Die angestellten Ärzte sind überlastet
Rund die Hälfte der angestell­ten Ärzte in Deutsch­land fühlt sich beruf­lich überlas­tet. Mehr als ein Viertel denkt bereits über eine Berufs­auf­gabe nach. Bild: © Andrey Popov | Dreamstime.com

Mehr als die Hälfte der angestell­ten Ärzte ist überlas­tet

Das ärztli­che Perso­nal in Deutsch­lands Kranken­häu­sern ist zuneh­mend überlas­tet. Das zeigen die Ergeb­nisse de Befra­gung „MB-Monitor 2024“, die unter den Mitglie­dern der Ärzte­ge­werk­schaft Marbur­ger Bund durch­ge­führt worden ist. Demnach denken 28 Prozent der angestell­ten Ärzte darüber nach, ihre Tätig­keit in der Patien­ten­ver­sor­gung nieder­zu­le­gen.

Häufig überlas­tet fühlt sich knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befrag­ten. Für 11 Prozent ist ihre Arbeit sogar eine Dauer­be­las­tung – sie gaben an, ständig über ihre Grenzen zu gehen. Nur 2 Prozent empfin­den keinen Stress und bei 30 Prozent hält sich der Stress in Grenzen.

28 Prozent der angestell­ten Ärzte denken darüber nach zu kündi­gen

Dass die Situa­tion ernst ist, zeigt, dass 28 Prozent der Befrag­ten in Erwägung ziehen, ihre ärztli­che Tätig­keit in der Patien­ten­ver­sor­gung ganz aufzu­ge­ben. 56 Prozent gaben an, nicht darüber nachzu­den­ken und 16 Prozent sind sich nicht sicher. Zum Vergleich: 2022 hatten noch 25 Prozent über einen Berufs­wech­sel nachge­dacht.

Die Gründe für die hohe Belas­tung sahen die Befrag­ten vor allem in zu wenig Perso­nal. 59 Prozent empfin­den die ärztli­che Perso­nal­be­set­zung in ihrer Einrich­tung als „eher schlecht“ – für 16 Prozent ist die Situa­tion sogar „schlecht“. Nur 5 Prozent gaben an, dass die Perso­nal­si­tua­tion „sehr gut“ sei.

Ferner gaben 42 Prozent an, dass sie in den letzten zwei Jahren einen Stellen­ab­bau erlebt haben, was zusätz­lich zu der prekä­ren Perso­nal­si­tua­tion beiträgt.

Als weitere Gründe, die zu einem Berufs­wech­sel nachden­ken lassen, wurden genannt:

  • Arbeits­rea­li­tät wider­spricht den eigenen Anspruch an den Beruf (79 Prozent).
  • Zu wenig Zeit mit den Patient (52 Prozent).
  • Bessere Kondi­tio­nen außer­halb der kurati­ven Medizin (42 Prozent).

Auch schlechte IT führt zu Proble­men

Hilfe durch digitale Anwen­dun­gen scheint es für die angestell­ten Ärzte ebenfalls kaum zu geben. Im Gegen­teil: Die IT in ihren Unter­neh­men berei­tet ihnen zusätz­li­ches Kopfzer­bre­chen.

So sind zwei Drittel mit der digita­len Ausstat­tung in ihren Unter­neh­men „eher unzufrie­den“ (38 Prozent) oder „unzufrie­den“ (27 Prozent). Die Mängel in der Ausstat­tung führen dazu, dass die Ärzte mehr Zeit vor den Bildschir­men verbrin­gen, als sie müssten. Verschärft wird das durch unnötige Bürokra­tie, die laut Angaben der Befrag­ten durch­schnitt­lich drei Stunden pro Tag in Anspruch nimmt.

Trotz aller Widrig­kei­ten: Stimmung im Team ist gut

Obwohl die Arbeits­be­din­gun­gen nicht rosig sind, bleibt die Stimmung zwischen den Kolle­gen gut. So bezeich­nen die Befrag­ten die Arbeit im Team zwischen dem ärztli­chen und nicht-ärztli­chen Perso­nal als überwie­gend „sehr gut“ (28 Prozent) und „eher gut“ (58 Prozent). Für zwei Prozent ist die Arbeit im Team schlecht.

Trotz­dem ist die Situa­tion alarmie­rend, findet Susanne Johna, Vorsit­zende des Marbur­ger Bundes. „Eine zuneh­mende Anzahl von angestell­ten Ärztin­nen und Ärzten in den Klini­ken sieht keine dauer­hafte Perspek­tive in der kurati­ven Medizin. Das muss uns sehr zu denken geben“, so Johna. Der Bedarf an ärztli­chem Perso­nal werde in den kommen­den Jahren noch weiter steigen, wenn die Genera­tion der Babyboo­mer in den Ruhestand geht.

Johna fordert deshalb eine stimmi­gere Bemes­sung des Perso­nal­schlüs­sels, damit „nicht zwei die Arbeit von drei machen“. Auch könnten flexi­blere Arbeits­zeit­mo­delle und Kinder­be­treu­ungs­mög­lich­kei­ten die Situa­tion verbes­sern.

Größte Ärzte-Befra­gung Deutsch­lands

Die Umfrage wurde vom Insti­tut für Quali­täts­mes­sung und Evalua­tion (IQME) durch­ge­führt und ist nach Angaben des Marbur­ger Bundes die größte Ärzte-Befra­gung in Deutsch­land. Vom 27. Septem­ber bis zum 27. Oktober wurden bundes­weit insge­samt 9.649 angestellte Ärzte befragt. Etwa 90 Prozent der Befrag­ten arbei­tet in Akutkran­ken­häu­sern und Reha-Klini­ken, 8 Prozent in ambulan­ten Einrich­tun­gen.

Bei den Befrag­ten handelt es sich im Wesent­li­chen um Ärztin­nen und Ärzte im Prakti­kum (39 Prozent), Oberärzte (26 Prozent) und Fachärzte (24 Prozent). Die übrigen Befrag­ten vertei­len sich auf andere Positio­nen.

Quelle: PM