Die „wundbeeinflussenden Faktoren“ beeinflussen den Heilungsprozess von Wunden negativ und treten in Abhängigkeit vom Alter und der Grunderkrankung des Patienten in einer komplexen Art und Weise auf, die es mitunter nicht ermöglicht, die Bedeutung eines einzelnen Faktors für die Hemmung des Heilungsprozesses richtig einzuschätzen.
Immobilität, Medikamenteneinnahme, Mangelernährung, Inkontinenz oder ein schlechter Allgemeinzustand sind prominente Beispiele für Faktoren, die den normalen Ablauf der Wundheilung beeinflussen können.
Wunden im perianalen Bereich
Ein weiterer Faktor sind Stuhlausscheidungen in der lokalen Umgebung der Wunde. Gerade im männlichen und weiblichen Intimbereich, sowie in der perianalen Umgebung beider Geschlechter, stellen die anatomischen Gegebenheiten besondere Anforderungen an die einzusetzende Verbandstechnik und bergen ein hohes Infektionsrisiko.
Die von Ausscheidungen bedrohten Wundareale sind der permanenten Gefahr einer endogenen bakteriellen Infektion ausgesetzt. Daher muss versucht werden dem mit geeigneten Maßnahmen entgegenzuwirken. Denn: Gelangt die Ausscheidung in die Wunde, erhöht sich nicht nur die Anzahl der Erreger und Mikroben mit der Bildung von Biofilmen, sondern es rückt auch ein septisches Infektionsrisiko in den Vordergrund.
Zudem ist die unmittelbare Wundumgebung, welche der Feuchtigkeit und der in dünnen Stühlen enthaltenen Verdauungsenzymen permanent ausgesetzt ist, in Gefahr Schaden zu nehmen. Gelangt der Stuhl mehrmals täglich unter die Wundauflage und kontaminiert die Wunde, ist die Wundtherapie zum Scheitern verurteilt.
An dieser Stelle steht daher nicht mehr nur die eigentliche Wundversorgung im Vordergrund, sondern der Fokus erweitert sich auf das Entgegenwirken der Inkontinenz, mit den verfügbaren Mitteln, die der Indikation und Individualität des Patienten entsprechen.
Selbstverständlich ist eine Wunde im proktologischen Bereich weiterhin indikationsgerecht zu versorgen. Es sind jedoch Besonderheiten bei den Verbandswechselintervallen zu beachten, Verklebungen der Wundränder zu vermeiden und Exsudatstauungen zu erkennen. Die mehrmalige Wundreinigung am Tag ist – wenn nicht indiziert – zu vermeiden und die Wundauflagen sind gezielt und wundphasengerecht zu applizieren, damit die Wundruhe nicht unnötig unterbrochen wird. Die Umgebungshaut wäre durch ständige Verbandswechsel zu stark belastet, die Lebensqualität des Patienten beeinträchtigt und materielle, sowie personelle Ressourcen würden verschwendet.
In der Behandlung von Patienten mit Wunden in der perianalen Region sollte in besonderem Maße darauf geachtet werden, wie die Grunderkrankung, Ernährungssituation oder Medikation auf die Inkontinenz wirkt und mit welcher Therapie jener entgegenwirkt werden kann. Ist es nicht möglich, zum Beispiel mit einem angepassten Ernährungskonzept oder einer medikamentösen Unterstützung, die Inkontinenz zu lindern, kann auf verschiedene Hilfsmittel zurückgegriffen werden, um ein Stuhlmanagement zu erzielen.
Verwendung von Hilfsmitteln
Eine Möglichkeit ist der Einsatz von Analtampons, welche in verschiedenen Formen und Größen zur Verfügung stehen. Diese bestehen aus toxikologisch, sowie dermatologisch unbedenklichen Polyvinylalkohol-Schaumstoff. Die Indikation derer liegt vor allem bei Schmierstühlen. Der Wechsel sollte zweimal täglich erfolgen. Bei einer wässrigen Diarrhoe sind Analtampons nicht geeignet. Analtampons gelten als medizinische Hilfsmittel, sodass die Kosten von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen werden.
Auch werden mitunter Darmrohre eingesetzt, welche sich eher für eine sehr kurzfristige Ableitung eignen, da bei einer längeren Liegedauer, interanale oder rektale Druckstellen zu beobachten sind.
Der Einsatz von Fäkalkollektoren ist eine weitere stark verbreitete Möglichkeit zum Aufsammeln von Stuhl bei bettlägerigen und immobilen Pflegebedürftigen. Allerdings ist die Applikation, vor allem bei Frauen, aufgrund der anatomischen Verhältnisse, eher schwierig. Bei unmittelbaren perianalen Wunden sind die Kollektoren nicht geeignet, da sie eine intakte Klebefläche für die Anhaftung benötigen.
Chirurgische Intervention
Eine operative Möglichkeit des Stuhlmanagements ist die kontrollierte Ableitung über eine Stomaanlage, die – solange der Schließmuskelapparat erhalten bleibt – meist temporär, ansonsten als endständige Anlage dauerhaft eingerichtet wird.
Abhängig von der Operationstechnik wird der Darm endständig oder doppelläufig aus der Bauchdecke ausgeleitet und an der Haut mit Fäden fixiert. Sind die Fäden entfernt oder haben sich aufgelöst, ist der Darm fest mit der Haut verbunden.
Das Stoma kann vorübergehend (passager) oder dauerhaft (permanent) angelegt werden. Hier muss jedoch im Vorfeld, aufgrund der Eingriffsintensität eruiert werden, ob der Allgemeinzustand des Patienten hierfür überhaupt geeignet scheint.
Stuhlmanagement mit Darmdrainagesysteme
An dieser Stelle tritt nun das Darmdrainagesystem der ersten Generation, welches von verschiedenen Firmen angeboten wird, in den Vordergrund.
Diese Systeme bestehen aus Silikon und werden von außen, mit Gleitgel und mit einer Applikationshilfe, in Form einer Fingertasche, in den Darm eingeführt. Hierbei handelt es sich um einen Darmverweilkatheter, mit einem angeschlossenen Ableitungssystem und austauschbarem Sammelbeutel, einem Spül- und Blockzugang, sowie einem Stuhlentnahme-Port. Ähnlich dem BDK, wird der Block mit einer Flüssigkeit befüllt, was dafür sorgt, dass der Ballon im Rektum auf Position gehalten und bis zu 29 Tage im Rektum verweilen kann.
Doch leider stellen sich die Drainagen der ersten Generationen, aufgrund ihrer Bauart und des Materials, nicht immer als effektiv dar. So beschrieben Dr. Markus Öhlbauer und Dr. Britta Wallner von der BG-Unfallklinik Murnau im Jahr 2016 die damalig zur Verfügung stehenden Darmmanagementsysteme, welche bis dahin aus Silikon gefertigt waren:
„Eine völlige Dichtigkeit, vor allem für Stuhlwasser, ist aber zumeist auch mit diesen Darmmanagementsystemen, nicht zu erreichen, sodass dies über eine erhöhte Frequenz der Verbandswechsel kompensiert werden muss.“
Im Zusammenhang mit der Mehrbelastung des Patienten und den zeitlich aufwendigen Verbandswechselintervallen, sowie dem hohen materiellen Einsatz von Wundauflagen, Wundspülmittel oder der Unterdrucktherapie, ist es an dieser Stelle unerlässlich, auf eine funktionelle Stuhlableitung zurückgreifen zu können.
Effektives Stuhlmanagement mit Drainagesysteme der neuesten Generation
Dieses kann durch ein hygh-tec® basic-plus Stuhldrainagesystem, welches ein innovatives Medizinprodukt des Herstellers Advanced Medical Balloons GmbH aus dem badischen Waghäusel darstellt, bedient werden. Erst die Benutzung eines PU-Materials und die Evolution des Designs, ermöglicht eine bis dahin nicht erreichte Zuverlässigkeit.
Das System verfügt über ein neuartiges transanales Dichtungsprinzip, wobei der Drainagekopf einen hantelförmigen, mikro-dünnen Dichtungsballon besitzt, der vom Rektum ausgehend durch den Analkanal hindurchreicht und den Bewegungen des Schließmuskels und des Patienten folgt.
Der Dichtungsballon wird schlaff mit Luft befüllt und schmiegt sich den Schleimhäuten des Rektums und Anus spannungslos an.
Der elastisch verformbare Schaftschlauch im Inneren faltet sich bei normalem Schließmuskeltonus radial ein und richtet sich bei nachlassendem Tonus und Öffnung des Schließmuskels spontan in den Analkanal auf und unterstützt dabei den freien, unbehinderten Stuhlabfluss aus dem Rektum.
Laut PMS-Daten des Herstellers (aus 2021–2022) erreicht hygh-tec® basic-plus mit bis zu 95 Prozent eine wesentlich höhere Dichtigkeit als herkömmliche Silikondrainagen.