Karl-Josef Laumann
Staats­se­krär und Patien­be­auf­trag­ter Karl-Josef Laumann. Bild: Holger Groß

In der Studie wurde auf Grund­lage der Beschäf­ti­gungs­sta­tis­tik der Bundes­agen­tur für Arbeit eine Bestands­auf­nahme der durch­schnitt­li­chen Brutto­ent­gelte von Kranken- und Alten­pfle­gern im Jahr 2013 ermit­telt. Weiter­hin wurden die Arbeits­zeit­struk­tu­ren und die Gründe für die Teilzeit­ar­beit analy­siert. Die Unter­su­chung belegt, dass man als Pflege­kraft gut verdie­nen kann. Es bestehen aber je nach Region deutli­che Unter­schiede und man verdient als Kranken­pfle­ger eher gut und als Alten­pfle­ger deutlich schlech­ter. Zudem hat nur rund jede zweite beschäf­tigte Pflege­fach­kraft eine Vollzeit­stelle. Bei den Helfer­be­ru­fen in der Pflege liegt die Teilzeit­quote teilweise sogar deutlich über 70 Prozent.

Für Staats­se­kre­tär Laumann zeigt die Tatsa­che, dass Fachkräfte der Alten­pflege im Vergleich zu Fachkräf­ten der Kranken­pflege in allen Bundes­län­dern erheb­lich weniger verdie­nen würden, Handlungs­be­darf. „In den ostdeut­schen Bundes­län­dern haben die Fachkräfte der Alten­pflege durch­schnitt­lich fast 30 Prozent weniger Einkom­men, im Westen rund 18 Prozent. Fachkräfte der Alten­pflege verdie­nen teilweise weniger als ein Kranken­pfle­ge­hel­fer im Kranken­haus. Diese Lohnschere ist nicht vernünf­tig zu begrün­den.“ Tarif­ver­träge auszu­han­deln und für einen fairen Lohn zu kämpfen sei aber nicht Sache der Politik. „Vor allem brauchen wir starke Gewerk­schaf­ten, die für die Pflege­kräfte eintre­ten,“ so Laumann.

Einen zusätz­li­chen Weg aus der Ungleich­be­hand­lung sieht Laumann – getreu dem Motto „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ – in der Einfüh­rung der genera­lis­ti­schen Pflege­aus­bil­dung. Dafür sprächen auch fachli­che Gründe: In den Kranken­häu­sern müssten immer mehr pflege­be­dürf­tige Menschen behan­delt werden, genauso wie in den Alten­pfle­ge­ein­rich­tun­gen immer mehr schwer kranke Menschen versorgt und betreut werden müssten. Schon heute arbei­ten Kranken- und Alten­pfle­ger sowohl in Kranken­häu­sern als auch in Pflege­ein­rich­tun­gen, mit einem einheit­li­chen Ausbil­dungs­ab­schluss könne ein Wechsel zwischen den verschie­de­nen Einrich­tun­gen künftig wesent­lich erleich­tert werden.

Wichtige Erkennt­nisse zum Fachkräf­te­man­gel

Für Laumann liefert die Unter­su­chung auch wichtige Erkennt­nisse im Hinblick auf den befürch­te­ten Fachkräf­te­man­gel: „Die Studie liefert erstmals auch belast­bare Erkennt­nisse über die Gründe für die hohe Teilzeit­quote: Beispiels­weise sind in den westdeut­schen Bundes­län­dern für Alten­pfle­ge­fach­kräfte hier vor allem persön­li­che und familiäre Gründe ausschlag­ge­bend, darun­ter das Fehlen von Kinder­be­treu­ungs­plät­zen. Dagegen arbei­tet in den ostdeut­schen Bundes­län­dern die Hälfte von ihnen nur deshalb in Teilzeit, weil sie keine Vollzeit­stelle finden.“ Unfrei­wil­lige Teilzeit passt nicht mit der Klage über den Fachkräf­te­man­gel zusam­men, so der Staats­se­kre­tär weiter.

Erste Reaktio­nen

Der Deutsche Berufs­ver­band für Pflege­be­rufe (DBfK) begrüßt die Unter­su­chung und die dafurch herge­stellte Trans­pa­renz zur Gehäl­ter­si­tua­tion in der Pflege in Deutsch­land. „Die gravie­ren­den Unter­schiede waren bekannt, wurden jetzt aber erstmals syste­ma­tisch dokumen­tiert und analy­siert“, Franz Wagner, Bundes­ge­schäfts­füh­rer des DBfK. „Es ist sachlich nicht nachzu­voll­zie­hen, warum es derart große Unter­schiede zwischen Kranken­häu­sern, Pflege­hei­men und ambulan­ten Pflege­diens­ten sowie zwischen Ost- und Westdeutsch­land gibt“, so Wagner weiter. Angesichts der vergleich­ba­ren Verant­wor­tung quer über alle Arbeits­be­rei­che der Pflege und 25 Jahre nach der Verei­ni­gung müsse das aufhö­ren. Auch die Benach­tei­li­gung von Frauen bei den Gehäl­tern sei nicht akzep­ta­bel.

Dieser Forde­rung schließt sich auch Sylvia Bühler vom Bundes­vor­stand der Gewerk­schaft ver.di an: „Die Beschäf­tig­ten in der Alten­pflege müssen deutlich besser bezahlt werden, damit sie für ihre wertvolle und schwere Arbeit endlich angemes­sen entlohnt werden.“ Und weiter: „Die Alten­pflege kommt Menschen so nah, wie kaum ein anderer Beruf. Es ist eine quali­fi­zierte und verant­wor­tungs­volle Tätig­keit. Sie ist psychisch und physisch belas­tend. Dass viele Arbeit­ge­ber die Empathie der Beschäf­tig­ten und ihr großes Engage­ment so scham­los ausnut­zen können, muss aufhö­ren.“ ver.di fordere zudem einen bundes­wei­ten verbind­li­chen Perso­nal­schlüs­sel in der Alten­pflege. Ausrei­chend Perso­nal und eine faire Bezah­lung würden der Alten­pflege die verdiente Anerken­nung bringen und zudem eine bessere Versor­gung für die älteren Menschen ermög­li­chen, betont die Gewerk­schaf­te­rin.