Stuhlmanagement
Stuhl­ma­nage­ment auf Inten­siv­sta­tion Bild: Ayush Maker

Einlei­tung

Gegen­über anderen Fachab­tei­lun­gen im Kranken­haus zeich­net sich die Inten­siv­sta­tion durch eine Reihe beson­de­rer Merkmale aus, die eine diffe­ren­zierte Betrach­tung verlan­gen. Bei den inten­siv­pfle­ge­ri­schen Beson­der­hei­ten ist auch das Stuhl­ma­nage­ment hervor­zu­he­ben.

Wird es effek­tiv betrie­ben, trägt dies nicht nur zur Vermei­dung von Kompli­ka­tio­nen, wie beispiels­weise der Inkon­ti­nenz Assozi­ier­ten Derma­ti­tis (IAD) bei, sondern optimiert auch die Arbeits­ab­läufe des Inten­siv-Pflege­per­so­nals. Ungeach­tet dieser Bedeu­tung wird das Stuhl­ma­nage­ment nicht selten vernach­läs­sigt oder ineffi­zi­ent durch­ge­führt.

Beson­dere Risiken der Inten­siv­pa­ti­en­ten

Die Mobili­sa­tion von Inten­siv­pa­ti­en­ten ist ein essen­zi­el­ler Bestand­teil von Behand­lungs­pfa­den der heuti­gen Inten­siv­me­di­zin. Wenngleich die jüngst aktua­li­sierte S3-Leitli­nie „Lagerungs­the­ra­pie und Mobili­sa­tion von kritisch Erkrank­ten auf Inten­siv­sta­tio­nen“ der Arbeits­ge­mein­schaft der Wissen­schaft­li­chen Medizi­ni­schen Fachge­sell­schaf­ten e. V. (AWMF) die Bedeu­tung der Frühmo­bi­li­sa­tion für kritisch erkrankte Patien­ten auf der Inten­siv­sta­tion bereits im Vorwort auf Seite 4 eindeu­tig als starke Empfeh­lung vorgibt, kann auch heutzu­tage trotz dieser Quali­täts­vor­gabe noch immer der Aufent­halt auf einer Inten­siv­sta­tion langfris­tige und ungüns­tige Auswir­kun­gen auf den Patien­ten haben.

Es ist unbestrit­ten, dass durch die Immobi­li­tät schwer­wie­gende Kompli­ka­tio­nen hervor­ge­ru­fen werden können, die den Heilungs­pro­zess erheb­lich verzö­gern. Aus der gastro­en­te­ro­lo­gi­schen Sicht erhöht die perma­nente Bettlä­ge­rig­keit das Risiko der Stuhl­in­kon­ti­nenz und Verstop­fung, weil der Stuhl nur sehr langsam durch den Darm und das Rektum aus dem Körper trans­por­tiert wird. Verdich­tet sich der Stuhl infolge von Darmträg­heit belas­tet dies den Inten­siv­pa­ti­en­ten in einer beson­de­ren Weise, weil nicht abgeführt wird.

Wird der Stuhl dann durch abfüh­rende Medika­mente verflüs­sigt, können bei einer unkon­trol­lier­ten Abfüh­rung Hautir­ri­ta­tio­nen hervor­ge­ru­fen werden, welche sich insbe­son­dere bei kathe­te­ri­sier­ten Patien­ten mit offenen Wunden als schwer­wie­gend darstel­len. Erschwe­rend kommt hinzu, dass die gestörte Darmtä­tig­keit sich bei Inten­siv­pa­ti­en­ten auch ungüns­tig auf die pharma­ko­lo­gi­sche Behand­lung auswir­ken kann, was wiederum ungüns­tige Heilungs­ver­läufe hervor­ruft.

Auf der pflege­ri­schen Seite werden durch das erfor­der­li­che Umlagern und die Reini­gung der Patien­ten zusätz­li­che Zeit und Ressour­cen beansprucht. Aus der Perspek­tive des Patien­ten werden schließ­lich dessen Würde und Komfort beein­träch­tigt sowie Unwohl­sein geschürt.

Bewährte Prakti­ken im Stuhl­ma­nage­ment auf Inten­siv­sta­tio­nen

Um den Hemmun­gen der Darmtä­tig­keit zu begeg­nen, haben sich einige bewährte Prakti­ken im Stuhl­ma­nage­ment auf Inten­siv­sta­tio­nen heraus­ge­bil­det. Bereits bei der Aufnahme der kritisch kranken Patien­ten auf der Inten­siv­sta­tion sollte eine multi­dis­zi­pli­näre, ganzheit­li­che Betrach­tung erfol­gen, die die Frequenz und gastro­in­testi­nale Motili­tät einschließt.

Im ersten Schritt muss die Ursache der gestör­ten Magen-Darm-Motili­tät in den Fokus gerückt werden. Ist beispiels­weise eine gestei­gerte Motili­tät in Form einer Diarrhoe zu verzeich­nen, sollte ein angemes­se­nes Ernäh­rungs­ma­nage­ment oder eine medika­men­töse Behand­lung erwogen werden. Zugleich stellt der gezielte Einsatz eines Stuhl­drai­nage-Systems in diesen Fällen eine patien­ten- und ressour­cen­scho­nende Option dar.

Leidet der Inten­siv­pa­ti­ent hinge­gen unter einer Obsti­pa­tion, sollte der abdomi­nelle Druck durch eine gezielte Verflüs­si­gung des Stuhl­gangs mittels Medika­men­ten­gabe erfol­gen und die anschlie­ßende Darment­lee­rung durch ein Stuhl­drai­na­ge­sys­tem kontrol­liert wird. In beiden Varian­ten erfol­gen die Behand­lun­gen in der Schnitt­menge der ärztli­chen und pflege­ri­schen Tätig­kei­ten, weshalb die Vorge­hens­weise in die inter­dis­zi­pli­näre Fallbe­spre­chung aufge­nom­men werden sollte.

Dies gilt sowohl für die Auswahl der geeig­ne­ten pharma­ko­lo­gi­schen Substan­zen als auch für die Anord­nung und das Legen einer dichten­den Stuhl­drai­nage. Hier kann auf eine neue Kathe­ter­tech­nik zugegrif­fen werden, die durch außer­ge­wöhn­lich elasti­sche Produk­tei­gen­schaf­ten besticht. Das Medizin­tech­nik-Unter­neh­men Advan­ced Medical Balloons GmbH hat spezi­ell für die Inten­siv­the­ra­pie ein moder­nes Kathe­ter­sys­tem entwi­ckelt.

Der hygh-tec plus ermög­licht die ideale Kombi­na­tion von mikro­sko­pisch dünnen Wandstär­ken mit belas­tungs­sta­bi­ler Form. Membran­ar­tige, komplex ausge­formte Ballon­kom­po­nen­ten aus Polyure­than haben neue Maßstäbe in der Kathe­ter-Perfor­mance gesetzt. Ärztli­cher­seits ist vor der Versor­gung eine sorgfäl­tige Indika­ti­ons­stel­lung unter Berück­sich­ti­gung mögli­cher Kontra­in­di­ka­tio­nen gefor­dert und auf der pflege­ri­schen Seite bedarf es einem sach- und fachge­rech­ten Wissen­stan­des im Umgang mit dem Stuhl­drai­nage-System.

Fazit

Das Stuhl­ma­nage­ment auf Inten­siv­sta­tio­nen ist ein komple­xer Aspekt der Patien­ten­ver­sor­gung, der eine ganzheit­li­che Betrach­tung erfor­dert. Durch die Identi­fi­zie­rung von Heraus­for­de­run­gen, die Umset­zung bewähr­ter Prakti­ken und die Entwick­lung innova­ti­ver Ansätze zur Optimie­rung können Verbes­se­run­gen im Patien­ten­out­come und in den Arbeits­ab­läu­fen erzielt werden.

Ein effek­ti­ves Stuhl­ma­nage­ment trägt nicht nur zur physi­schen Gesund­heit der Patien­ten bei, sondern fördert auch deren Würde, Komfort und das psychi­sche Wohlbe­fin­den und entlas­tet das Pflege­per­so­nal

Mike Becker und Michael Schanz