„Mehr als jeder vierte Patient, der in eine Klinik eingewiesen wird, zeigt Zeichen einer Mangelernährung“, so Prof. Dr. Christian Löser, Chefarzt der Medizinischen Klinik der DRK-Kliniken Nordhessen in Kassel und Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), anlässlich der in dieser Woche stattfindenden „Ernährung 2018“. Seit über 25 Jahren setzt er sich mit ernährungsbedingten Mangelerscheinungen auseinander und er weiß: Heilungsprozesse werden durch einen Mangel an Nährstoffen beeinflusst – eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung ist für Patienten also sehr wichtig.
Als besonders gefährdet für Mangelernährung gelten chronisch kranke Patienten, ältere Menschen und Tumorpatienten, aber auch Kinder sind immer häufiger betroffen, heißt es in einer Mitteilung der DGEM. Die Folgen einer solchen Mangelernährung sind nicht unerheblich. Laut Studien weisen mangelernährte Patienten eine schlechtere Lebensqualität auf, müssen länger im Krankenhaus liegen und haben sogar ein erhöhtes Sterberisiko.
„Wir dürfen Nahrung daher nicht mehr nur als Mittel zum Stillen eines Grundbedürfnisses ansehen, sondern als hochwirksamen Teil einer medizinischen Therapie“, sagt Ingrid Achker, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Berufsverbandes Oecotrophologie (VDOE) und VDEO-Kongresspräsidentin.
Das Kasseler Modell
Eine Möglichkeit, um ernährungsmedizinische Erkenntnisse im Klinikalltag umzusetzen, ist die Vorgehensweise nach dem sogenannten „Kasseler Modell“. Es wurde von Löser entwickelt und beinhaltet unter anderem zentrale Elemente wie ein Screening auf Mangelernährung, etablierte Standards zur effektiven ernährungstherapeutischen Behandlung sowie eine individualisierte Ernährungsberatung.
Insgesamt müssen moderne wissenschaftliche Erkenntnisse über Mangelernährung verstärkt in Krankenhäusern und in der Pflege umgesetzt werden, so die Forderung von Ernährungsexperten.
Quelle: DGEM