Um für sein Anliegen einer Landespflegekammer zu werben, hat der Landespflegerat Baden-Württemberg (LPR BW) einen Online-Flashmob veranstaltet. Am Donnerstag, 26.11., ab 20:20 Uhr stellten die teilnehmenden Pflegekräfte und externen Unterstützer zwischen Odenwald und Bodensee massenweise Videos, Bilder, Beiträge und Tweets in den sozialen Medien ein.
Einige Austragungsorte für den Online-Flashmob, der wegen der Coronapandemie bewusst in virtueller Form stattfand, waren Facebook, Twitter, der bei jungen Internetnutzern beliebte Dienst TikTok sowie die Karriere-Netzwerke XING und LinkedIn. Begleitende Hashtags waren #pflegekammer, #pflegepolitik, #pflegehelden und #pflegeistmehrwert. „Systemrelevant ja … aber Selbstverantwortung nein?“, „Klatschen alleine genüg nicht. Ja zur Pflegekammer“ oder „Genug ist genug“ waren einige der Schlagwörter der Protestierenden gegen die zögerliche Haltung der grün-schwarzen Landesregierung.
„Unser verbandsübergreifender Protest hat gezeigt, dass nach wie vor die Mehrheit der Pflegenden für die Pflegekammer einstehen“, so Susanne Scheck, Vorstandsvorsitzende der Württembergischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz (WSSRK) zu der Onlineaktion. „Es ist schockierend und unbegreiflich, wie die Landespolitik diesen unmissverständlich artikulierten Wunsch einer ganzen Berufsgruppe überhören kann.“
Ärger über Rückzieher der Landesregierung
Zum Hintergrund: Die Landesregierung hatte aufgrund von Zweifeln im Regierungsbündnis an der Notwendigkeit einer Pflegekammer das Projekt zurückgestellt. Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) hatte das bereits angelaufene Gesetzgebungsverfahren gestoppt. Eine Entscheidung soll nun in der kommenden Legislaturperiode her. Die nächste Landtagswahl findet in Baden-Württemberg am 14.3.2021 statt. Denn während der Coronapandemie hätten die Pflegekräfte keine Zeit gehabt, sich mit der geplanten Pflegekammer auseinanderzusetzen, so das Argument damals. „Deshalb fiel die Entscheidung, das Vorhaben in der nächsten Legislaturperiode erneut aufzugreifen.“
Befürworter der Kammer verweisen auf die repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2018. Hierbei sprachen sich von den 2.699 befragten Pflegekräften und Auszubildenden in 228 Einrichtungen 68 % für die Kammer aus, 26 % dagegen. Bisher gibt es Pflegekammern in Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sowie einen Pflegering in Bayern. In Nordrhein-Westfalen ist eine Gründung fest geplant. In Niedersachsen dagegen, wo sich die seinerzeit dritte Landespflegekammer konstituiert hatte, ist nach einem negativen Votum der Pflegenden die Auflösung beschlossene Sache.