Warum Wunddokumentation wichtig ist
Die Wunddokumentation soll in erster Linie dazu dienen, dass Patientinnen und Patienten bestmöglich versorgt werden. Sie sorgt allerdings auch dafür, dass die Beteiligten bei haftungsrechtlichen Fragen auf der sicheren Seite stehen.
Eine ausführliche Dokumentation kann also vor allem bei unrechtmäßigen Anschuldigungen eines Behandlungsfehlers hilfreich sein, um zu beweisen, dass alle Maßnahmen korrekt durchgeführt wurden.
Die Dokumentation ist dabei keine freiwillige Leistung, sondern vom Gesetzgeber rechtlich vorgegeben. In § 630f BGB heißt es, dass Behandelnde dazu verpflichtet sind „sämtliche aus fachlicher Sicht für die derzeitige und künftige Behandlung wesentlichen Maßnahmen und deren Ergebnisse aufzuzeichnen […]“. Dazu gehört auch die Wunddokumentation.
Rechtlich ist auch festgeschrieben, in welcher Form die Dokumentation zu erfolgen hat. So kann sie sowohl auf Papier als auch digital geführt werden. Ganz wichtig ist hierbei: Nachträgliche Änderungen an der Dokumentation sind nur dann zulässig, wenn der ursprüngliche Inhalt erkennbar bleibt – das gilt auch für die digitale Form. Außerdem muss der Zeitpunkt der Änderung festgehalten werden.
In der Praxis werden Änderungen in der Dokumentation gerne nicht so genau genommen. Trotzdem ist nur jedem anzuraten, sich an die Vorgaben zu halten. Unrechtmäßige Manipulationen in der Patientenakte können nämlich zur fristlosen Kündigung führen (LAG Thüringen – 4a Sa 166/23).
Wann die Wunddokumentation erfolgen soll, ist ebenfalls durch das Gesetz vorgegeben. So muss die Dokumentation unmittelbar nach der Behandlung erfolgen. Die Patientenakte in denen alle Dokumentationen enthalten sind, ist für zehn Jahre nach Abschluss der Behandlung aufzubewahren.
Wunddokumentation nach Expertenstandard
Die Wunddokumentation in der Pflege ist also rechtlich vorgegeben. Deshalb ist sie auch weitestgehend standardisiert.
Viele Einrichtungen orientierten sich für eine adäquate Wundversorgung an den Expertenstandards für die Pflege von Menschen mit chronischen Wunden vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP).
Grundlage für eine Wunddokumentation nach Expertenstandard [1] ist eine ausführliche Wundanamnese. Hierbei werden Informationen zum sozialen Umfeld des Patienten, das Krankheitsbild, bisherige Behandlung, weitere Erkrankungen, Medikation und psychosoziale Aspekte gesammelt.
Im Anschluss erfolgt dann die eigentliche Wunddokumentation, die vor allem die Wunde beschreiben soll. Diese muss datiert und unterschrieben werden. Folgende Informationen gehören unter anderem in die Wunddokumentation:
- Patientendaten (Name, Gewicht, Diagnose etc.)
- Wundart
- Wundlokalisation
- Wundgröße
- Wundrand
- Wundursache
- Wundumgebung
- Wundgeruch
Daneben gibt es weitere Daten, die erfasst werden sollten. Als Hilfestellung gibt es für die Wunddokumentation Muster, die als Vorlage dienen können und in die die entsprechenden Daten nur noch eingetragen werden müssen.
In Ergänzung zur schriftlichen Dokumentation empfiehlt sich die Fotodokumentation der Wunde. Diese ist allerdings mit weiteren rechtlichen Fragen verbunden.
Wunddokumentation mit Foto
Die Fotodokumentation ist im Gegensatz zur schriftlichen Dokumentation nicht verpflichtend, erleichtert es den Beteiligten aber deutlich den Heilungsprozess darzustellen und für alle nachvollziehbar zu machen.
Sie ist deshalb lediglich eine visuelle Ergänzung und ersetzt die schriftliche Dokumentation nicht. Aus rechtlicher Sicht besteht beim Fotografieren von Wunden die Gefahr die Intimsphäre des Patienten zu verletzen.
In § 201a StGB ist die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen geregelt.
In der Praxis sind vor allem zwei Aspekte zu berücksichtigen:
- Der Gesetzgeber orientierte sich bei der Beschreibung des Tatbestandsmerkmals „höchstpersönlich“ an dem verfassungsgerichtlich geprägten Begriff der „Intimsphäre“. Dieser umfasst unter anderem auch Aufnahmen des Gesundheitszustands, des entblößten Körpers, aber auch von Diagnose- und Behandlungsszenarien.
- Eine strafbare Handlung wird nur verwirklicht, wenn „unbefugt“, das heißt ohne Erlaubnis Bildaufnahmen hergestellt oder übertragen werden.
Auch die bildliche Darstellung einer Wunddokumentation kann demnach strafwürdigen Charakter haben. Wer Fotoaufnahmen des Patienten ohne Erlaubnis macht, riskiert eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe.
Es ist daher wichtig, das Einverständnis zur Fotodokumentation in die Einwilligungserklärung des Patienten aufzunehmen.
Wann und wie oft die Fotodokumentation der Wunde aktualisiert werden soll, ist nicht einheitlich geregelt. Allerdings sollte die Fotodokumentation bei der Aufnahme und Entlassung des Patienten erfolgen und bei jeder Änderung der Wundsituation.
Fotodokumentation: Wie geht’s richtig?
Die Wunddokumentation mit Kamera scheint auf den ersten Blick simpel. Trotzdem sind einige Dinge für die Fotodokumentation bei Wunden zu beachten.
Mittlerweile gibt es auch eine App für Fotodokumentation. Diese kann den Dokumentationsprozess erleichtern und mitunter die Wundvermessung automatisch vornehmen. Hier in Kürze einige aufgelistet:
- Healico App
- WundDoku App
- Companion App
Die Aufnahmen für die Fotodokumentation sollten immer mit dem gleichen Abstand erfolgen. Am besten eignet sich ein Abstand von cira 15 Zentimetern. Auch der Winkel sollte immer gleich sein und idealerweise 90° zur Hautoberfläche betragen.
Außerdem sollte auf gleiche Umgebungsbedingungen geachtet werden. Das bedeutet, es ist immer für identische Lichtverhältnisse zu sorgen. Schatten in der Aufnahme sind unbedingt zu vermeiden.
Damit die Fotodokumentation also gelingt, muss systematisch vorgegangen werden. Nur wenn jede Bildaufnahme die gleiche Qualität aufweist, lässt sich die Entwicklung der Wunde nachvollziehbar darstellen.
FAQ
Warum ist die Wunddokumentation wichtig?
Die Wunddokumentation ist entscheidend, um ein optimale Patientenversorgung sicherzustellen und haftungsrechtlich abgesichert zu sein. Eine ausführliche Dokumenation belegt, dass alle Behandlungspflichten erfüllt wurden.
Welche rechtlichen Vorgaben gibt es zur Wunddokumentation?
Die Wunddokumentation ist gesetzlich vorgeschrieben und muss unmittelbar nach der Behandlung erfolgen. Nachträgliche Änderungen sind nur zulässig, wenn der ursprüngliche Inhalt erkennbar bleibt.
Welche Bedeutung hat die Fotodokumentation in der Wunddokumentation?
Die Fotodokumentation ist keine Pflicht, bietet jedoch eine visuelle Ergänzung zur schriftlichen Dokumentation und erfordert das Einverständnis des Patienten, um die Intimsphäre zu wahren.
Quellen:
- Mader, Andrea et al. (2016): Praktisches Wundmanagement. Patientenorientiert handeln – kompetent überleiten. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft.