Die Versorgung mit hygienisch einwandfrei aufbereiteten Textilien und Bekleidungen für Pflege und Ärzte ist enorm wichtig, als systemrelevant gelten die externen Wäschereidienstleister bislang jedoch nicht.
Die Versor­gung mit hygie­nisch einwand­frei aufbe­rei­te­ten Texti­lien und Beklei­dun­gen für Pflege und Ärzte ist enorm wichtig, als system­re­le­vant gelten die exter­nen Wäsche­rei­dienst­leis­ter bislang jedoch nicht. Bild: DTV

Der Mangel an Desin­fek­ti­ons­mit­teln und Schutz­aus­rüs­tung bei Ärzten und Kranken­häu­sern ist eines der größten Probleme in der Corona­krise. Doch nicht nur Ärzte und Pflege­per­so­nal sind von der drama­ti­schen Versor­gungs­lage betrof­fen, sondern auch die Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter von texti­len Dienst­leis­tern und Wäsche­reien, die die hygie­ni­sche Textil­ver­sor­gung sicher­stel­len. Von Seiten der Politik und Behör­den wird die Bedeu­tung der Versor­gung der Gesund­heits­ein­rich­tun­gen mit hygie­nisch einwand­freien Texti­lien jedoch nicht angemes­sen gewür­digt.

Podcast „Nicht system­re­le­vant? Eine Wäsche­rei in Roten­burg a.d. Fulda hält aber Klini­ken und Feuer­wehr am Laufen“ vom 25.03.2020.
Quelle: © Hessi­scher Rundfunk

Wie stark das Corona­vi­rus Deutsch­land und Europa treffen wird, hängt auch davon ab, ob das medizi­ni­sche Perso­nal in Klini­ken und Arztpra­xen gesund bleibt. Momen­tan sieht es vor allem bei Versor­gung und Nachschub nicht gut aus. Überall fehlt es an Material, an Desin­fek­ti­ons­mit­teln, Atemschutz­mas­ken und Schutz­aus­rüs­tun­gen. Die Pfleger und Ärzte könnten sich bei der Arbeit anste­cken und fielen dann im Kampf gegen das Virus aus.

Durch die Krise sind insbe­son­dere die Liefer- und Logis­tik­ket­ten bei Atemschutz­mas­ken, aber auch bei Schutz­män­teln und weite­ren wichti­gen Produk­ten unter­bro­chen. Auch die Verfüg­bar­keit von Hand- und Flächen­des­in­fek­ti­ons­mit­teln ist aktuell sehr gering und zeitweise sogar auf „Null“ Bestand zurück­ge­gan­gen. Viele Herstel­ler können nur noch tages­ak­tu­elle Auskünfte geben.

Desin­fek­ti­ons­mit­tel und Schutz­aus­rüs­tung: Wäsche­reien und textile Dienst­leis­ter fordern bessere Versor­gung

Wäsche­reien und Kranken­häu­ser sind Partner mit eng verzahn­ten Leistun­gen: Profes­sio­nelle textile Dienst­leis­ter versor­gen täglich 500.000 Kranken­haus­bet­ten, 1,3 Millio­nen Pflegende und rund 1 Millio­nen Alten- und Pflege­heim­be­woh­ner in Deutsch­land mit gesichert hygie­nisch aufbe­rei­te­ten Texti­lien. Wäsche­reien haben vertrag­li­che Versor­gungs­pflich­ten und müssen mit ihren Leistun­gen die Betriebs­ab­läufe in Kranken­häu­sern, Alten- und Pflege­hei­men aufrecht­erhal­ten. Damit dies gelin­gen kann, müssen die Wäsche­rei­be­triebe und deren Zulie­fe­rer dringend Zugang zu ausrei­chend Desin­fek­ti­ons­mit­teln, zu Atemschutz­mas­ken und Schutz­be­klei­dung haben.

Die Verfüg­bar­keit von Desin­fek­ti­ons­mit­teln und Schutz­aus­rüs­tun­gen (Masken, Beklei­dung) ist deshalb auch für die texti­len Dienst­leis­ter und Wäsche­reien eine große Heraus­for­de­rung. Zu den Hygie­ne­plä­nen der Wäsche­reien gehört auch zwingend der dokumen­tierte Einsatz von Hand- und Flächen­des­in­fek­ti­ons­mit­teln (nämlich genau wie im Kranken­haus), in der Sortie­rung von infek­ti­ons­ver­däch­ti­ger Wäsche ist Schutz­aus­rüs­tung für die Mitar­bei­ter expli­zit vorge­schrie­ben.

Sollte es behörd­li­che Anwei­sun­gen geben, Hand- und Flächen­des­in­fek­ti­ons­mit­tel sowie Schutz­aus­rüs­tun­gen nur noch an Bedarfs­stel­len, wie Kranken­häu­ser, Arztpra­xen oder solche mit öffent­li­chem Inter­esse zu liefern, die versor­gen­den Wäsche­reien aber nicht, wäre eine hygie­ni­sche Versor­gung der Kranken­häu­ser, Pflege­heime oder des Labor­be­triebs nicht mehr möglich. Daher fordert der Deutsche Textil­rei­ni­gungs-Verband (DTV) von der Bundes­re­gie­rung und den Länder­mi­nis­te­rien die Voraus­set­zun­gen zu schaf­fen, die Unter­neh­men als system­re­le­vant einzu­stu­fen.

Die Funkti­ons­fä­hig­keit der texti­len Dienst­leis­tungs­bran­che ist essen­ti­ell für die Versor­gung von Kranken­häu­sern und Heimen. Das Bundes­mi­nis­te­rium für Gesund­heit hat es jedoch abgelehnt, Wäsche­reien und Textil­ver­sor­ger als system­re­le­vant einzu­stu­fen und verweist auf die Länder und kommu­nale Ebene. Dadurch wird die Betriebs- und Versor­gungs­si­che­rung der Kranken­häu­ser völlig unnötig aufs Spiel gesetzt. Zudem melden schon jetzt erste Wäsche­reien perso­nelle Engpässe, da die Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­tern keinen Anspruch auf Kinder-Notbe­treu­ung haben. Vor allem für die überdurch­schnitt­lich hohe weibli­che Beleg­schaft (etwa 2/3 der Angestell­ten) in den Betrie­ben ist dies ein großes Problem. Trotz hoher Belas­tung wird die Betreu­ung verwei­gert.

Sicher­stel­lung einer hygie­ni­schen Textil­ver­sor­gung bei der Bewäl­ti­gung der Corona­krise

Die textile Dienst­leis­tungs­bran­che ist beson­ders für Kranken­häu­ser und Pflege­ein­rich­tun­gen in Corona-Zeiten geradezu system­re­le­vant, um Hygiene-Standards aufrecht zu erhal­ten und die Ausbrei­tung des Virus gerade in den Risiko­grup­pen zu verlang­sa­men. Die Betriebe arbei­ten hierzu nach den Vorga­ben des Robert Koch-Insti­tu­tes zur Aufbe­rei­tung verschmutz­ter bzw. konta­mi­nier­ter und infek­ti­ons­ge­fähr­de­ter Wäsche mit nach dem RKI und VAH zugelas­se­nen desin­fi­zie­ren­den Wasch­ver­fah­ren. Somit leisten die Betriebe in der derzei­ti­gen Krisen­si­tua­tion rund um die Ausbrei­tung des Corona­vi­rus einen aktiven Dienst, die Ausbrei­tung des Virus zu verhin­dern oder einzu­däm­men.

Etwa 95 Prozent aller Kranken­häu­ser und 60 Prozent aller Pflege­ein­rich­tun­gen in Deutsch­land werden täglich, große Einrich­tun­gen teilweise mehrmals täglich, von texti­len Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men mit hygie­nisch aufbe­rei­te­ten Texti­lien versorgt. Diese Betriebe gilt es in allen behörd­li­chen Entschei­dun­gen als system­re­le­vant für die Versor­gung zu betrach­ten. Auf politi­scher Ebene wird weitge­hend ignoriert, dass Branchen­mit­glie­der, die Kranken­häu­ser und Pflege­ein­rich­tun­gen mit Wäsche versor­gen, bereits jetzt an der Kapazi­täts­grenze arbei­ten. Darüber hinaus sind auch die Wäsche­reien und texti­len Dienst­leis­ter zu unter­stüt­zen und aufrecht zu erhal­ten, die die Lebens­mit­tel­in­dus­trie, Rettungs­dienste oder Feuer­weh­ren und andere öffent­li­che Einrich­tun­gen und Dienste mit Schutz­klei­dung und mit hygie­ni­scher Wäsche versor­gen und damit zur Aufrecht­erhal­tung des tägli­chen Lebens aktiv beitra­gen.