Die Zahl pflegebedürftiger Menschen steigt immer weiter an. Prognosen zufolge soll sie bis 2030 auf 3,4 Millionen gewachsen sein. Entgegen diesem Trend sinkt gleichzeitig die Zahl der Pflegefachkräfte, die den zunehmenden Pflegebedarf auffangen sollen. Jedoch wird der Personalschlüssel auf den Stationen und in den Altersheimen stetig ungünstiger: Immer mehr Pflegebedürftige sollen von immer weniger Pflegefachkräften versorgt werden. So sind nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit die Stellen für beispielsweise examinierte Altenpflegefachkräfte im Bundesdurchschnitt 171 Tage vakant, was 67 % mehr ist als die durchschnittliche Vakanzzeit für alle Berufe. Umgerechnet kommen auf 100 freie Stellen gerade einmal 29 Arbeitssuchende. Eine Lösung für das Personalproblem wird unter anderem in der Akquise von Personal aus dem Ausland gesehen, welches aktuellen Angaben der Bundesregierung zufolge in den vergangenen fünf Jahren angestiegen ist. Die Bundesregierung hat damit auf eine Kleine Anfrage im Bundestag geantwortet.
So waren laut Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2017 bundesweit etwa 128.000 ausländische Pflegekräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt, während es 2013 noch rund 74.000 waren. Die Zahl geringfügig Beschäftigter hat sich in dieser Hinsicht nur leicht verändert, von etwa 5.400 in 2013 auf rund 5.900 im Jahr 2017.
Konkrete Prognosen zum Bedarf ausländischer Pflegekräfte bis 2025 konnte von der Bundesregierung nicht abgegeben werden. Bereits ergriffene Maßnahmen würden erst in den kommenden Jahren ihre tatsächliche Wirkung zeigen und die Entwicklung der Zahl inländischen Pflegepersonals sei von vielen politischen Parametern abhängig.
Bundesregierung stellt weitere Maßnahmen gegen den Personalmangel in Aussicht
Auf die Fragen, welche Projekte und Kooperationen von der Bundesregierung unterstützt werden, um die Gewinnung von Pflegepersonal aus dem Ausland zu fördern, hat die Bundesregierung unter anderem auf die Förderung von Berufsanerkennungsberatungen im Ausland sowie auf diverse erfolgreiche Modellprojekte hingewiesen, bei denen beispielsweise die Kooperationen mit vietnamesischen Partnereinrichtungen unterstützt werden. Auch bilaterale Vereinbarungen mit Bosnien-Herzegowina, Serbien, den Philippinen und Tunesien laufen seit dem Jahr 2013.
Um dem Fachkräftemangel in der Pflege generell entgegenzuwirken, sind außerdem weitere Maßnahmen in Planung. „Vorgesehen sind unter anderem eine Ausbildungsoffensive, Anreize für eine bessere Rückkehr von Teil- in Vollzeitbeschäftigung, ein Wiedereinstiegsprogramm für Pflegekräfte, die Weiterqualifizierung von Pflegehelfern zu Pflegefachkräften sowie eine bessere Gesundheitsvorsorge für die Beschäftigten in der Pflege“, heißt es weiterhin in der Antwort der Bundesregierung. Darüber hinaus wolle man sich für den flächendeckenden Einsatz von Tarifverträgen in der Altenpflege einsetzen.
Anlass der Kleinen Anfrage waren Berichte einer Firma über die versuchte Anwerbung philippinischer Fachkräfte. Den Berichten zufolge sei philippinischen Fachkräften die Erteilung der Visa von den Botschaften vor Ort verweigert worden.