Immunsystem
Hochkom­plex: unser Immun­sys­tem Bild: Bild: Arek Socha

Unser Immun­sys­tem schützt unseren Körper vor einer Vielzahl mögli­cher Erkran­kun­gen und Infek­tio­nen, wehrt Viren, Keime, Pilze, Erreger und körper­fremde Substan­zen ab und kann durch Sport und eine gesunde und vitamin­rei­che Ernäh­rung gestärkt werden. Doch wie ist unser Immun­sys­tem überhaupt aufge­baut und wie funktio­niert der Abwehr­me­cha­nis­mus bei einem gesun­den Menschen genau? Genau diese Fragen wollen wir im folgen­den Beitrag erläu­tern.

Wie ist unser Immun­sys­tem aufge­baut?

Äußere Barrie­ren

An aller­ers­ter Stelle steht in unserem Immun­sys­tem die Haut. Auf ihr befin­det sich ein dünner, zu Teilen aus Schweiß bestehen­der Säure­schutz­man­tel, der die Vermeh­rung von schäd­li­chen Bakte­rien und Pilzen verhin­dert und dafür sorgt, dass diese nicht in den mensch­li­chen Körper gelan­gen.

Immunsystem
Erster Immun­schutz: die Haut Bild: Bild: Andreas160578

Auch die Schleim­häute, die Nasen­haare, die Tränen­flüs­sig­keit im Auge, der Speichel im Mund und unsere Magen­säure bilden unter anderem das Gerüst für die „äußere“ Immun­ab­wehr und sorgen dafür, dass die Keime nicht weiter in den Körper eindrin­gen. Sie wirken desin­fi­zie­rend und verhin­dern ebenfalls eine Vermeh­rung der Keime.

Sollten die Keime doch in den Körper gelan­gen, sehen sich diese zwei Abwehr­sys­te­men ausge­lie­fert: Der unspe­zi­fi­schen bezie­hungs­weise spezi­fi­schen Immun­ab­wehr. Beide Systeme besit­zen einen sowohl zellu­lä­ren Anteil – damit sind die Abwehr­zel­len gemeint – als auch einen humora­len Anteil, bei dem sich die Abwehr­stoffe in Körper­flüs­sig­kei­ten, wie etwa dem Blutplasma, befin­den.

Unspe­zi­fi­sche Immun­ab­wehr

Die unspe­zi­fi­sche Immun­ab­wehr ist bei gesun­den Menschen angebo­ren. Hierbei werden unspe­zi­fi­sche, körper­fremde Stoffe abgewehrt, wobei die unspe­zi­fi­sche Abwehr nicht auf bestimmte Erreger spezia­li­siert ist. Zur unspe­zi­fi­schen Immun­ab­wehr gehören die bereits oben erläu­ter­ten äußeren Abwehr­me­cha­nis­men.

Schaf­fen es Erreger an der ersten Abwehr­schicht vorbei in unseren Körper, so greifen bestimmte Prote­ine und Abwehr­zel­len ein:

Ein Teil der weißen Blutkör­per­chen im zellu­lä­ren Bereich, die Phago­zy­ten, werden auch Fress­zel­len genannt, die, wie der Name schon verrät, die angrei­fen­den Stoffe auffres­sen. Außer­dem zerstö­ren sie auch weitere Reste von abgestor­be­nen Körper­zel­len, Viren oder bereits beschä­dig­ten Tumor­zel­len und können die Erreger­zel­len auch als Antigen adaptie­ren. Zu den weißen Blutkör­per­chen gehören auch die natür­li­chen Killer­zel­len, die von Viren befal­lene Körper­zel­len oder Tumor­zel­len erken­nen und sie mittels freizu­set­zen­der Stoffe töten.

Ein weite­rer Teil der unspe­zi­fi­schen Immun­ab­wehr ist das Komple­ment­sys­tem, welches zum humora­len Teil der Abwehr­kette gehört. Dieser Teil arbei­tet über die Eiweiße in den körper­ei­ge­nen Flüssig­kei­ten und deren Prote­ine, die sich an Erreger­zel­len binden und so aktiviert werden. Sie können die Keime auf verschie­dene Art und Weise abweh­ren:

  • Entzün­dungs­re­ak­tion: Durch die Weitung der Äderchen und die zuneh­mende Durch­läs­sig­keit der Gefäß­wände können Fress­zel­len angelockt werden, die die Erreger zerstö­ren
  • Opsonie­rung: Die Prote­ine „markie­ren“ damit die Erreger als Futter für die Fress­zel­len, indem sie sich an die Erreger anhef­ten
  • Direkte Zerstö­rung: Die Prote­ine „durch­lö­chern“ Bakte­rien und Zellen, was zu deren Tod führt

Spezi­fi­sche Immun­ab­wehr

Im Gegen­satz zur unspe­zi­fi­schen Immun­ab­wehr ist die spezi­fi­sche Immun­ab­wehr erwor­ben. Sie greift dann ein, wenn die unspe­zi­fi­sche Abwehr es nicht geschafft hat, die Erreger abzuweh­ren und sich diese nun in den Lymph­or­ga­nen anlagern.

In den Lymph­or­ga­nen sitzen die T- und B‑Lymphozyten mit unter­schied­li­che Rezep­to­ren. Sie können sich unter anderem an die Erreger-Antigene der Fress­zelle oder direkt an die Rezep­to­ren der Erreger binden und werden damit aktiviert.

Auch hierbei wird wieder zwischen der zellu­lä­ren und humora­len Immun­ab­wehr unter­schie­den:

Die spezi­fi­sche zellu­läre Immun­ant­wort wirkt vor allem gegen Zellen, die von Viren oder einem Tumor befal­len sind. Durch die Aktivie­rung der Lympho­zy­ten im Lymph­kno­ten durch die Erreger entste­hen die sogenann­ten T‑Helferzellen sowie die cytoto­xi­schen T‑Zellen, die auch T‑Killerzellen heißen.

Die T‑Killerzellen erken­nen die kranken Zellen und binden sich mit ihrem Rezep­tor an deren Rezep­to­ren und zerstö­ren sie durch die Abgabe von bestimm­ten Prote­inen, was zu einer Apoptose, einem „program­mier­ten Zelltod“ führt.

Die T‑Helferzellen wiederum vermeh­ren sich rasch und schüt­ten dabei Zytokine aus. Durch diese Stoffe werden alle im Körper betei­lig­ten Abwehr­sys­teme aktiviert und in Bereit­schaft versetzt. Die T‑Helferzellen sind damit also eine Art chemi­scher Alarm­ge­ber in unserem Körper.

Ein Teil der T‑Helferzellen bildet sich in der Folge zu T‑Gedächtniszellen weiter, die sich an einen Erreger über mehrere Jahrzehnte erinnern. Aus diesem Grund ist es möglich, sich gegen bestimmte Krank­hei­ten „abzuhär­ten“, da bei einem erneu­ten Eintritt der Erreger sofort die gesamte Immun­ab­wehr von den Gedächt­nis­zel­len alarmiert wird und die Infek­tion noch schnel­ler bekämpft werden kann.

Auch für die spezi­fi­sche humorale Immun­ab­wehr, bei der vor allem Giftstoffe, Fremd­kör­per, Bakte­rien und Viren abgewehrt werden, sind die T‑Helferzellen verant­wort­lich.

Die im Blut vorhan­de­nen B‑Lymphozyten binden die Erreger als Antigen an ihre Oberflä­che. Anschlie­ßend bindet sich die T‑Helferzelle widerum an das Antigen und schüt­tet Zytokine aus., wodurch der B‑Lymphozyt vollstän­dig aktiviert wird. Die B‑Lymphozyten klonen sich und diffe­ren­zie­ren nun zu Plasma­zel­len und schüt­ten in dieser Funktion bis zu 2.000 Antikör­per pro Sekunde aus, die perfekt an die Rezep­to­ren der Antigene der Erreger passen, wodurch sie opsoniert und damit unschäd­lich gemacht werden.

Man sieht hier bereits: Die verschie­de­nen Immun­ab­wehr­be­rei­che sind in ihren Funktio­nen eng mitein­an­der verzahnt und unter­ein­an­der einge­spielt und umfas­sen auch andere Organe wie die Leber oder den Darm. Die Immun­ab­wehr erfolgt also durch den ganzen Körper.

Wie funktio­nie­ren Impfun­gen?

Häufig disku­tiert und die Gesell­schaft spaltend: Impfun­gen schüt­zen uns vor beson­de­ren und selte­nen Krank­hei­ten, werden aufgrund ihrer Risiken, der Profit­gier der Pharma­in­dus­trie und enthal­te­ner Zusatz­stoffe von einigen Menschen kriti­siert.

Impfun­gen dienen dazu, das Immun­sys­tem auf bestimmte Krank­hei­ten vorzu­be­rei­ten. Man spricht dann von einer aktiven Immuni­sie­rung.

Immunsystem
Ein starkes Immun­sys­tem schützt und bringt Lebens­freude Bild: Bild: silvi­a­rita

Aktive Immuni­sie­rung

Die aktive Immuni­sie­rung wird auch Schutz­imp­fung genannt. Hierbei werden stark abgeschwächte oder auch bereits tote Erreger einer Krank­heit in den Körper injiziert. Man spricht daher auch von Lebend- oder Totimpf­stof­fen. Mittler­weile werden die Eiweiße der Erreger auch häufig gentech­nisch herge­stellt, man bezeich­net diese Prote­ine auch als Antigene.

Das Immun­sys­tem kann nach der Injek­tion damit begin­nen, passende Antikör­per zu bilden, um die Erreger zu bekämp­fen. Dadurch, dass die Erreger bereits geschwächt oder tot sind, erkrankt man durch eine Impfung nicht. Die Gedächt­nis­zel­len des Immun­sys­tems sind aber in der Lage, sich die Erreger zu merken und ihn bei einem Angriff nach der Impfung sofort mit Antikör­pern zu besie­gen. Somit verlau­fen Infek­tio­nen nach einer Impfung harmlo­ser oder treten erst gar nicht auf.

Passive Immuni­sie­rung

Die passive Immuni­sie­rung verläuft anders und wird dann angewen­det, wenn man sich mit einer Krank­heit infiziert, gegen die man nicht immun ist. Für einen vorrü­ber­ge­hen­den Schutz benötigt man Blut, in welchem sich bereits Antikör­per gegen die Krank­heit befin­den. Dies erzeugt man häufig, in dem man Tieren, die die Krank­heit bereits hatten oder dagegen geimpft wurden, Blut mit den vorhan­de­nen Antikör­pern entnimmt und daraus ein entspre­chen­des Serum für den Menschen herstellt.

Das Serum unter­stützt dann die Immun­ab­wehr, wirkt aber nicht dauer­haft, sondern nur kurzfris­tig. Grund dafür ist, dass der Körper bei einer passi­ven Immuni­sie­rung keine eigenen Antikör­per und Gedächt­nis­zel­len bildet und einem erneu­ten Angriff des Erregers damit ausge­setzt ist.

Nutzen und Risiken

Impfun­gen wirken und sind kein Placebo. Durch weltweite Impfpro­gramme konnten einige Krank­hei­ten bereits ausge­rot­tet werden. Einige Imfpun­gen schüt­zen aller­dings nur ein paar Jahre und müssen in regel­mä­ßi­gen Abstän­den aufge­frischt werden. Impfun­gen schüt­zen nicht nur den Patien­ten, sondern auch andere Perso­nen vor Anste­ckun­gen, zum Beispiel Säuglinge oder ältere Menschen mit einem geschwäch­ten oder nicht voll entwi­ckel­ten Abwehr­sys­tem.

Normal sind hinge­gen leich­tere Neben­wir­kun­gen, die durch Zusatz­stoffe im Impfstoff hervor­ge­ru­fen werden können. Dazu zählen:

  • Juckreiz und Hautrö­tun­gen
  • Schmer­zen an der Einstich­stelle
  • Müdig­keit
  • Leich­tes Fieber, da der Körper auf die Erreger reagiert

Bei manchen Impfun­gen sind auch schwe­rere Neben­wir­kun­gen bekannt. Dazu zählen der anphy­lak­ti­sche Schock oder das Guillain-Barré-Syndrom. Hiervon betrof­fen ist aber nur ein sehr kleiner Prozent­satz an Menschen, die zumeist bereits an einem geschwäch­ten Immun­sys­tem, Vorer­kran­kun­gen oder Aller­gien leiden. Die Risiken einer Impfung sind vergli­chen mit dem Nutzen äußerst gering.

Quelle: The Simple Club