Stuhlmanagement
Ein effek­ti­ves Stuhl­ma­nage­ment hilft bei der Wundhei­lung. Bild: Marco Di Bell (Kompo­si­tion)

Die „wundbe­ein­flus­sen­den Fakto­ren“ beein­flus­sen den Heilungs­pro­zess von Wunden negativ und treten in Abhän­gig­keit vom Alter und der Grund­er­kran­kung des Patien­ten in einer komple­xen Art und Weise auf, die es mitun­ter nicht ermög­licht, die Bedeu­tung eines einzel­nen Faktors für die Hemmung des Heilungs­pro­zes­ses richtig einzu­schät­zen.

Immobi­li­tät, Medika­men­ten­ein­nahme, Mangel­er­näh­rung, Inkon­ti­nenz oder ein schlech­ter Allge­mein­zu­stand sind promi­nente Beispiele für Fakto­ren, die den norma­len Ablauf der Wundhei­lung beein­flus­sen können.

Wunden im periana­len Bereich

Ein weite­rer Faktor sind Stuhl­aus­schei­dun­gen in der lokalen Umgebung der Wunde. Gerade im männli­chen und weibli­chen Intim­be­reich, sowie in der periana­len Umgebung beider Geschlech­ter, stellen die anato­mi­schen Gegeben­hei­ten beson­dere Anfor­de­run­gen an die einzu­set­zende Verbands­tech­nik und bergen ein hohes Infek­ti­ons­ri­siko.

Die von Ausschei­dun­gen bedroh­ten Wundareale sind der perma­nen­ten Gefahr einer endoge­nen bakte­ri­el­len Infek­tion ausge­setzt. Daher muss versucht werden dem mit geeig­ne­ten Maßnah­men entge­gen­zu­wir­ken. Denn: Gelangt die Ausschei­dung in die Wunde, erhöht sich nicht nur die Anzahl der Erreger und Mikro­ben mit der Bildung von Biofil­men, sondern es rückt auch ein septi­sches Infek­ti­ons­ri­siko in den Vorder­grund.

Zudem ist die unmit­tel­bare Wundum­ge­bung, welche der Feuch­tig­keit und der in dünnen Stühlen enthal­te­nen Verdau­ungs­en­zy­men perma­nent ausge­setzt ist, in Gefahr Schaden zu nehmen. Gelangt der Stuhl mehrmals täglich unter die Wundauf­lage und konta­mi­niert die Wunde, ist die Wundthe­ra­pie zum Schei­tern verur­teilt.

Perianale Wunde
Perianale Wunde Bild: Mike Becker

An dieser Stelle steht daher nicht mehr nur die eigent­li­che Wundver­sor­gung im Vorder­grund, sondern der Fokus erwei­tert sich auf das Entge­gen­wir­ken der Inkon­ti­nenz, mit den verfügbaren Mitteln, die der Indika­tion und Indivi­dua­li­tät des Patien­ten entspre­chen.

Selbst­ver­ständ­lich ist eine Wunde im prokto­lo­gi­schen Bereich weiter­hin indika­ti­ons­ge­recht zu versor­gen. Es sind jedoch Beson­der­hei­ten bei den Verbands­wech­sel­in­ter­val­len zu beach­ten, Verkle­bun­gen der Wundrän­der zu vermei­den und Exsudatstau­un­gen zu erken­nen. Die mehrma­lige Wundrei­ni­gung am Tag ist – wenn nicht indiziert – zu vermei­den und die Wundauf­la­gen sind gezielt und wundpha­sen­ge­recht zu appli­zie­ren, damit die Wundruhe nicht unnötig unter­bro­chen wird. Die Umgebungs­haut wäre durch ständige Verbands­wech­sel zu stark belas­tet, die Lebens­qua­li­tät des Patien­ten beein­träch­tigt und materi­elle, sowie perso­nelle Ressour­cen würden verschwen­det.

In der Behand­lung von Patien­ten mit Wunden in der periana­len Region sollte in beson­de­rem Maße darauf geach­tet werden, wie die Grund­er­kran­kung, Ernäh­rungs­si­tua­tion oder Medika­tion auf die Inkon­ti­nenz wirkt und mit welcher Thera­pie jener entge­gen­wirkt werden kann. Ist es nicht möglich, zum Beispiel mit einem angepass­ten Ernäh­rungs­kon­zept oder einer medika­men­tö­sen Unterstützung, die Inkon­ti­nenz zu lindern, kann auf verschie­dene Hilfs­mit­tel zurückgegriffen werden, um ein Stuhl­ma­nage­ment zu erzie­len.

Verwen­dung von Hilfs­mit­teln

Eine Möglich­keit ist der Einsatz von Analtam­pons, welche in verschie­de­nen Formen und Größen zur Verfügung stehen. Diese bestehen aus toxiko­lo­gisch, sowie derma­to­lo­gisch unbedenk­li­chen Polyvi­nyl­al­ko­hol-Schaum­stoff. Die Indika­tion derer liegt vor allem bei Schmierstühlen. Der Wechsel sollte zweimal täglich erfol­gen. Bei einer wässri­gen Diarrhoe sind Analtam­pons nicht geeig­net. Analtam­pons gelten als medizi­ni­sche Hilfs­mit­tel, sodass die Kosten von den gesetz­li­chen Kranken­ver­si­che­run­gen übernommen werden.

Auch werden mitun­ter Darmrohre einge­setzt, welche sich eher für eine sehr kurzfris­tige Ablei­tung eignen, da bei einer länge­ren Liege­dauer, inter­anale oder rektale Druck­stel­len zu beobach­ten sind.

Der Einsatz von Fäkal­kol­lek­to­ren ist eine weitere stark verbrei­tete Möglich­keit zum Aufsam­meln von Stuhl bei bettlä­ge­ri­gen und immobi­len Pflegebedürftigen. Aller­dings ist die Appli­ka­tion, vor allem bei Frauen, aufgrund der anato­mi­schen Verhält­nisse, eher schwie­rig. Bei unmit­tel­ba­ren periana­len Wunden sind die Kollek­to­ren nicht geeig­net, da sie eine intakte Klebe­flä­che für die Anhaf­tung benöti­gen.

Analtampon
Analtam­pons bestehen aus Polyvi­nyl­al­ko­hol-Schaum­stoff. Bild: Mike Becker

Chirur­gi­sche Inter­ven­tion

Eine opera­tive Möglich­keit des Stuhl­ma­nage­ments ist die kontrol­lierte Ablei­tung über eine Stoma­an­lage, die – solange der Schließ­mus­kel­ap­pa­rat erhal­ten bleibt – meist tempo­rär, ansons­ten als endstän­dige Anlage dauer­haft einge­rich­tet wird.

Abhän­gig von der Opera­ti­ons­tech­nik wird der Darm endstän­dig oder doppel­läu­fig aus der Bauch­de­cke ausge­lei­tet und an der Haut mit Fäden fixiert. Sind die Fäden entfernt oder haben sich aufge­löst, ist der Darm fest mit der Haut verbun­den.

Das Stoma kann vorübergehend (passa­ger) oder dauer­haft (perma­nent) angelegt werden. Hier muss jedoch im Vorfeld, aufgrund der Eingriffs­in­ten­si­tät eruiert werden, ob der Allge­mein­zu­stand des Patien­ten hierfür überhaupt geeig­net scheint.

Stuhl­ma­nage­ment mit Darmdrai­na­ge­sys­teme

An dieser Stelle tritt nun das Darmdrai­na­ge­sys­tem der ersten Genera­tion, welches von verschie­de­nen Firmen angebo­ten wird, in den Vorder­grund.

Diese Systeme bestehen aus Silikon und werden von außen, mit Gleit­gel und mit einer Appli­ka­ti­ons­hilfe, in Form einer Finger­ta­sche, in den Darm eingeführt. Hierbei handelt es sich um einen Darmver­weil­ka­the­ter, mit einem angeschlos­se­nen Ablei­tungs­sys­tem und austausch­ba­rem Sammel­beu­tel, einem Spül- und Block­zu­gang, sowie einem Stuhl­ent­nahme-Port. Ähnlich dem BDK, wird der Block mit einer Flüssigkeit befüllt, was dafür sorgt, dass der Ballon im Rektum auf Position gehal­ten und bis zu 29 Tage im Rektum verwei­len kann.

Doch leider stellen sich die Draina­gen der ersten Genera­tio­nen, aufgrund ihrer Bauart und des Materi­als, nicht immer als effek­tiv dar. So beschrie­ben Dr. Markus Öhlbauer und Dr. Britta Wallner von der BG-Unfall­kli­nik Murnau im Jahr 2016 die damalig zur Verfügung stehen­den Darmma­nage­ment­sys­teme, welche bis dahin aus Silikon gefer­tigt waren:

„Eine völlige Dichtig­keit, vor allem für Stuhl­was­ser, ist aber zumeist auch mit diesen Darmma­nage­ment­sys­te­men, nicht zu errei­chen, sodass dies über eine erhöhte Frequenz der Verbands­wech­sel kompen­siert werden muss.“

Im Zusam­men­hang mit der Mehrbe­las­tung des Patien­ten und den zeitlich aufwen­di­gen Verbands­wech­sel­in­ter­val­len, sowie dem hohen materi­el­len Einsatz von Wundauf­la­gen, Wundspülmittel oder der Unter­druck­the­ra­pie, ist es an dieser Stelle unerläss­lich, auf eine funktio­nelle Stuhl­ab­lei­tung zurückgreifen zu können.

Effek­ti­ves Stuhl­ma­nage­ment mit Draina­ge­sys­teme der neues­ten Genera­tion

Dieses kann durch ein hygh-tec® basic-plus Stuhl­drai­na­ge­sys­tem, welches ein innova­ti­ves Medizin­pro­dukt des Herstel­lers Advan­ced Medical Balloons GmbH aus dem badischen Waghäu­sel darstellt, bedient werden. Erst die Benut­zung eines PU-Materi­als und die Evolu­tion des Designs, ermög­licht eine bis dahin nicht erreichte Zuver­läs­sig­keit.

Das System verfügt über ein neuar­ti­ges trans­a­na­les Dichtungs­prin­zip, wobei der Draina­ge­kopf einen hantel­för­mi­gen, mikro-dünnen Dichtungs­bal­lon besitzt, der vom Rektum ausge­hend durch den Analka­nal hindurch­reicht und den Bewegun­gen des Schließ­mus­kels und des Patien­ten folgt.

Stuhlmanagement mit Stuhldrainagesystem
Stuhl­ma­nage­ment mit einem moder­nen Stuhl­drai­na­ge­sys­tem. Bild: Mike Becker

Der Dichtungs­bal­lon wird schlaff mit Luft befüllt und schmiegt sich den Schleim­häu­ten des Rektums und Anus spannungs­los an.

Der elastisch verform­bare Schaft­schlauch im Inneren faltet sich bei norma­lem Schließ­mus­kel­to­nus radial ein und richtet sich bei nachlas­sen­dem Tonus und Öffnung des Schließ­mus­kels spontan in den Analka­nal auf und unterstützt dabei den freien, unbehin­der­ten Stuhl­ab­fluss aus dem Rektum.

Laut PMS-Daten des Herstel­lers (aus 2021–2022) erreicht hygh-tec® basic-plus mit bis zu 95 Prozent eine wesent­lich höhere Dichtig­keit als herkömm­li­che Silikon­drai­na­gen.