Ein Report des International Council of Nurses zum Internationalen Tag der Pflege zeigt die wichtige Rolle der Pflegefachkräfte im Gesundheitswesen und fordert unter anderem eine stärkere Einbeziehung der Pflegekräfte auf allen Ebenen in Gesundheitseinrichtungen.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) und der Deutsche Pflegerat (DPR) äußerten sich beide zum Thema „Gesundheitsversorgung mit Zukunft”. Sie betonten die Wichtigkeit von politischer Unterstützung und einer Verbesserung der Pflegesituation.
„Es ist seit langem bekannt, wo die Probleme liegen”
DBfK-Präsidentin Christel Bienstein bedauerte vor allem die mangelnde Unterstützung für Pflegende. „Seit über einem Jahr beweisen beruflich Pflegende weltweit tagtäglich, dass sie die tragende Säule in jedem Gesundheitssystem sind. Und seit über einem Jahr werden sie alleingelassen und ihre Forderungen werden ignoriert. Das wird auch bei uns Folgen für die Gesundheitsversorgung haben“, erklärte sie hierzu.
Auch Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats, unterstrich: „Seit über einem Jahr sind Pflegefachpersonen in allen Sektoren bis an und teilweise über den Rand ihrer Kräfte belastet. Das verdient ungeheuren Respekt. Aber wir werden dafür einen hohen Preis zu bezahlen haben. Dieser ist die Gesundheit der Pflegenden.”
„Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass nicht noch mehr Kolleginnen und Kollegen den Beruf verlassen, weil sie mit ihren traumatischen Erfahrungen in der Pandemie alleingelassen werden. Hier sind die Arbeitgeber und die Regierungen gefragt,” so Bienstein. Insbesondere forderte sie „leicht zugängliche, psychosoziale Unterstützungsangebote, die voll finanziert werden”.
Auch Wagner appellierte an die Politik: „Es ist seit langem bekannt, wo die Probleme liegen und welche Lösungen es hierfür gibt. Was hindert, ist die mangelnde politische Bereitschaft, für tatsächlich nachhaltig wirksame und grundlegende Verbesserungen für die Profession Pflege zu sorgen.”
Erfahrungen der Pflegefachpersonen sind „wegweisend”
In Einklang mit dem ICN-Report, hob Bienstein die Wichtigkeit der Beteiligung von Pflegenden bei der Gestaltung der Zukunft der Pflege heraus: „Wir müssen […] aus den Erfahrungen mit der Pandemie lernen, um die Gesundheitssysteme zukunftsfähig, gerecht und krisenfest aufzustellen. Die Erfahrungen der Pflegefachpersonen sind hier wegweisend“.
„Wir sehen international, dass Länder wie beispielsweise Australien, die gut durch die Pandemie gekommen sind, Pflegeexpert/innen fest in den Beratungsgremien verankert haben und diese Expertise nutzen,” fügte sie hinzu.
Aktionen zum Tag der Pflege
Zum Tag der Pflege wurde außerdem ein offener Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn veröffentlicht. Der Brief wurde von einem Verbändebündnis aus der Pflege erstellt und fordert ein gesetzliches Mindestgehalt von 4.000 Euro für Pflegefachpersonen. Zu den Unterzeichnenden gehören unter anderem der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe, der Deutsche Pflegerat und die Bundespflegekammer.
Der vollständige Brief ist hier zu lesen.
Des Weiteren rief Bienstein dazu auf, Pflegepolitik zum Wahlkriterium zu machen. „Viele haben für die Kolleginnen und Kollegen geklatscht und würden auch sicher gern mehr für sie tun: In diesem Jahr ist das möglich, man kann gute Pflegepolitik und damit eine bessere Gesundheitsversorgung wählen“, gab sie zu bedenken.
Quelle: DBfK, ICN, DPR