Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel - ein sogenannter Thrombus - in einem Blutgefäß.
Bei einer Throm­bose bildet sich ein Blutge­rinn­sel – ein sogenann­ter Throm­bus – in einem Blutge­fäß. (3D-animier­tes Bild). Bild: © Futurer | Dreamstime.com

Die Bezie­hung von Tumor­er­kran­kun­gen und Throm­bo­sen ist wechsel­sei­tig: 20 Prozent der Tumor­pa­ti­en­ten erlei­den eine Throm­bose, bei 20 % aller Throm­bo­se­fälle wird hierüber eine Tumor­er­kran­kung entdeckt. Die aus einer Throm­bose resul­tie­rende Lungen­em­bo­lie ist eine der führen­den Todes­ur­sa­chen bei Krebs­pa­ti­en­ten. Darauf macht das Aktions­bünd­nis Throm­bose anläss­lich des bevor­ste­hen­den Welt-Throm­bose-Tages am 13.10.2018 aufmerk­sam und fordert eine beson­dere Sensi­bi­li­tät bei der Behand­lung dieser Patien­ten.

Ein Tumor­lei­den steigert die Gerin­nungs­fä­hig­keit des Blutes. Das heißt, das Blut gerinnt schnel­ler. Je aggres­si­ver das Tumor­wachs­tum, desto höher das Throm­bo­se­ri­siko. Aus diesem Grund gelten die tiefe Beinve­nen­throm­bose und die oberfläch­li­che Venen­throm­bose oft auch als erster Hinweis auf einen Tumor. Da sich hinter rund 20 Prozent aller Throm­bo­se­fälle eine Tumor­er­kran­kung verbirgt, apelliert Prof. Rupert Bauer­sachs, Angio­loge und Leiter des Aktions­bünd­nis­ses Throm­bose, daher: „Perso­nen über 50 Jahren, die ein throm­bo­em­bo­li­sches Ereig­nis ohne Auslö­ser erlei­den, bedür­fen einer inten­si­ve­ren Anamnese und sollten unbedingt entspre­chende Vorsor­ge­un­ter­su­chun­gen durch­füh­ren zu lassen. Hier sind beson­ders die Hausärzte, Angio­lo­gen und Phlebo­lo­gen gefragt, also dieje­ni­gen, die in der Regel als Erste die Patien­ten zu Gesicht bekom­men.“

Umgekehrt entwi­ckeln 20 Prozent aller Krebs­pa­ti­en­ten im Laufe ihrer Erkran­kung zusätz­lich eine Throm­bose, weiß Prof. Hanno Riess, Onkologe und Hämato­loge aus der Berli­ner Charité, und verweist auf die poten­zi­elle und schwer­wie­gende Folge­er­kran­kunug einer Throm­bose: „Deren Folge­er­kran­kung, die Lungen­em­bo­lie, ist eine der häufigs­ten Todes­ur­sa­chen bei Krebs­pa­ti­en­ten.“ Da häufig mehrere starke Risiko­fak­to­ren wie Opera­tion, Bettlä­ge­rig­keit, Chemo­the­ra­pie, Bestrah­lung oder Infek­tio­nen vorlie­gen, ist die Throm­bo­se­pro­phy­laxe weniger effek­tiv.

Behand­lung muss sich an den Leitli­nien orien­tie­ren

Generell gestalte sich die Throm­bo­se­the­ra­pie eines onkolo­gi­schen Patien­ten indivi­du­ell und erfolge nach den Entschei­dun­gen des behan­deln­den Arztes nach Rückspra­che mit dem Patien­ten, so Bauer­sachs weiter. Die Art des Tumors sowie der Behand­lung seien dabei wichtige Fakto­ren, ebenso wie das Blutungs­ri­siko und die Unter­schei­dung zwischen stabi­lem und insta­bi­lem Zustand.

Da es jedoch in den meisten Klini­ken kein einheit­li­ches Thera­pie­re­gime gibt, macht sich das Aktions­bünd­nis Throm­bose starkt für die Einfüh­rung eines einheit­li­chen und inter­dis­zi­pli­nä­ren Thera­pie­sche­mas für Krebs­pa­ti­en­ten, die an Throm­bose oder Lungen­em­bo­lie leiden. Die Unter­schiede der verschie­de­nen Thera­pien werden in den Entlass­brie­fen sicht­bar. Bei unzurei­chen­der Prophy­laxe oder Thera­pie können die Folgen für den Patien­ten verhee­rend sein.

Studien zur Versor­gung von Throm­bose- und Lungen­em­bo­lie-Patien­ten sind rar

Um daten­ba­sierte Aussa­gen zur Versor­gung von Throm­bose- und Lungen­em­bo­lie-Patien­ten treffen zu können, liegen laut dem Aktions­bünd­nis noch zu wenige Studien vor. Eine Studie aller­dings, mit dem Titel „Tägli­che Praxis der Prophy­laxe und Behand­lung venöser Throm­bo­em­bo­lien bei Krebs­pa­ti­en­ten in Deutsch­land“ von Prof. Axel Matzdorff et al., zeigt inter­es­sante Ergeb­nisse auf: Laut der Studie folgen die Prophy­laxe und Erstbe­hand­lung einer Throm­bose bei Krebs­pa­ti­en­ten den Richt­li­ni­en­emp­feh­lun­gen, demge­gen­über varrie­ren die Sekun­där­pro­phy­laxe und Langzeit­the­ra­pie stark. Wirtschaft­li­che und prakti­sche Fakto­ren können eine wichtige Rolle bei der Behand­lungs­ent­schei­dung spielen. Patien­ten mit krebs­as­so­zi­ier­ten Throm­bo­sen werden nicht nur von ihrem Hämato­lo­gen und Onkolo­gen, sondern auch von Hausärz­ten und anderen Spezia­lis­ten betreut. „Unsere Umfrage unter­streicht die Notwen­dig­keit, das Wissen über die Richt­li­nien zur Behand­lung von krebs­as­so­zi­ier­ten Throm­bo­sen unter allen Ärzten, die an der Betreu­ung von Krebs­pa­ti­en­ten teilneh­men, zu verbrei­ten und deren Einhal­tung zu verbes­sern“, so Prof. Axel Matzdorff. Die Studie wird am 12.10.2018 mit dem Virchow-Preis ausge­zeich­net.

Fakten zur Throm­bose und Lungen­em­bo­lie

Über 40.000 Menschen sterben in Deutsch­land an den Folgen einer Lungen­em­bo­lie, das sind mehr Tote als durch Verkehrs­un­fälle, Brust- und Prosta­ta­krebs und HIV zusam­men, wie das Aktions­bünd­nis in der Mittei­lung zum Welt-Throm­bose-Tag angibt. Häufigste Ursache dafür ist eine Throm­bose. Diese kann Menschen jeden Alters treffen. Jährlich werden knapp über 370.000 Neuerkran­kun­gen an Throm­bose, Phlebi­tis und Throm­bo­phle­bi­tis regis­triert. Rund 50.000 Menschen erkran­ken pro Jahr an einer Lungen­em­bo­lie.

Quelle: Aktions­bünd­nis Throm­bose