Raucher, Deutschland, Tabakkontrolle
In Deutsch­land finden Raucher immer noch paradie­si­sche Zustände vor. Bild: geralt/Pixabay.com

Dies zeigt eine aktuelle Befra­gung in 35 europäi­schen Staaten: die „Tabak­kon­trollskala 2016“, die am 23. März bei der siebten Europäi­schen Tabak­kon­troll­kon­fe­renz in Porto vorge­stellt wurde.

Deutsch­land ist das einzige Land in der EU, das noch unein­ge­schränkt Außen­wer­bung für Tabak­pro­dukte erlaubt, und hat zudem seit 2010 keiner­lei Maßnah­men ergrif­fen, um das Rauchen zu verrin­gern. Ledig­lich die europäi­sche Tabak­pro­dukt­richt­li­nie wurde im Jahr 2016 – wie es für alle EU-Mitglied­staa­ten Pflicht ist – in natio­na­les Recht umgesetzt. Andere Länder hinge­gen, allen voran Großbri­tan­nien und Nordir­land, haben in den letzten Jahren immer wieder neue Regelun­gen einge­führt. Aktuelle Beispiele dafür sind eine standar­di­sierte Verpa­ckung für Tabak­er­zeug­nisse oder ein Rauch­ver­bot im Auto, wenn Kinder mitfah­ren.

Maßnah­men zur Verrin­ge­rung des Rauchens der Bevöl­ke­rung

„Dieses Ranking zeigt überdeut­lich den großen Handlungs­be­darf, der in Deutsch­land in der Tabak­kon­trolle besteht“, sagt Dr. Ute Mons, Leite­rin der Stabs­stelle Krebs­prä­ven­tion und des WHO-Kolla­bo­ra­ti­ons­zen­trums für Tabak­kon­trolle am Deutschen Krebs­for­schungs­zen­trum. „Ein beson­ders frappie­ren­des Beispiel ist das längst überfäl­lige Außen­wer­be­ver­bot. Es ist aller­höchste Zeit, den seit nunmehr fast einem Jahr vorlie­gen­den und immer wieder verzö­ger­ten Gesetz­ent­wurf für ein Verbot der Tabak­au­ßen­wer­bung umzuset­zen“, so Mons bei der siebten Europäi­schen Tabak­kon­troll­kon­fe­renz in Porto.

Die Tabak­kon­trollskala quanti­fi­ziert und bewer­tet für die einzel­nen Länder die Einfüh­rung von sechs Maßnah­men zur Verrin­ge­rung des Rauchens in der Bevöl­ke­rung. Diese Maßnah­men sind von der Weltbank als wirksam einge­stuft worden und sollten im Rahmen einer umfas­sen­den Tabak­prä­ven­ti­ons­stra­te­gie einge­führt werden. Dazu gehören Tabak­steu­er­erhö­hun­gen, rauch­freie öffent­li­che Räume, Aufklä­rungs­kam­pa­gnen, ein umfas­sen­des Tabak­wer­be­ver­bot, Warnhin­weise auf Tabak­ver­pa­ckun­gen und die Unter­stüt­zung beim Rauch­stopp.

Deutsch­land hat in den letzten Jahren wenig geleis­tet

Deutsch­land erreicht ledig­lich für Rauch­ver­bote im öffent­li­chen Raum sowie für die Einfüh­rung der neuen Warnhin­weise gerade einmal die Hälfte der mögli­chen Punkte, bei allen anderen Krite­rien liegt es darun­ter.

Aufstei­gen im Ranking kann ein Land, wenn es seit der letzten Erfas­sung neue Maßnah­men ergrif­fen hat. Deutsch­land hat in dieser Hinsicht in den letzten Jahren wenig geleis­tet und bietet daher der Tabak­in­dus­trie im europäi­schen Vergleich geradezu paradie­si­sche Verhält­nisse – mit gravie­ren­den Folgen: Jedes Jahr sterben rund 121.000 Menschen an den Gesund­heits­schä­den, die das Rauchen verur­sacht.

Quelle: idw