Drohende Komplikationen
Sofern die Genital- und Gesäßregion von tiefgradigen Verbrennungen betroffen ist, sind nach der AWMF-Leitlinie „AWMF-Leitlinie „Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen“ der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) zudem Miktionsprobleme, Teil- oder Totalverlust des Genitales, Narbenkontrakturen im Urogenitalbereich und Infektionen der Brandwunden mit Fäkalkeimen zu erwarten.[1]
Diese Komplikationen fordern das gesamte interdisziplinäre Wissen und Können der in der Verbrennung ausgewiesenen Behandler heraus, um individuelle und schonende Versorgungsmethoden zu ergreifen, damit die Patienten mit perianalen Verbrennungen nicht aufgrund analer oder urogenitaler Komplikationen versterben.
Die unmittelbare Nähe zum Anus lässt – auch bei eigentlicher Unversehrtheit der Analregion selbst – eine endogene bakterielle Infektion mit Fäkalkeimen erwarten. Gerade im Intimbereich müssen daher aufgrund der schwierigen anatomischen Gegebenheiten, sowie der von Ausscheidungen bedrohten Wundareale, alle Register gezogen werden.
„Die unmittelbare Nähe zum Anus lässt – auch bei eigentlicher Unversehrtheit der Analregion selbst – eine rasche Superinfektion der Brandwunden mit Fäkalkeimen erwarten. Wundinfektionen bergen nicht nur die Gefahr sekundären Abtiefens der Verbrennungswunde durch Zerstörung primär überlebender Epithelzellen, sondern dass Wundinfektionen vor allem auch das Anheilen von Spalthauttransplantaten wesentlich verzögern oder sogar verhindern können.“
Muir IFK, Morgan BDG (1973) Burns of the genitalia and perineum. In: Horton CE (Hrsg) Plastic and Reconstructive Surgery of the Genital Area. Little and Brown, Boston, S 443–449
Die Problematik der Behandlung
Um die Grundlage für die Wahl der geeigneten Behandlungsmethoden zu bestimmen, ist es wichtig die Klassifikation von perianalen Brandwunden, sowie den Schweregrad der Verletzung im Vorfeld zu eruieren.
Neben dem chirurgischen Ansatz, wie durch den Einsatz von Spalthauttransplantaten, werden auch nicht-chirurgische Behandlungsmethoden, wie aufwendige Verbände oder Unterdrucktherapie eingesetzt.
Zur Gewährleistung der Effektivität dieser Versorgungsmaßnahmen, zur Entlastung der Patienten von häufigen Verbandsintervallen und zur Sicherung des Heilungsprozesses sollten die Ausscheidungen gänzlich ohne Kontakt zu den Wunden oder der Spalthaut, abgeleitet werden.
Die Ableitung des Urins sollte bis zum stabilen Abheilen der oberflächlichen Verbrennungswunden oder bis zum stabilen Anheilen der Hauttransplantate über einen Blasendauerkatheter oder Suprapubischer Katheter (SPDK) vollzogen werden.
Die Stuhlausscheidung hingegen kann mit einer operativen Stomaableitung oder einer entsprechenden Stuhlmodifikation über eine Stuhldrainage gewährleistet werden.
Das Problem der Stuhlableitung
Stuhldrainage-Systeme stehen bereits seit geraumer Zeit auf dem Markt zur Verfügung. Doch leider stellen sich die kontinuierlichen Katheter-Auffangbehälter-Systeme zur Stuhlableitung der ersten Generationen, aufgrund ihrer Bauart und des Materials, als nicht effektiv dar. Dies zieht nicht nur eine Mehrbelastung des Patienten mit sich, sondern verkompliziert die gesamte Versorgung und verbraucht materielle, sowie personelle Ressourcen.
Die beiden Plastischen Chirurgen Dr. Markus Öhlbauer und Dr. Britta Wallner aus dem Zentrum für Schwerbrandverletzte der BG Unfallklinik Murnau beschrieben im Jahr 2016 die zum damaligen Zeitpunkt vorhandenen Darmmanagementsysteme, welche bis dahin aus Silikon gefertigt waren, wie folgt:
„Eine völlige Dichtigkeit, vor allem für Stuhlwasser, ist aber zumeist auch mit diesen Darmmanagementsystemen, nicht zu erreichen, sodass dies über eine erhöhte Frequenz der Verbandwechsel kompensiert werden muss oder bei Anwendung der Unterdrucktherapie über spezielle Adaptierungen, die anusnah platziert über im Vergleich zum Gesamtsystem erhöhten Unterdruck neben dem Darmmanagementsystem paraanal vorbeilaufendes Stuhlwasser aufnehmen können.“
Markus Öhlbauer und Britta Wallner: „Perianale Verbrennungen“. In: Verbrennungschirurgie, Herausgeber: Marcus Lehnhardt, Springer Berlin/Heidelberg, 2016, S. 281
Moderne Systeme helfen
Deshalb ist es für die effektive Versorgung und Behandlung der von thermischen Verletzungen betroffenen Patienten unerlässlich, dass moderne Stuhldrainagesysteme verwendet werden, die eine zuverlässige, kontinuierliche und hygienische Stuhlableitung versprechen.
Das moderne System hygh-tec plus® verknüpft eine einzigartige Kathetertechnik zu einer modular konzipierten Versorgungsplattform, die in der intensivmedizinischen Versorgungssituation von Brandwunden in der hochsensiblen Perianalregion über seine funktionellen Eigenschaften einen patientenschonenden und hygienischen Einsatz verspricht.
Im Zusammenhang mit den zeitlich aufwendigen Verbandswechselintervallen, dem hohen materiellen Einsatz der kostenintensiven Wundauflagen, Wundspülmittel oder der Unterdrucktherapie, ist es in der perianalen Brandwundenversorgung von enormer Bedeutung atraumatische und dichtende Stuhldrainage zu verwenden.
Durch die herausragenden Eigenschaften des verwendeten Materials Polyurethan (PU) und die neuartige Bauweise der Stuhldrainage hygh-tec plus®, kann die Leckage auch bei wässrigen Stühlen auf ein Minimum reduziert werden.
Die Funktionalität und Dichtigkeit von hygh-tec plus® werden derzeit in der Heidelberger Universitätsklinik einer klinischen Studie unterzogen, die nach ersten Ergebnissen ein positives Ergebnis zu versprechen scheint.
Von Mike Becker
Literatur:
- AWMF-Leitlinie „Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen“ der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV). S2k, AWMF-Register-Nr.: 044–001.
- Verbrennungschirurgie, Marcus Lehnhardt, Springer Berlin / Heidelberg, 2016
- Muir IFK, Morgan BDG „Burns of the genitalia and perineum“. In: Horton CE (Hrsg.) Plastic and Reconstructive Surgery of the Genital Area. Little and Brown, Boston, 1973