In der Studie wurde auf Grundlage der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit eine Bestandsaufnahme der durchschnittlichen Bruttoentgelte von Kranken- und Altenpflegern im Jahr 2013 ermittelt. Weiterhin wurden die Arbeitszeitstrukturen und die Gründe für die Teilzeitarbeit analysiert. Die Untersuchung belegt, dass man als Pflegekraft gut verdienen kann. Es bestehen aber je nach Region deutliche Unterschiede und man verdient als Krankenpfleger eher gut und als Altenpfleger deutlich schlechter. Zudem hat nur rund jede zweite beschäftigte Pflegefachkraft eine Vollzeitstelle. Bei den Helferberufen in der Pflege liegt die Teilzeitquote teilweise sogar deutlich über 70 Prozent.
Für Staatssekretär Laumann zeigt die Tatsache, dass Fachkräfte der Altenpflege im Vergleich zu Fachkräften der Krankenpflege in allen Bundesländern erheblich weniger verdienen würden, Handlungsbedarf. „In den ostdeutschen Bundesländern haben die Fachkräfte der Altenpflege durchschnittlich fast 30 Prozent weniger Einkommen, im Westen rund 18 Prozent. Fachkräfte der Altenpflege verdienen teilweise weniger als ein Krankenpflegehelfer im Krankenhaus. Diese Lohnschere ist nicht vernünftig zu begründen.“ Tarifverträge auszuhandeln und für einen fairen Lohn zu kämpfen sei aber nicht Sache der Politik. „Vor allem brauchen wir starke Gewerkschaften, die für die Pflegekräfte eintreten,“ so Laumann.
Einen zusätzlichen Weg aus der Ungleichbehandlung sieht Laumann – getreu dem Motto „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ – in der Einführung der generalistischen Pflegeausbildung. Dafür sprächen auch fachliche Gründe: In den Krankenhäusern müssten immer mehr pflegebedürftige Menschen behandelt werden, genauso wie in den Altenpflegeeinrichtungen immer mehr schwer kranke Menschen versorgt und betreut werden müssten. Schon heute arbeiten Kranken- und Altenpfleger sowohl in Krankenhäusern als auch in Pflegeeinrichtungen, mit einem einheitlichen Ausbildungsabschluss könne ein Wechsel zwischen den verschiedenen Einrichtungen künftig wesentlich erleichtert werden.
Wichtige Erkenntnisse zum Fachkräftemangel
Für Laumann liefert die Untersuchung auch wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf den befürchteten Fachkräftemangel: „Die Studie liefert erstmals auch belastbare Erkenntnisse über die Gründe für die hohe Teilzeitquote: Beispielsweise sind in den westdeutschen Bundesländern für Altenpflegefachkräfte hier vor allem persönliche und familiäre Gründe ausschlaggebend, darunter das Fehlen von Kinderbetreuungsplätzen. Dagegen arbeitet in den ostdeutschen Bundesländern die Hälfte von ihnen nur deshalb in Teilzeit, weil sie keine Vollzeitstelle finden.“ Unfreiwillige Teilzeit passt nicht mit der Klage über den Fachkräftemangel zusammen, so der Staatssekretär weiter.
Erste Reaktionen
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) begrüßt die Untersuchung und die dafurch hergestellte Transparenz zur Gehältersituation in der Pflege in Deutschland. „Die gravierenden Unterschiede waren bekannt, wurden jetzt aber erstmals systematisch dokumentiert und analysiert“, Franz Wagner, Bundesgeschäftsführer des DBfK. „Es ist sachlich nicht nachzuvollziehen, warum es derart große Unterschiede zwischen Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten sowie zwischen Ost- und Westdeutschland gibt“, so Wagner weiter. Angesichts der vergleichbaren Verantwortung quer über alle Arbeitsbereiche der Pflege und 25 Jahre nach der Vereinigung müsse das aufhören. Auch die Benachteiligung von Frauen bei den Gehältern sei nicht akzeptabel.
Dieser Forderung schließt sich auch Sylvia Bühler vom Bundesvorstand der Gewerkschaft ver.di an: „Die Beschäftigten in der Altenpflege müssen deutlich besser bezahlt werden, damit sie für ihre wertvolle und schwere Arbeit endlich angemessen entlohnt werden.“ Und weiter: „Die Altenpflege kommt Menschen so nah, wie kaum ein anderer Beruf. Es ist eine qualifizierte und verantwortungsvolle Tätigkeit. Sie ist psychisch und physisch belastend. Dass viele Arbeitgeber die Empathie der Beschäftigten und ihr großes Engagement so schamlos ausnutzen können, muss aufhören.“ ver.di fordere zudem einen bundesweiten verbindlichen Personalschlüssel in der Altenpflege. Ausreichend Personal und eine faire Bezahlung würden der Altenpflege die verdiente Anerkennung bringen und zudem eine bessere Versorgung für die älteren Menschen ermöglichen, betont die Gewerkschafterin.