In dem Positi­ons­pa­pier „Mehr Pflege­KRAFT“ hat der Pflege­be­voll­mäch­tigte der Bundes­re­gie­rung, Andreas Wester­fell­haus, Vorschläge für das Sofort­pro­gramm Pflege gemacht und stößt auf breite Zustim­mung. Wie das Deutsche Insti­tut für angewandte Pflege­for­schung (dip) berich­tet, regt Westefell­haus dazu an, steuer­freie Prämien für Berufs­rück­keh­rer, Ausbil­dungs­ab­sol­ven­ten und Einrich­tungs­be­trei­ber in Höhe von 5.000 und 3.000 Euro aufzu­brin­gen. Sein Positi­ons­pa­pier enthält außer­dem den Vorschlag, Pflege­fach­kräf­ten einen Anspruch auf vollen Lohn bei einer 80-Prozent-Stelle zu gewähr­leis­ten. Auf diese Weise soll ein Anreiz für Teilzeit­kräfte geschaf­fen werden, ihre Arbeits­stun­den aufzu­sto­cken. Der Pflege­be­voll­mäch­tigte habe auch darauf hinge­wie­sen, dass diese Maßnah­men nur als erste Schritte zu verste­hen sind.

Entlas­tung und Belebung des Pflege­ar­beits­mark­tes

Als Schritt „in die richtige Richtung“ bezeich­nete Profes­sor Frank Weidner, Direk­tor des DIP in Köln, den Vorschlag des Pflege­be­voll­mäch­tig­ten. „Es wird höchste Zeit, dass das angekün­digte Sofort­pro­gramm der Bundes­re­gie­rung für die Pflege nun auch kommt“, betonte Weidner weiter. Zwar müsste man mit einem Verlust von etwa 100.000 Stellen rechnen, da bei Umset­zung des Vorschlags niemand mehr in Vollzeit arbei­ten würde, aller­dings stehen dem 140.000 zusätz­li­che Stellen durch die Aufsto­ckung der Teilzeit­kräfte auf 80-Prozent-Beschäf­ti­gun­gen gegen­über. „Selbst wenn es dabei zu keinem deutli­chen Mehr an Beschäf­ti­gun­gen kommen sollte, wären die zu erwar­ten­den positi­ven Effekte der Entlas­tung und Belebung des Pflege­ar­beits­mark­tes doch durch­aus kräftig“, erklärte Weidner.

Auch der Deutsche Pflege­rat (DPR) begrüßte die Ideen des Pflege­be­voll­mäch­tig­ten. Vor allem der Vorschlag zur Reduzie­rung der Wochen­ar­beits­zeit bei vollem Lohner­halt sei ein wichti­ges Angebot an dieje­ni­gen, die trotz der desola­ten Arbeits­be­din­gun­gen im Pflege­be­ruf geblie­ben sind, betonte DPR-Präsi­dent Franz Wagner. Es gebe zehntau­sende ausge­bil­dete Pflege­fach­per­so­nen, die wegen der schlech­ten Arbeits­be­din­gun­gen aus dem Beruf ausge­stie­gen sind und poten­zi­ell für den Markt zur Verfü­gung stehen könnten. Dies gelinge aber nur durch bessere Arbeits­be­din­gun­gen. Die Vorschläge von Wester­fell­haus seien daher ein richti­ges Signal, aller­dings würden Prämien allein auf lange Sicht nicht ausrei­chen. Auch ein sinnvol­les Bildungs­kon­zept und eine Neuord­nung der Verant­wor­tungs­be­rei­che seien unabding­bar.

Es muss noch deutlich mehr getan werden

Etwas schär­fere Worte fand die Deutsche Kranken­haus­ge­sell­schaft (DKG). Sie begrüßte zwar auch die geäußer­ten Vorschläge, aller­dings sei es der DKG zufolge vor allem wichtig, dass eine ausrei­chende Refinan­zie­rung gewähr­leis­tet werde. Eine Umver­tei­lung von Pflege­kräf­ten dürfe nicht allei­ni­ges Ergeb­nis der Maßnah­men gegen den Pflege­fach­kraft­man­gel sein. Letzt­lich müsse es gelin­gen, dass tatsäch­lich mehr Menschen in dem Beruf arbei­ten.

Zuletzt blieb eine Reaktion auch bei dem Deutschen Berufs­ver­band für Pflege­be­rufe (DBfK) nicht aus. Ebenfalls als „wichti­gen ersten Schritt, um dem Pflege­not­stand zu begeg­nen“, bewer­tete der Verband die Vorschläge. Um die „Vertrau­ens­krise“, wie Wester­fell­haus den Zustand in der Pflege­bran­che umschrieb, zu beenden, benötige es laut DBfK-Präsi­den­tin Prof. Chris­tel Bienst­ein aber deutlich mehr: „Solange die profes­sio­nell Pflegen­den nicht in ihrem Alltag eine spürbare positive Verän­de­rung und Entlas­tung erleben, werden sie politi­schen Ankün­di­gun­gen nicht vertrauen. Nur für Geld kommen sie nicht zurück an die Arbeits­plätze, aus denen sie wegen der chroni­schen Überlas­tung und dem gerin­gen Stellen­wert von Pflege im Gesund­heits­sys­tem geflüch­tet sind. Da muss deutlich mehr getan werden“, erklärte Bienst­ein.

Quelle: DIP, DPR, DBfK, DKG