Die Entwicklung der Eingriffszahlen und der Indikationsstellung zeige zudem, dass in Deutschland keineswegs zu viel operiert wird. Und noch ein Mythos wird ausgeräumt: Materialversagen ist „sehr selten“ die Ursache für Wechseleingriffe (Revisionen) – „entgegen der Wahrnehmung in der Bevölkerung“, wie es im Weißbuch heißt. „Das Weißbuch verdeutlicht, dass wir in Deutschland eine hohe Patientenzufriedenheit und Behandlungsqualität erreicht haben“, kommentiert BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt.
Ziele des Gelenkersatzes sind es, Schmerzen zu lindern und Patienten wieder Mobilität und eine aktive Teilnahme am täglichen Leben zu ermöglichen. Eine möglichst lange Lebensdauer einer Endoprothese ist dabei erstrebenswert. Diese sogenannte Standzeit hängt von vielen Faktoren ab, so das IGES im Weißbuch: etwa vom Krankheitsbild, Begleiterkrankungen, vom Verlauf der Operation, aber auch von der Beanspruchung und den Materialien.
Infektionen sind die häufigste Ursache für Wechseleingriffe
Laut Statistischem Bundesamt wurden 2014 rund 27.000 implantierte Hüftgelenke und rund 21.000 künstliche Kniegelenke ausgewechselt. Die Anzahl der Wechseleingriffe eines Jahres darf aber keineswegs in Bezug zu den Ersteingriffen desselben Jahres gesetzt werden. Diese Wechseleingriffe beziehen sich auf die kumulierten Operationen der letzten Jahre und Jahrzehnte.
Nach Aussage der Experten kommen für Wechseleingriffe unterschiedliche Gründe in Betracht: „An erster Stelle stehen heute infektbedingte Revisions- und Wechseleingriffe. Weitere Ursachen für Revisions- und Wechseleingriffe insbesondere im frühen postoperativen Verlauf können Luxationen bzw. Instabilitäten sein. Im längerfristigen Verlauf können aseptische Lockerungen und abriebbedingte Schäden bei noch fester Prothese Revisions- oder Wechseleingriffe erforderlich machen“, heißt es im Weißbuch. „Sehr selten“ seien – entgegen der Wahrnehmung in der Bevölkerung – Revisionen aufgrund von Prothesenfrakturen durch Materialversagen.
Zahlen zum Hüft- und Kniegelenkersatz
- 2014 haben in Deutschland rund 370.000 Menschen ein neues Hüft- (219.000) oder Kniegelenk (149.000) erhalten.
- Proportional zur demografischen Entwicklung haben in den letzten zehn Jahren die Eingriffszahlen insgesamt um nur 1,4 Prozent (Hüft-OPs) bzw. 1,7 Prozent (Knie-OPs) zugenommen.
- 40 Prozent der Patienten sind bei den Ersteingriffen im Alter zwischen 70 und 79 Jahren. Dies ist damit die größte Patientengruppe.
- 60 Prozent der Ersteingriffe bei Hüfte und Knie betreffen Frauen.
- 2014 wurden rund 27.000 Wechseleingriffe an der Hüfte und 21.000 am Knie durchgeführt. Diese Wechseleingriffe betreffen nicht fehlerhafte Operationen desselben Jahres, sondern beziehen sich auf die kumulierten Operationen der letzten Jahre und Jahrzehnte.