Der Mangel an Desinfektionsmitteln und Schutzausrüstung bei Ärzten und Krankenhäusern ist eines der größten Probleme in der Coronakrise. Doch nicht nur Ärzte und Pflegepersonal sind von der dramatischen Versorgungslage betroffen, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von textilen Dienstleistern und Wäschereien, die die hygienische Textilversorgung sicherstellen. Von Seiten der Politik und Behörden wird die Bedeutung der Versorgung der Gesundheitseinrichtungen mit hygienisch einwandfreien Textilien jedoch nicht angemessen gewürdigt.
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Wie stark das Coronavirus Deutschland und Europa treffen wird, hängt auch davon ab, ob das medizinische Personal in Kliniken und Arztpraxen gesund bleibt. Momentan sieht es vor allem bei Versorgung und Nachschub nicht gut aus. Überall fehlt es an Material, an Desinfektionsmitteln, Atemschutzmasken und Schutzausrüstungen. Die Pfleger und Ärzte könnten sich bei der Arbeit anstecken und fielen dann im Kampf gegen das Virus aus.
Durch die Krise sind insbesondere die Liefer- und Logistikketten bei Atemschutzmasken, aber auch bei Schutzmänteln und weiteren wichtigen Produkten unterbrochen. Auch die Verfügbarkeit von Hand- und Flächendesinfektionsmitteln ist aktuell sehr gering und zeitweise sogar auf „Null“ Bestand zurückgegangen. Viele Hersteller können nur noch tagesaktuelle Auskünfte geben.
Desinfektionsmittel und Schutzausrüstung: Wäschereien und textile Dienstleister fordern bessere Versorgung
Wäschereien und Krankenhäuser sind Partner mit eng verzahnten Leistungen: Professionelle textile Dienstleister versorgen täglich 500.000 Krankenhausbetten, 1,3 Millionen Pflegende und rund 1 Millionen Alten- und Pflegeheimbewohner in Deutschland mit gesichert hygienisch aufbereiteten Textilien. Wäschereien haben vertragliche Versorgungspflichten und müssen mit ihren Leistungen die Betriebsabläufe in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen aufrechterhalten. Damit dies gelingen kann, müssen die Wäschereibetriebe und deren Zulieferer dringend Zugang zu ausreichend Desinfektionsmitteln, zu Atemschutzmasken und Schutzbekleidung haben.
Die Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln und Schutzausrüstungen (Masken, Bekleidung) ist deshalb auch für die textilen Dienstleister und Wäschereien eine große Herausforderung. Zu den Hygieneplänen der Wäschereien gehört auch zwingend der dokumentierte Einsatz von Hand- und Flächendesinfektionsmitteln (nämlich genau wie im Krankenhaus), in der Sortierung von infektionsverdächtiger Wäsche ist Schutzausrüstung für die Mitarbeiter explizit vorgeschrieben.
Sollte es behördliche Anweisungen geben, Hand- und Flächendesinfektionsmittel sowie Schutzausrüstungen nur noch an Bedarfsstellen, wie Krankenhäuser, Arztpraxen oder solche mit öffentlichem Interesse zu liefern, die versorgenden Wäschereien aber nicht, wäre eine hygienische Versorgung der Krankenhäuser, Pflegeheime oder des Laborbetriebs nicht mehr möglich. Daher fordert der Deutsche Textilreinigungs-Verband (DTV) von der Bundesregierung und den Länderministerien die Voraussetzungen zu schaffen, die Unternehmen als systemrelevant einzustufen.
Die Funktionsfähigkeit der textilen Dienstleistungsbranche ist essentiell für die Versorgung von Krankenhäusern und Heimen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat es jedoch abgelehnt, Wäschereien und Textilversorger als systemrelevant einzustufen und verweist auf die Länder und kommunale Ebene. Dadurch wird die Betriebs- und Versorgungssicherung der Krankenhäuser völlig unnötig aufs Spiel gesetzt. Zudem melden schon jetzt erste Wäschereien personelle Engpässe, da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keinen Anspruch auf Kinder-Notbetreuung haben. Vor allem für die überdurchschnittlich hohe weibliche Belegschaft (etwa 2/3 der Angestellten) in den Betrieben ist dies ein großes Problem. Trotz hoher Belastung wird die Betreuung verweigert.
Sicherstellung einer hygienischen Textilversorgung bei der Bewältigung der Coronakrise
Die textile Dienstleistungsbranche ist besonders für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in Corona-Zeiten geradezu systemrelevant, um Hygiene-Standards aufrecht zu erhalten und die Ausbreitung des Virus gerade in den Risikogruppen zu verlangsamen. Die Betriebe arbeiten hierzu nach den Vorgaben des Robert Koch-Institutes zur Aufbereitung verschmutzter bzw. kontaminierter und infektionsgefährdeter Wäsche mit nach dem RKI und VAH zugelassenen desinfizierenden Waschverfahren. Somit leisten die Betriebe in der derzeitigen Krisensituation rund um die Ausbreitung des Coronavirus einen aktiven Dienst, die Ausbreitung des Virus zu verhindern oder einzudämmen.
Etwa 95 Prozent aller Krankenhäuser und 60 Prozent aller Pflegeeinrichtungen in Deutschland werden täglich, große Einrichtungen teilweise mehrmals täglich, von textilen Dienstleistungsunternehmen mit hygienisch aufbereiteten Textilien versorgt. Diese Betriebe gilt es in allen behördlichen Entscheidungen als systemrelevant für die Versorgung zu betrachten. Auf politischer Ebene wird weitgehend ignoriert, dass Branchenmitglieder, die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit Wäsche versorgen, bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze arbeiten. Darüber hinaus sind auch die Wäschereien und textilen Dienstleister zu unterstützen und aufrecht zu erhalten, die die Lebensmittelindustrie, Rettungsdienste oder Feuerwehren und andere öffentliche Einrichtungen und Dienste mit Schutzkleidung und mit hygienischer Wäsche versorgen und damit zur Aufrechterhaltung des täglichen Lebens aktiv beitragen.