Apotheken
Das Apothe­kenster­ben schrei­tet weiter voran. Bild: © Cineberg Ug | Dreamstime.com

Das Apothe­kenster­ben setzt sich in unver­min­der­tem Tempo fort: Mit 1940 Apothe­ken zum Jahres­ende 2024 im Einzugs­ge­biet der Apothe­ker­kam­mer Nordrhein ist deren Zahl so gering wie noch nie seit Beginn der Statis­tik. Das gab die Kammer per Presse­mit­tei­lung bekannt. Während 66 Verkaufs­stel­len schlos­sen, verbuchte man ledig­lich fünf Neueröff­nun­gen. Somit sank die Zahl der Apothe­ken per Saldo um 61. Zum Vorjahr, Ende 2023, hatte die Anzahl der Verkaufs­stel­len mit 2001 noch ganz knapp über der 2.000er-Marke gelegen.

Zum Vergleich: Laut der Statis­tik der Kammer hatte es Ende 2019 noch 2.151 Apothe­ken gegeben, weitere fünf Jahre zuvor waren es noch 2.348. Somit ist in den vergan­ge­nen Jahren die Zahl um jährlich im Schnitt 40 Verkaufs­stel­len zurück­ge­gan­gen. Der jüngste Rückgang ist damit sogar eher noch überdurch­schnitt­lich stark.

Viele Ursachen für Schlie­ßungs­welle

„Zu wenig Honorar, zu viel Bürokra­tie, schlimme Liefer­eng­pässe bei Medika­men­ten und der auch bei uns herrschende Fachkräf­te­man­gel – die Bedin­gun­gen, eine Apotheke zu führen oder gar neu zu eröff­nen, werden immer schlech­ter“, fasst Dr. Armin Hoffmann, Präsi­dent der Apothe­ker­kam­mer Nordrhein, die Lage zusam­men. Das Gebiet der Apothe­ker­kam­mer Nordrhein umfasst den rheini­schen Teil von NRW: die Regie­rungs­be­zirke Köln und Düssel­dorf, mit insge­samt rund 9,8 Millio­nen Einwoh­nern.

Hoffmann verwies auf die Vorzüge der tradi­tio­nel­len Verkaufs­stel­len gegen­über dem Inter­net- und Versand­han­del bei Medika­men­ten. „Persön­li­che Beratung, die direkte Verfüg­bar­keit von Medika­men­ten, indivi­du­ell herge­stellte Arznei­mit­tel – die Liste der Vorteile ist lang, die Apothe­ken gegen­über auslän­di­schen Versen­dern und neuar­ti­gen Inter­net­platt­for­men haben. Dennoch fühlen wir uns auch in diesem Bereich von der Politik im Stich gelas­sen.“

Von der zukünf­ti­gen Regie­rung im Bund erwarte er struk­tur­grei­fende Änderun­gen. „Von der neuen Bundes­re­gie­rung brauchen wir endlich ein Gegen­steu­ern. Immer weniger Apothe­ken seit einem Viertel­jahr­hun­dert – das ist unerträg­lich.“ Er verwies darauf, dass die Honorare für Apothe­ker seit 20 Jahren stagnier­ten.

Bundes­weit knapp 400 Apothe­ken weniger

Die Zahl der Schlie­ßun­gen verteilt sich relativ gleich­mä­ßig über das gesamte Kammer­ge­biet. Die meisten gab es in Düssel­dorf mit 7, gefolgt vom Rhein-Sieg-Kreis im Bonner Umland mit 6, der Stadt Köln und dem Kreis Wesel am westli­chen Rand des Ruhrge­biets mit jeweils 5.

Einzig im nieder­rhei­ni­schen Kreis Viersen und im Rheinisch-Bergi­schen Kreis, östlich von Köln gelegen, blieb die Zahl der Verkaufs­stel­len exakt konstant. Immer­hin gebe es im Kammer­ge­biet nach wie vor jedoch keine Kommune ohne eigene Apotheke – noch, könnte man anfügen.

Der Abwärts­trend bei der Anzahl der Apothe­ken stimmt mit dem Bundes­trend überein. So verzeich­nete der Apothe­ker-Bundes­ver­band ABDA Ende Septem­ber 2024 noch 17.187 Verkaufs­stel­len inner­halb Deutsch­lands; inner­halb von 12 Monaten war deren Zahl um 384 zurück­ge­gan­gen.

Wie der Bundes­ver­band damals ausführte, steck­ten rund 10 Prozent der Apothe­ken in Deutsch­land in den roten Zahlen; bei insge­samt einem Drittel sei die betriebs­wirt­schaft­li­che Lage als kritisch zu bewer­ten. Schon heute befinde sich Deutsch­land mit einer Apothe­ken­dichte von 21 pro 100.000 Einwoh­ner deutlich unter dem Schnitt der EU, der bei 32 liege.