Tarife
„Gesund­heit ist keine Ware“ – eine Strei­kende von der Unikli­nik Köln am 9. Novem­ber 2021 mit ihrer Kernbot­schaft auf Pappe Bild: Alexan­der Meyer-Köring

In den Verhand­lun­gen mit der Tarif­ge­mein­schaft deutscher Länder (TdL) konnten die Gewerk­schaf­ten durch­set­zen, dass die 1,1 Millio­nen Tarif­be­schäf­tig­ten der Bundes­län­der Anfang kommen­den Jahres eine steuer­freie Zahlung nach den Corona-Regelun­gen in Höhe von 1.300 Euro erhal­ten. Auszu­bil­dende, Praktikant*innen und Studie­rende erhal­ten zur gleichen Zeit 650 Euro steuer­frei.

Tarife werden leicht erhöht

Am 1. Dezem­ber 2022 werden die Entgelte um 2,8 Prozent erhöht. Ausge­nom­men sind die Länder­be­schäf­tig­ten in Hessen, das Bundes­land gehört nicht zur TdL. Für die Beschäf­tig­ten hier hatte ver.di Mitte Oktober einen Tarif­ab­schluss ausge­han­delt.

Die Entgelte von Auszu­bil­den­den, Praktikant*innen und Studie­ren­den werden ab Dezem­ber 2022 um 50 Euro und um 70 Euro im Gesund­heits­we­sen angeho­ben. Die Übernah­me­re­ge­lung für Auszu­bil­dende wird wieder in Kraft gesetzt. Der Tarif­ab­schluss hat eine Laufzeit von 24 Monaten.

Der ver.di-Vorsit­zende Frank Werneke bezeich­nete die Einigung als ein „in weiten Teilen respek­ta­bles Ergeb­nis“. Für die Beschäf­tig­ten im Gesund­heits­we­sen habe ver.di spürbare Einkom­mens­ver­bes­se­run­gen erreicht. Dort werden zum 1. Januar 2022 die Zulagen zum Teil deutlich erhöht.

Der Geltungs­be­reich der allge­mei­nen Pflege­zu­lage wurde erwei­tert. Künftig bekom­men unter anderem auch Logopäd*innen, Diätassistent*innen oder medizi­ni­sche Fachan­ge­stellte die Hälfte der Zulage, also 70 Euro pro Monat.

Inten­siv- und Infek­ti­ons­zu­lage werden erhöht

Beispiels­weise wird an den Unikli­ni­ken die Inten­siv- und Infek­ti­ons­zu­lage von 90 auf 150 Euro erhöht und steigt damit um bis zu 67 Prozent.

Das Tarif­er­geb­nis bringt etwa für eine Inten­siv­pfle­ge­kraft eine durch­schnitt­li­che monat­li­che Einkom­mens­stei­ge­rung von 230 Euro, für Physiotherapeut*innen von durch­schnitt­lich mehr als 180 Euro und für Beschäf­tigte in Labor­be­ru­fen ebenfalls von mehr als 220 Euro. Hinzu kommt jeweils noch die einma­lige steuer­freie Zahlung von 1.300 Euro.

„Das Ergeb­nis ist ein weite­rer Zwischen­schritt auf unserem Weg zur Verbes­se­rung der Arbeits­be­din­gun­gen im Gesund­heits­we­sen. Das werden wir in zukünf­ti­gen Tarif­run­den fortset­zen“, betonte Werneke. Auch die ver.di-Jugend habe in der Tarif­runde mit viel Engage­ment und Kreati­vi­tät an den Streiks teilge­nom­men und dadurch für Einkom­mens­stei­ge­run­gen gesorgt, die sich sehen lassen können.

„Auch so macht man den öffent­li­chen Dienst für junge Menschen attrak­tiv“, erklärt Werneke. Ein wesent­li­cher Erfolg für ver.di sei die Abwehr der massi­ven Angriffe der Länder­ar­beit­ge­ber auf die Eingrup­pie­rungs­re­geln, den so genann­ten Arbeits­vor­gang.

Entgelt­stei­ge­rung von 2,8 Prozent

Die Entgelt­stei­ge­rung von 2,8 Prozent bezeich­nete Werneke als „absolut nicht befrie­di­gend“. Er sagte, die in der Verhand­lungs­kom­mis­sion habe man lange disku­tiert, ob eine Laufzeit über 24 Monate hinaus akzep­ta­bel sein, um zu einem höheren Prozent­wert zu kommen. „Aber wir haben uns dagegen entschie­den, weil einfach so unklar ist, wie sich die Preis­stei­ge­rung entwi­ckelt in den nächs­ten Jahren“, sagte er.

Mit der steuer­freien Einmal­zah­lung von 1.300 Euro, der bereits für April 2021 verein­bar­ten Lohner­hö­hung von 1,4 Prozent und den weite­ren 2,8 Prozent ab 1. Dezem­ber 2022 wird die Infla­tion in 2021 und 2022 ausge­gli­chen werden. Das statis­ti­sche Bundes­amt prognos­ti­ziert sie derzeit auf 2,5 Prozent.

Verein­bart wurde zudem, dass zwischen TdL und ver.di Gesprä­che zu den Arbeits­be­din­gun­gen für studen­tisch Beschäf­tigte an Hochschu­len aufge­nom­men werden. Basis dafür soll eine gemein­same Bestands­auf­nahme sein. Zudem konnte ver.di auch Änderun­gen am Arbeits­vor­gang abweh­ren, die Verschlech­te­run­gen bei der Eingrup­pie­rung nach sich gezogen hätten.

„Aller­dings hat das auch einen Preis gehabt: Alle Themen, die uns sonst wichtig waren, wie struk­tu­relle Verän­de­run­gen, etwa bei der Eingrup­pie­rung der Straßen­bau­ver­wal­tung oder weitere Verbes­se­run­gen für Auszu­bil­dende des Gesund­heits­we­sens, wurden von den Arbeit­ge­bern strikt abgelehnt“, sagte die stell­ver­tre­tende ver.di-Vorsitzende Chris­tine Behle.