Infektionen können zu schwerwiegenden Komplikationen führen, die insbesondere bei immungeschwächten Patienten Behandlungsprobleme hervorrufen und für die Gesundheitseinrichtungen mit einem erheblichen finanziellen Mehraufwand verbunden sind.
Der Umgang mit infektiösen Stühlen erfordert daher eine umfassende Herangehensweise, die auf die Minimierung von Krankheitserregern abzielt. In der klinischen Praxis können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die Keim-Übertragungen zu vermeiden oder die Verbreitung einzudämmen.
Infektiöse Stühle: Minimierung der Erreger oberstes Ziel
Eine der Hauptmaßnahmen ist die Isolierung von symptomatischen Patienten, die Träger oder Ausscheider eines infektiösen Erregers sind. Idealerweise werden die Betroffenen in einem Einzelzimmer mit eigener Sanitäreinheit untergebracht.
Sämtliche Versorgungsschritte sollten auf der Grundlage eines strukturierten Hygienekonzepts erfolgen, welches erreger- und maßnahmenbezogene Isolierkriterien einschließlich der erforderlichen Verhaltensregeln seitens aller Beschäftigten, der isolierten Patienten und ihrer Besucher enthält.
Isoliermaßnahmen sorgfältig abwägen
Die Organisation und Durchführung von räumlichen Patienten-Isolierungen ist aufgrund des intensiven Personal- und Materialeinsatzes mit einem hohen Finanzaufwand verbunden. Hinzu kommen die Kosten für gesperrte Betten, verlängerte Liegezeiten und Screening- und Laboruntersuchungen.
Der fehlende Kontakt zur Außenwelt birgt außerdem für die Patienten nicht unerhebliche psychische Belastungen (Depressionen, Wahnvorstellungen etc.) und nicht zuletzt auch das Risiko einer schlechteren medizinisch-pflegerischen Versorgung infolge des geringeren Patienten-/Personalkontaktes.
Der Indikation von räumlichen Isolationsmaßnahmen sollte daher immer eine sorgsame Abwägung zwischen dem zu erwartenden Nutzen und den zu befürchtenden Gefahren vorangestellt werden.
Anwendung von Stuhldrainagen bei infektiösen Stühlen
Eine niederschwellige und vielversprechende Intervention zur Minimierung der Infektionsgefahren ist in dem Einsatz von Stuhldrainagen zu erkennen.
Diese können dazu beitragen, infektiöse Stühle effektiv zu kontrollieren, das Risiko der Umweltkontamination zu minimieren und die Ausbreitung von Krankheitserregern auf andere Patienten um ein Vielfaches zu reduzieren. Ein geschlossenes Stuhldrainagesystem ermöglicht die hygienische Ableitung des infektiösen Stuhls und die kontaminationsfreie Entsorgung der Ausscheidung.
Vorausetzung ist freilich, dass das Drainagesystem die intraanale Dichtigkeit gewährleistet. Aufgrund des Produktdesigns und der Materialeigenschaften sticht das Stuhldrainagensystem „Hygh-tec® basic-plus“ hervor, dessen hohe Dichtigkeitswerte derzeit in einer Studie an der Heidelberger Universitätsklinik validiert werden.
Das Kathetersystem des baden-württembergischen Medizintechnikunternehmens Advanced Medical Ballons (amb) ermöglicht die präventivmedizinsche Ableitung von infektiösen Stühlen, wodurch sich das Kontaminationsrisiko um ein Vielfaches verringert. Außerdem trägt der Einsatz dazu bei, dass die Haut oder bereits vorhandene dermale Läsionen vor Reizungen und Schäden durch den Kontakt mit dem infektiösen Stuhl geschützt werden.
Einsatz von Stuhldrainagen: Vorteile und Voraussetzungen
Durch das geschlossene Stuhldrainagesystem „Hygh-tec® basic-plus“ können Fäkalien zur Vermeidung von Verunreinigungen wirkungsvoll abgeleitet werden. Zu den Vorteilen von Stuhldrainagen zählen die
- effektive Kontrolle von infektiösem Stuhl,
- die Verhinderung von Komplikationen (Umgebungs- und Kreuzkontaminationen),
- und die verbesserte Hygiene.
Voraussetzungen ist die Einwilligung des Patienten nach der erfolgten Aufklärung über die Indikationsstellung, bei der vom Arzt mögliche Kontraindikationen berücksichtigt werden müssen (zum Beispiel Rektaltumore, Blutungen, thrombotische Hämorrhoiden).
Des Weiteren bedarf es einer eingehenden Schulung bezüglich der Handhabung und die Notwendigkeit einer regelmäßigen Überwachung und Pflege der Drainage durch das Pflegepersonal.
Perspektive
Vor dem Hintergrund der Prävalenz von nosokomialen Infektionen sollte die Relevanz des kontinuierlichen Einsatzes von Stuhldrainagen bei infektiösen Stühlen wissenschaftlich erforscht werden.
Hierbei sollte die Anwendungsoptimierung in verschiedenen klinischen Situationen fokussiert und die Bewertung der langfristigen Auswirkungen unter dem Einbezug der Kosten-Effektivität berücksichtigt werden.
„Im Bereich der stationären Altenpflege sehe ich für die Anwendung von Stuhldrainagen einen großen hygienischen Nutzwert. Die leichte Handhabung ist dabei sehr wichtig, damit die Klienten und Pflegenden die Anwendung annehmen. Wünschenswert wäre auch die eigenständige Entscheidungs- und Handlungsfreiheit des Pflegefachpersonal, damit die Stuhldrainagen, bei einer entsprechend festgelegten Symptomatik, schnell angewendet werden können.“
Jörg Böttcher
In der Praxis zeichnet es sich schon jetzt ab, dass Stuhldrainagen eine herausragende Position bei der Behandlung von Patienten mit infektiösen Stühlen einnehmen.
Sie ermöglichen eine kontrollierte Ableitung der pathogenen Mikroorganismen, verringern das Risiko von Komplikationen und bergen in der klinischen Praxis pflegerische, medizinische und gesundheitsökonomische Vorteile.
Von Mike Becker