Prof. Dr. Volker Großkopf spricht mit Enes Baskal, Director Governmental Affairs and Market Access bei URGO, über die neuesten politischen Entwicklungen und deren Folgen für die Versorgung von Menschen mit chronischen und schwer heilenden Wunden.
Die Fristverlängerung für Wirksamkeitsstudien – Opfer der politischen Entwicklung!
Die Fristverlängerung für die Vorlage von Studien zum Nachweis der Wirksamkeit nicht physikalisch wirkender Verbandmittel war politisch bereits ausgehandelt. Der gesetzgeberische Prozess hierzu war in vollem Gang, allerdings noch nicht abgeschlossen. Mit dem Scheitern der Regierung am 6. November 2024 ist der legislative Prozess jäh gestoppt worden und damit das Gesetz zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit (BIPAM-Gesetz) gescheitert.
Dies hat nun gravierende Folgen für die Wundversorgung, da die darin vorgesehene Fristverlängerung von 18 Monaten für den Nachweis der Wirksamkeit von immunologisch, pharmakologisch und metabolisch wirkenden Verbandmitteln entfällt. Somit endet mit hoher Wahrscheinlichkeit am 2. Dezember 2024 die Erstattungsfähigkeit dieser Verbandmittel. Es stellt sich nun die Frage, ob dies zu Versorgungslücken bei der Behandlung chronischer Wunden führen wird, da bewährte Behandlungsmethoden plötzlich nicht mehr verfügbar sind.
Konsequenzen und Strategien
Enes Baskal unterstreicht, dass zum Beispiel durch den Wegfall silberhaltiger Wundauflagen die Wundreinigung nun verstärkt in den Fokus rücken muss und wichtiger denn je ist. Eine gründliche Wundreinigung wird zum entscheidenden Faktor für den Heilungserfolg, so Baskal. URGO, als führender Hersteller von Verbandmitteln, wird Wundbehandler auf zahlreichen Informationsveranstaltungen, darunter auch auf dem Interdisziplinären WundCongress in Köln, umfassend über die neuen Behandlungsmöglichkeiten in Kenntnis setzen. „Wir lassen Sie nicht allein“, versichert Baskal.
Sektorenübergreifende Zusammenarbeit – eine notwendige Voraussetzung
Außerdem betont Baskal die Notwendigkeit einer nationalen Strategie zur Wundversorgung. Es mangelt an einer sektorenübergreifenden Zusammenarbeit von Fachkräften, die essenziell für eine effektive Wundversorgung ist. Zudem fordert er, dass Qualität in der Behandlung auch angemessen vergütet wird, da die Krankenkassen derzeit nicht ausreichend Anreize bieten. Eine ganzheitliche Betrachtung der Therapiekosten sei erforderlich, um langfristig bessere Ergebnisse für die Patient:innen zu erzielen.
Fazit
Eine Fristverlängerung wäre ein positives Signal für Patient:innen und Wundbehandler. Diese wird aufgrund der politischen Gemengelage wohl nicht eintreten. Mithin ist es umso wichtiger alternative Behandlungskonzepte zu etablieren und hierüber zu informieren, um die Versorgungskontinuität nicht zu gefährden.
FAQ
Was tun, wenn Verbandmittel ab dem 2. Dezember 2024 nicht mehr erstattungsfähig sind?
Betroffene Wundbehandler sollten sich frühzeitig über alternative Behandlungsmöglichkeiten informieren. Eine gründliche Wundreinigung wird zunehmend entscheidend für den Heilungserfolg sein. Hersteller wie URGO bieten Informationsveranstaltungen und Schulungen an, um den Übergang zu neuen Methoden zu erleichtern. Der Interdisziplinäre WundCongress in Köln ist eine gute Gelegenheit, sich umfassend hierüber zu informieren.
Warum ist eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit in der Wundversorgung von Bedeutung?
Eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit ist für eine erfolgreiche Behandlung von chronischen Wunden essenziell, da sie eine einheitliche Versorgung durch verschiedene Fachkräfte ermöglicht. Enes Baskal weist darauf hin, dass eine Nationale Strategie zur Wundversorgung notwendig ist, um die Qualität und Effizienz in der Wundversorgung zu steigern. Derzeit bestehen in Deutschland seitens der Krankenkassen jedoch nur unzureichende finanzielle Anreize für eine qualitative Wundbehandlung. Eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Versorgungsebenen sowie eine angemessene Vergütung sind entscheidend, um langfristig bessere Heilungsergebnisse für Patient:innen zu erzielen.