieden in der gesundheitlichen Entwicklung bei Frauen und Männern kann ein Faktor für diesen Verlauf der Pflegequoten auch das differierende Antragsverhalten bei Männern und Frauen sein: Ältere Frauen leben häufiger alleine. Bei Pflegebedarf kann schneller die Notwendigkeit bestehen, einen Antrag auf Leistungen zu stellen.
Knapp 1,1 Millionen Jobs in der Pflege
Für die professionelle Versorgung der Pflegebedürftigen stehen 13.300 ambulante Dienste mit insgesamt 356.000 Beschäftigten – darunter 87 Prozent Frauen – bereit. Seit 2013 hat die ambulante Pflegebranche 36.000 neue Jobs geschaffen.
Zudem gibt es rund 13.600 Pflegeheime in Deutschland, wovon mit 11.200 die weitaus größte Mehrheit die vollstationäre Dauerpflege bietet. In den Heimen arbeiten rund 730.000 Beschäftigte, auch hier ist mit 84 Prozent der weitaus größte Teil weiblich. Hier gab es seit 2013 ein Plus von 44.700 Arbeitsplätzen.
Quelle: Destatis