Der Anfang ist gemacht – aber es bleibt noch viel zu tun, um die Attraktivität des Pflegeberufs zu verbessern. Das ist das übereinstimmende Fazit von dem Deutschen Pflegerat (DPR) und dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) anlässlich der Zwischenbilanz zur Konzertierten Aktion Pflege. Knapp zweieinhalb Jahre nach dem Start der Initiative für eine stärkere Pflege haben die drei federführenden Minister Jens Spahn (Gesundheit), Franziska Giffey (Familie) und Hubertus Heil (Arbeit) ein erstes Fazit vorgestellt.
„Vertrauen ist in den vergangenen Jahren verloren gegangen“
Ziel der im Juli 2018 ins Leben gerufenen Konzertierten Aktion Pflege ist es, die Bedingungen in der Pflege zu verbessern – durch mehr Personal, eine bessere Bezahlung, angenehmere Arbeitsbedingungen, mehr Möglichkeiten zu Fort- und Weiterbildung sowie selbstständigeres und erfüllteres Arbeiten. Neben den Ministerien eingebunden sind auch Pflege- und Patientenverbände, Kassen, Berufsgenossenschaft, Trägervereine und Gewerkschaften.
„Grundsätzlich ist die Arbeit der KAP zu begrüßen, da die wichtigsten Akteure sich zusammengesetzt und Lösungen zur Behebung der Probleme in den Pflegeberufen diskutiert haben“, so DBfK-Präsidentin Christel Bienstein. Verbesserungsbedarf gebe es aber bei den politischen Vorhaben zur Personalbemessung in Langzeitpflege und Kliniken, der Aufgabenverteilung zwischen den Gesundheitsberufen sowie beim Thema Aus- und Weiterbildung. Viele der Maßnahmen seien lange bekannt und erprobt, aber nie konsequent genug umgesetzt worden, meinte Bienstein weiter.
Ähnlich auch Christine Vogler, Vize-Präsidentin des DPR: Dass drei Ministerien das Thema gemeinsam angingen, sei richtig und wichtig. Allerdings warte noch viel Arbeit; neben den bereits vom DBfK genannten Punkten sieht Vogler auch die verbindliche tarifliche Bezahlung noch nicht verwirklicht. „Hier bleiben die aktuellen Ergebnisse der Konzertierten Aktion Pflege teilweise noch hinter den Erwartungen zurück.“ Entscheidend sei, das Vertrauen der Pflegenden zurückzugewinnen, dass sich tatsächlich etwas an ihren Arbeitsbedingungen ändere. „Dieses Vertrauen ist in den letzten Jahren verloren gegangen und muss mühsam wieder aufgebaut werden.“
Höhere Mindestlöhne, stärkere Rekrutierung im Ausland
In ihrer Erklärung verweisen die drei Ministerien auf die bisherigen Fortschritte. So solle das Personalbemessungsverfahren für vollstationäre Pflegeeinrichtungen in Kürze gesetzlich verankert werden. Um internationale Pflegekräfte zu gewinnen, wurde 2019 die Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe (DeFa) gegründet, die im Ausland Pfleger rekrutiert. Die Zentrale Servicestelle Berufsanerkennung (ZBSA) unterstützt ausländische Pflegekräfte dabei, ihre Abschlüsse in Deutschland anerkennen zu lassen.
Für eine bessere Bezahlung steige der Mindestlohn für Pflegehilfskräfte zum 1.4.2022 in vier Schritten spürbar auf 12,55 Euro in Ost- und Westdeutschland. Ab 1.7.2021 gebe es zudem erstmals einen Mindestlohn von 15 Euro für Pflegefachkräfte. Auch hiervon profitierten Beschäftigte in den neuen Bundesländern besonders. 2019 habe man bereits einen signifikanten Anstieg bei den Ausbildungsverträgen in der Altenpflege verzeichnet; die Informations- und Öffentlichkeitskampagnen-Website „Mach Karriere als Mensch“ verzeichne hohe Zugriffszahlen. Auch Initiativen zum digitaleren, erleichterten Arbeiten sowie verantwortungsvollerem Arbeiten durch mehr Befugnisse seien auf den Weg gebracht. Im kommenden Jahr soll es einen weiteren Zwischenbericht zur Konzertierten Aktion Pflege geben.