Eine verpflichtende Zusatzversicherung in der Pflegeversicherung soll die steigenden Pflegekosten abdecken. Das empfiehlt eine Expertenkommission. Der Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung, Florian Reuther, nannte als Ziel, die Pflegeversicherung zu einer bezahlbaren und generationengerechten Vollversicherung auszubauen.
Pflegezusatzversicherung von allen bezahlt
Deshalb müsse die Zusatzversicherung von allen Bürgern gezahlt werden.
Der Vorsitzende des von der Privaten Krankenversicherung einberufenen Expertenrats, der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem, erläuterte, eine alternde Gesellschaft führe zwingend zu steigenden Pflegekosten.
Der finanzielle Spielraum über Sozialversicherungsbeiträge sei eng, weil die ohnehin hoch belasteten jüngeren Generationen dann noch mehr zahlen müssten.
Stattdessen fordern die Experten eine kapitalgedeckte Zusatzversicherung mit Altersrückstellungen. Die Gebühren für die Versicherung sollen nach Alter gestaffelt werden und zwischen 39 und 52 Euro pro Monat liegen.
Mit diesem Tarif ließen sich 90 Prozent der pflegebedingten Kosten absichern, so die Kommission. Möglich sei eine paritätische Beteiligung der Arbeitgeber.
Halbierung der Prämie in der Rente
Die Kölner Ökonomin Christine Arentz betonte, der Vorschlag einer verpflichtenden Zusatzversicherung enthalte eine deutliche sozialpolitische Komponente.
Mit dem Eintritt in die Rente soll eine Halbierung der Prämie ermöglicht und für ältere und pflegenahe Jahrgänge der Eigenanteil gedeckelt werden.
Auch das Kuratorium Deutsche Altershilfe verlangte eine Reform der Finanzierung der Pflegeversicherung. Pflege sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das gelte auch für die Finanzierung, die bisher vor allem von den zunehmend überlasteten Beitragszahlenden geschultert werde, erklärte der Vorstandsvorsitzende Helmut Kneppe.
Die Finanzierung der Pflege müsse auf eine breitere Grundlage gestellt und der Regelungs-Dschungel im Leistungssystem gelichtet werden.
Neues Finanzierungsmodell nicht nachhaltig genug
Kritik am Vorschlag der Privaten Krankenversicherung zur Zusatzversicherung kommt indes von der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz.
Nach Meinung von Kammerpräsident Markus Mai bräuchte es vielmehr eine grundlegende Reform des Pflegesystems, die mit einer einfachen Zusatzversicherung nicht erreicht werde.
„Eine eng geregelte Steuerfinanzierung wäre nachhaltiger, da dadurch deutlich mehr Einkommensgruppen erfasst werden können. Beschäftigte und zukünftige Beschäftigte im Pflegebereich benötigen langfristige Sicherheitsperspektiven und keine kurzfristigen Herumschachereien während einer Legislaturperiode“, so Mai.
Regionale Versorgungskonzepte sollten so zukünftig die Mittelverteilung vor Ort in Gesamtverantwortung von Kommunen regeln. Diese sollten mehr als bisher mit einem gesetzlichen oder grundgesetzlichen Auftrag mandatiert werden, um die Verantwortung zu übernehmen.
Die Pflegekammer erwarte von der Politik Mut, um das Pflegesystem zukunftsfähig zu gestalten.
Quelle: PKV