Wie kann Robotik in der Pflege sozial verträglich eingesetzt werden, um den Herausforderungen in der Arbeitswelt der Zukunft zu begegnen? Im Projekt „AriA“ (Anwendungsnahe Robotik in der Altenpflege) entwickeln Fachleute der Universität Siegen und der Fachhochschule Kiel gemeinsam mit Pflegekräften innovative Modelle zum Einsatz von Robotik und verknüpfen diese mit Weiterbildungsangeboten und Entwicklungsszenarien für die Praxis.
„Der demografische Wandel und die damit einhergehende Überalterung der Gesellschaft werden die Pflegelandschaft in Deutschland stark verändern“, erklärt Felix Carros vom Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik und Neue Medien an der Universität Siegen. Während der Bedarf an professioneller und institutioneller Pflege stark ansteige, sinke gleichzeitig die Zahl qualifizierter Pflegekräfte. Diese stoßen durch die erhöhten Anforderungen in der täglichen Betreuung zunehmend an ihre Grenzen.
Mit „Pepper“ unterwegs in Pflegeeinrichtungen
Die Forschungsteams der Fachhochschule Kiel und der Universität Siegen untersuchen gemeinsam, welche Rollen und Aufgaben Roboter im Altenheim übernehmen können und sollen. Dabei kommen ethische Gesichtspunkte ebenso zum Tragen wie Fragen nach den rechtlichen Grundlagen und der sozialen Verträglichkeit der neuen Technik. Mit humanoiden Robotern des Typs „Pepper“ besuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Pflegeeinrichtungen und analysieren, wie offen Bewohnerinnen, Bewohner und Pflegekräfte für die neuartigen Technologien sind. Im intensiven Austausch werden Anwendungen für den Roboter entwickelt, gemeinsam mit den involvierten Zielgruppen getestet und anschließend bewertet.
„Wie jede technologische Innovation sind auch Innovationen aus der Robotik maßgeblich von der Akzeptanz der menschlichen Akteurinnen und Akteure abhängig, die in der mittelbaren und unmittelbaren Umgebung des Roboters ihren täglichen Routinen nachgehen“, betont Prof. Dr. Jens Lüssem, der das Projekt an der Fachhochschule Kiel leitet. „Es ist wichtig, frühzeitig die Erfahrungen, Bedürfnisse und Ideen der Pflegekräfte, Pflegebedürftigen und Angehörigen einzubinden“, ergänzt Hannes Eilers von der Fachhochschule Kiel.
Der Roboter soll Pflegekräfte unterstützen
Relevante Problemstellungen in diesem Spannungsfeld sind zum Beispiel die Gewährleistung des Datenschutzes und die Wahrung von Persönlichkeitsrechten. „Der Roboter soll Pflegekräfte auf keinen Fall ersetzen, sondern unterstützen. Er soll Freiräume schaffen für mehr menschliche Nähe in der Pflege“, sagt Dr. Rainer Wieching, der das Projekt an der Universität Siegen leitet. Um die Potenziale von Robotik im Gesundheits- und Pflegewesen baldmöglichst zu nutzen, müsse die Gesellschaft das Thema ergebnisoffen diskutieren.
Ohnehin geht aus einer erst kürzlich veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, dass ein massiver Personalabbau infolge von Digitalisierungsmaßnahmen derzeit nicht befürchtet werden müsse. Schließlich können im Zuge der Digitalisierung auch neue Arbeitsfelder entstehen, erklärten die IAB-Forscherinnen Katharina Dengler und Britta Matthes. Dies gelte auch für medizinische und nicht-medizinische Gesundheitsberufe, da beispielsweise der Studie zufolge in der Krankenpflege der Anteil der administrativen Arbeit und somit der substituierbaren Tätigkeiten weniger geworden sei.
Workshops bundesweit
Die Forschungsgruppe von „AriA“ bietet im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Wissenschaftsjahres 2018 bundesweit Workshops und Informationsveranstaltungen an. Im Zentrum steht dabei sowohl der Austausch mit der Öffentlichkeit als auch mit angehenden Pflegeschülerinnen und ‑schülern, Lehrenden und Fachkräften des Pflege- und Gesundheitsbereichs zum Thema „Arbeitswelten der Zukunft“.
Quelle: idw