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Psychische Belastung
Insbesondere bei wachen, immobilen Patienten im Krankenhaus ist die Stuhlinkontinenz mit extremen Schamgefühlen behaftet. In ihrer eigenen Stuhlausscheidung zu liegen, ist für die Betroffenen eine schlimme Vorstellung, und viele Patienten müssen dies immer wieder durchleben. Die Reinigung und Entfernung des stark riechenden Stuhls sind Aufgaben, bei denen die Patienten auf das Pflegepersonal angewiesen sind, was für sie eine ständig wiederkehrende, unangenehme Situation darstellt. Dies führt oft zu Unsicherheit und dem Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben.
Bei längeren Krankenhausaufenthalten ist die soziale Isolation zu befürchten. Betroffene fühlen sich häufig entwürdigt und erleben einen Verlust ihrer Autonomie. Die ständige Angst vor peinlichen Situationen kann zu erhöhter Anspannung und Stress führen. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass Patienten in Depressionen verfallen oder Angststörungen entwickeln. All diese Faktoren können das Selbstwertgefühl der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und ihre allgemeine Lebensqualität stark mindern.
Physische Beeinträchtigung
Der häufige Kontakt von Stuhl mit der Haut kann zu Hautirritationen (IAD), Ekzemen und Infektionen im Analbereich führen. Besonders bei immobilen Patienten kann die Feuchtigkeit das Risiko für Dekubitus erhöhen oder vorhandene Wunden mit Stuhl kontaminieren, was wiederum zu schwierigen Wundinfektionen hervorrufen kann. Zusätzlich zur Hautirritation können die kontinuierliche Exposition gegenüber Feuchtigkeit und Enzymen im Stuhl die Hautbarriere schwächen und Hautschäden wie Dermatitis und Erosionen verursachen. Diese Hautprobleme gehen oft mit erheblichen Schmerzen und Beschwerden einher, was die Lebensqualität der Betroffenen weiter beeinträchtigt.
Das erhöhte Infektionsrisiko stellt eine weitere physische Beeinträchtigung dar, da offene Wunden und gereizte Hautstellen Eintrittspforten für Krankheitserreger bieten und zu systemischen Infektionen führen können. Des Weiteren können die durch Hautprobleme verursachten Schmerzen die Mobilität weiter einschränken, wodurch das Risiko für Komplikationen wie Muskelschwund und Gelenksteifheit steigt.
Bei Stuhlinkontinenz häufig unterschätzt: Gefahr der Harnwegsinfektion
Eine häufig unterschätzte Komplikation der Stuhlinkontinenz sind Harnwegsinfektionen durch Darmkeime. Diese können bei Risikopatienten zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Besonders gefährlich ist die potenzielle Ausbreitung zu einer Urosepsis, die lebensbedrohlich sein kann.
Frauen sind aufgrund ihrer anatomischen Gegebenheiten besonders häufig betroffen. Zum einen liegt die Harnröhre bei Frauen näher am Anus, was das Risiko des Eindringens von Keimen aus dem Darm in die Harnwege erhöht. Zum anderen haben Bakterien wie Enterokokken und Escherichia coli durch die – im Vergleich zu Männern – kürzere Harnröhre bei Frauen auch einen kürzeren Weg, um in die Blase und die Harnwege zu gelangen und dort Infektionen zu verursachen.
Diese Infektionen sind nicht nur schmerzhaft, sondern können auch schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, insbesondere bei immungeschwächten Patienten und solchen mit bereits bestehenden gesundheitlichen Problemen. Im Bereich der Nosokomialinfektionen stellt die Harnwegsinfektion eine der häufigsten Infektion dar, was für einen geschwächten Patienten zu einer potenzielle Gefahr werden kann.
Der Haupterreger „Escherichia coli“
In etwa 80 Prozent aller Fälle gilt Escherichia coli (E. coli) als der Hauptverursacher von Harnwegsinfektionen. Bereits in den 1920er Jahren wurde die Bedeutung von E. coli als Krankheitserreger erkannt. Bestimmte Stämme, die außerhalb des Darms Infektionen verursachen (ExPEC), sind häufige Auslöser von Harnwegsinfektionen, Sepsis und nosokomialen Infektionen. Harnwegsinfektionen werden meist durch uropathogene E. coli (UPEC) hervorgerufen und mit Antibiotika behandelt. Einige dieser Bakterien können jedoch in der Blasenschleimhaut in einen inaktiven Zustand übergehen (Persister) und so einer Antibiotikabehandlung entgehen.
Zudem sind viele Stämme bereits gegenüber Antibiotika resistent. Hintergrund ist, dass wiederkehrende Infektionen oft vorbeugend mit Antibiotika bekämpft werden. Das jedoch befördert die Resistenzentwicklung weiter und schränkt die Wirksamkeit der klassischen Antibiotikatherapie zunehmend ein, was die Patienten immer weiter belastet.
Wissenschaftliche Forschung hat gezeigt, dass E. coli ein äußerst vielseitiger und anpassungsfähiger Krankheitserreger ist. Es gibt verschiedene Pathotypen von E. coli, die unterschiedliche Krankheiten verursachen können, von Darminfektionen bis hin zu schweren extraintestinalen Infektionen wie Harnwegsinfektionen und Sepsis.[1] Die steigende Antibiotikaresistenz bei E. coli-Stämmen ist ein wachsendes Problem und hat zur Entwicklung von Impfstrategien gegen verschiedene E. coli-Pathotypen geführt. Die Forschung hat auch gezeigt, dass E. coli in der Lage ist, sich durch den Erwerb mobiler genetischer Elemente oder durch Punktmutationen schnell an neue Umgebungen anzupassen und Resistenzen zu entwickeln.[2]
Prävention und Management
Zur Reduktion des Infektionsrisikos sind gezielte hygienische sowie pflegerische Maßnahmen und der effektive Einsatz von Hilfsmitteln erforderlich. Handelt es sich um eine dauerhafte Diarrhö, birgt dieses einen enormen pflegerischen Aufwand, welches wiederum einen hohen Verbrauch von personellen und materiellen Ressourcen mit sich bringt.
An dieser Stelle sollte der Einsatz von verlässlichen Hilfsmitteln, wie einer Stuhldrainage, welche schon seit einigen Jahren auf dem Markt zu finden sind, in Erwägung gezogen werden. Der gezielte Einsatz kann die Pflegequalität signifikant verbessern und Infektionsrisiken minimieren. Stuhldrainagesysteme tragen dazu bei, die Verbreitung von Fäkalien einzudämmen, was das Risiko von nosokomialen Infektionen und Kreuzkontaminationen verringert. Dies kommt sowohl den Patienten als auch dem Pflegepersonal zugute.
Darüber hinaus schützt die kontinuierliche Stuhlableitung die Haut des Patienten vor dauerhaftem Kontakt mit Fäkalien, wodurch weitere Gesundheitsrisiken reduziert werden (zum Beispiel Dekubitus) sowie die Hautgesundheit und das allgemeine Wohlbefinden des Patienten gefördert werden. Gleichzeitig wird durch den Einsatz von Stuhldrainagesystemen auch der Verbrauch von Einwegmaterialien wie Vorlagen, Inkontinenzslips oder Schutzhosen verringert, was zu Kosteneinsparungen und einer effizienteren Ressourcennutzung führt.
Des Weiteren wird der zeitliche und physische Aufwand für das Pflegepersonal erheblich reduziert, was eine konzentriertere und effektivere Pflege anderer Bedürfnisse des Patienten ermöglicht. Stuhldrainagesysteme bieten den Patienten zudem eine diskretere und komfortablere Lösung im Umgang mit Inkontinenz, was ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität steigert.
In diesem Sinne hat sich die kontinuierliche Stuhlableitung mit dem modernen Stuhlableitungssystem hygh-tec Basic Plus® bewährt, welches nicht nur durch eine Studie der Heidelberger Universität, sondern vielmehr auch von den Anwendern aus den Kliniken, bestätigt wird. Hygh-tec Basic Plus® zeichnet sich durch seine hohe Effizienz und den zuverlässigen Schutz vor Infektionen aus, was durch die kontinuierliche Ableitung von Stuhl und den dichten Hautabschluss gewährleistet wird.
Fazit
Die Problematiken, die sich durch eine Stuhlinkontinenz oder chronischer Diarrhö ergeben, können sich mannigfaltig darstellen. Neben den psychischen Belastungen können diese – wie das Beispiel der Harnwegsinfektionen durch Darmbakterien zeigt – durchaus schwerwiegende Konsequenzen mitsichbringen.
Eine enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegekräften sowie der bewusste Einsatz von Hilfsmitteln, wie der hygh-tec Basic Plus® Stuhldrainage, ist insofern essenziell, um den Betroffenen ein hohes Maß an Lebensqualität zu bieten und gesundheitlicher Sicherheit zu gewährleisten. Durch die Kombination aus medizinischer Betreuung und dem Einsatz moderner Hilfsmittel können Komplikationen effektiv vermieden und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig verbessert werden.
Von Mike Becker und Michael Schanz
Quellen:
- Pravil Pokharel; Sabin Dhakal; Charles M. Dozois: „The Diversity of Escherichia coli Pathotypes and Vaccination Strategies against This Versatile Bacterial Pathogen“. In: Microorganisms 2023, 11(2), 344; https://www.mdpi.com/2076–2607/11/2/344
- Alfredo G. Torres: Trending Topics in Escherichia coli Research-The Latin American Perspective, Springer, 2023.