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Mehr als die Hälfte der angestellten Ärzte ist überlastet
Das ärztliche Personal in Deutschlands Krankenhäusern ist zunehmend überlastet. Das zeigen die Ergebnisse de Befragung „MB-Monitor 2024“, die unter den Mitgliedern der Ärztegewerkschaft Marburger Bund durchgeführt worden ist. Demnach denken 28 Prozent der angestellten Ärzte darüber nach, ihre Tätigkeit in der Patientenversorgung niederzulegen.
Häufig überlastet fühlt sich knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten. Für 11 Prozent ist ihre Arbeit sogar eine Dauerbelastung – sie gaben an, ständig über ihre Grenzen zu gehen. Nur 2 Prozent empfinden keinen Stress und bei 30 Prozent hält sich der Stress in Grenzen.
28 Prozent der angestellten Ärzte denken darüber nach zu kündigen
Dass die Situation ernst ist, zeigt, dass 28 Prozent der Befragten in Erwägung ziehen, ihre ärztliche Tätigkeit in der Patientenversorgung ganz aufzugeben. 56 Prozent gaben an, nicht darüber nachzudenken und 16 Prozent sind sich nicht sicher. Zum Vergleich: 2022 hatten noch 25 Prozent über einen Berufswechsel nachgedacht.
Die Gründe für die hohe Belastung sahen die Befragten vor allem in zu wenig Personal. 59 Prozent empfinden die ärztliche Personalbesetzung in ihrer Einrichtung als „eher schlecht“ – für 16 Prozent ist die Situation sogar „schlecht“. Nur 5 Prozent gaben an, dass die Personalsituation „sehr gut“ sei.
Ferner gaben 42 Prozent an, dass sie in den letzten zwei Jahren einen Stellenabbau erlebt haben, was zusätzlich zu der prekären Personalsituation beiträgt.
Als weitere Gründe, die zu einem Berufswechsel nachdenken lassen, wurden genannt:
- Arbeitsrealität widerspricht den eigenen Anspruch an den Beruf (79 Prozent).
- Zu wenig Zeit mit den Patient (52 Prozent).
- Bessere Konditionen außerhalb der kurativen Medizin (42 Prozent).
Auch schlechte IT führt zu Problemen
Hilfe durch digitale Anwendungen scheint es für die angestellten Ärzte ebenfalls kaum zu geben. Im Gegenteil: Die IT in ihren Unternehmen bereitet ihnen zusätzliches Kopfzerbrechen.
So sind zwei Drittel mit der digitalen Ausstattung in ihren Unternehmen „eher unzufrieden“ (38 Prozent) oder „unzufrieden“ (27 Prozent). Die Mängel in der Ausstattung führen dazu, dass die Ärzte mehr Zeit vor den Bildschirmen verbringen, als sie müssten. Verschärft wird das durch unnötige Bürokratie, die laut Angaben der Befragten durchschnittlich drei Stunden pro Tag in Anspruch nimmt.
Trotz aller Widrigkeiten: Stimmung im Team ist gut
Obwohl die Arbeitsbedingungen nicht rosig sind, bleibt die Stimmung zwischen den Kollegen gut. So bezeichnen die Befragten die Arbeit im Team zwischen dem ärztlichen und nicht-ärztlichen Personal als überwiegend „sehr gut“ (28 Prozent) und „eher gut“ (58 Prozent). Für zwei Prozent ist die Arbeit im Team schlecht.
Trotzdem ist die Situation alarmierend, findet Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bundes. „Eine zunehmende Anzahl von angestellten Ärztinnen und Ärzten in den Kliniken sieht keine dauerhafte Perspektive in der kurativen Medizin. Das muss uns sehr zu denken geben“, so Johna. Der Bedarf an ärztlichem Personal werde in den kommenden Jahren noch weiter steigen, wenn die Generation der Babyboomer in den Ruhestand geht.
Johna fordert deshalb eine stimmigere Bemessung des Personalschlüssels, damit „nicht zwei die Arbeit von drei machen“. Auch könnten flexiblere Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuungsmöglichkeiten die Situation verbessern.
Größte Ärzte-Befragung Deutschlands
Die Umfrage wurde vom Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME) durchgeführt und ist nach Angaben des Marburger Bundes die größte Ärzte-Befragung in Deutschland. Vom 27. September bis zum 27. Oktober wurden bundesweit insgesamt 9.649 angestellte Ärzte befragt. Etwa 90 Prozent der Befragten arbeitet in Akutkrankenhäusern und Reha-Kliniken, 8 Prozent in ambulanten Einrichtungen.
Bei den Befragten handelt es sich im Wesentlichen um Ärztinnen und Ärzte im Praktikum (39 Prozent), Oberärzte (26 Prozent) und Fachärzte (24 Prozent). Die übrigen Befragten verteilen sich auf andere Positionen.
Quelle: PM