Stuhlableitung
Befreit vom Stuhl lässt sich entspann­ter leben – eine gute Stuhl­ab­lei­tung macht es möglich. Bild: © Riopa­tuca | Dreamstime.com

Wunden im sakra­len Bereich haben regel­mä­ßig langwie­rige Heilungs­pro­zesse, die für die Patien­ten eine extreme Belas­tung darstel­len.

Zur Vermei­dung von Sekun­där­kom­pli­ka­tio­nen ist es daher wichtig, dass sich das inter­dis­zi­pli­näre Wundver­sor­gungs­team zuver­läs­si­ger Hilfs­mit­tel bedient, um den Patien­ten vor weite­ren typischen Schäden, beispiels­weise einer Inkon­ti­nenz Assozi­ierte Derma­ti­tis (IAD), zu schüt­zen und die Thera­pie effek­tiv voran zu treiben.

So lassen sich Hautschä­di­gun­gen wegen bestän­di­gem Kontakt mit Stuhl und/oder Urin durch den Einsatz von moder­nen Stuhl­drai­na­ge­sys­te­men vermei­den (zum Beispiel: hygh-tec® basic-plus).

Inkom­plette und komplette Querschnitts­läh­mung

Bei einer inkom­plet­ten Querschnitts­läh­mung sind die Nerven­bah­nen im Rücken­mark nicht vollstän­dig durch­trennt. Dies bedeu­tet, dass bei den Betrof­fe­nen unter­halb der Verlet­zungs­stelle teilweise noch motori­sche, senso­ri­sche und/oder autonome Funktio­nen vorhan­den sind.

Die Auswir­kun­gen und der Grad der Beein­träch­ti­gung können stark variie­ren und hängen vom Ausmaß und der Lage der Verlet­zung ab.

Im Gegen­satz dazu führt eine komplette Querschnitts­läh­mung zu einer vollstän­di­gen Unter­bre­chung der Nerven­bah­nen im Rücken­mark. Dadurch kommt es unter­halb der Verlet­zungs­stelle zu einem vollstän­di­gen Verlust der motori­schen, senso­ri­schen und autono­men Funktio­nen.

Patien­ten mit komplet­ter Querschnitts­läh­mung haben keine Empfin­dung und keine Bewegungs­fä­hig­keit unter­halb der betrof­fe­nen Stelle.

Stuhldrainage
hygh-tec basic‑plus wurde für die vom Anwen­der deter­mi­nierte Stuhl­ab­lei­tung bis zu 30 Tage entwi­ckelt. Das System verfügt über eine effizi­ente trans­a­nale Dichtungs­mechanik und ermög­licht den konti­nu­ier­li­chen Zugang zum Kolon des Patien­ten Bild: amb

Häufig­keit

Es wird geschätzt, dass in Deutsch­land etwa 140.000 bis 150.000 Menschen mit einer Querschnitt­läh­mung leben. Jährlich kommen etwa 1.800 bis 2.000 neue Fälle hinzu.

Mit circa 70 bis 80 Prozent sind Männer häufi­ger betrof­fen als Frauen. Dies ist haupt­säch­lich darauf zurück­zu­füh­ren, dass Männer häufi­ger in Verkehrs­un­fälle oder Sport­un­fälle verwi­ckelt sind, die zu einer Querschnitt­läh­mung führen.

Symptome

Die Symptome einer Querschnitts­läh­mung variie­ren je nach Höhe der Rücken­marks­schä­di­gung. Dies kann zu einer vollstän­di­gen oder teilwei­sen Lähmung der Beine (Paraple­gie) oder aller vier Glied­ma­ßen (Tetra­ple­gie) führen. Darüber hinaus können Sensi­bi­li­täts­ver­lust, Blasen- und Darmstö­run­gen sowie sexuelle Dysfunk­tio­nen auftre­ten.

Patien­ten können auch unter chroni­schen Schmer­zen und Schwie­rig­kei­ten bei der Regulie­rung von Körper­tem­pe­ra­tur, Herzfre­quenz und Blutdruck leiden.

Diagnose

Die Diagnose einer Querschnitts­läh­mung erfolgt durch eine gründ­li­che neuro­lo­gi­sche Unter­su­chung und bildge­bende Verfah­ren wie Magnet­re­so­nanz­to­mo­gra­fie (MRT), Compu­ter­to­mo­gra­fie (CT) und Röntgen­auf­nah­men.

Während Unfall­ereig­nisse zu den häufi­gen Ursachen gerech­net werden, nehmen daneben auch nicht­trau­ma­ti­sche Ursachen wie Tumore, Entzün­dun­gen und Durch­blu­tungs­stö­run­gen eine promi­nente Stellung im Ursachen­ka­ta­log der Querschnitts­läh­mung ein.

MRT-Aufnah­men sind in der Diagnos­tik beson­ders hilfreich, um das Ausmaß, die Ursache und die genaue Lage der Schädi­gung im Rücken­mark zu bestim­men. In einigen Fällen sind zusätz­li­che Unter­su­chun­gen wie neuro­phy­sio­lo­gi­sche Tests, Nerven­was­ser­ana­ly­sen oder Blutun­ter­su­chun­gen notwen­dig.

Krank­heits­ver­lauf

Die Prognose für Patien­ten mit Querschnitt­sym­pto­ma­tik hängt von der Schwere und dem Ort der Rücken­marks­ver­let­zung ab. Bei einem akuten Querschnitt­syn­drom können durch schnelle opera­tive Eingriffe Lähmungs­er­schei­nun­gen teilweise bis vollstän­dig rückgän­gig gemacht werden.

Bei langan­hal­ten­den oder schwe­ren Verlet­zun­gen kann ein inkom­plet­tes oder komplet­tes Querschnitt­syn­drom bestehen bleiben. Eine anschlie­ßende inter­dis­zi­pli­näre Versor­gung in einem Querschnitt­zen­trum ist in allen Fällen entschei­dend, um den Patien­ten die Rückkehr zu einem möglichst selbst­stän­di­gen Leben zu ermög­li­chen.

Der psycho­lo­gi­sche Aspekt

Der psycho­lo­gi­sche Aspekt bei einer Querschnitts­läh­mung ist sehr bedeu­tend. Nicht selten erleben die Betrof­fe­nen eine tiefe Lebens­krise. Neben den physi­schen Einschrän­kun­gen müssen auch emotio­nale und psycho­lo­gi­sche Heraus­for­de­run­gen bewäl­tigt werden.

Der drasti­sche Verlust von Mobili­tät und Unabhän­gig­keit kann zu Depres­sio­nen, Angst­zu­stän­den und emotio­na­lem Stress führen. Die Anpas­sung an die neue Lebens­si­tua­tion und die Notwen­dig­keit, Hilfe anzuneh­men, belas­ten die psychi­sche Gesund­heit zusätz­lich. Dies kann auch zu einem Motiva­ti­ons­ver­lust in Bezug auf Rehabi­li­ta­ti­ons­pro­gramme und das Setzen neuer Lebens­ziele führen.

Entste­hung von Wunden

Die perma­nen­ten Risiken, die mit einer Rücken­marks­ver­let­zung einher­ge­hen, umfas­sen Einschrän­kun­gen wie den Verlust von Mobili­tät und Motorik. Diese führen durch die vorwie­gend sitzende oder liegende Position zu konstan­tem Aufla­ge­druck und Scher­kräf­ten.

Aufgrund der einge­schränk­ten Beweg­lich­keit und vermin­der­ten Sensi­bi­li­tät sind Querschnitts­pa­ti­en­ten beson­ders anfäl­lig für Druck­ge­schwüre, insbe­son­dere im Bereich des Gesäßes (Steiß­bein oder Sitzbein­hö­cker), was eine langwie­rige Behand­lung nach sich zieht.

Der Markt bietet eine Vielzahl effek­ti­ver Hilfs­mit­tel wie spezi­elle Rollstuhl­kis­sen, die den Druck optimal vertei­len. Dennoch bleibt die Druck­pro­ble­ma­tik eine lebens­lange poten­zi­elle Gefahr und eine Heraus­for­de­rung für die Patien­ten.

Zusätz­lich sind Querschnitts­pa­ti­en­ten bei Vorlie­gen von Urin- und/oder Stuhl­in­kon­ti­nenz weite­ren Gefah­ren ausge­setzt, wie einer inkon­ti­nenz­as­so­zi­ier­ten Derma­ti­tis (IAD), die Hautlä­sio­nen beschleu­ni­gen oder Wundin­fek­tio­nen verur­sa­chen kann.

Einsatz von Stuhl­drai­na­gen in der Wundver­sor­gung

Moderne Hilfs­mit­tel im Bereich des Stuhl­ma­nage­ments, wie beispiels­weise der hygh-tec® basic-plus, sind ein wichti­ges thera­peu­ti­sches Instru­ment zur Vermei­dung und Bewäl­ti­gung von Kompli­ka­tio­nen, wie die durch Immobi­li­tät der Querschnitts­pa­ti­en­ten entstan­de­nen sakra­len Wunden.

Die Wundver­sor­gung, ob durch sekun­däre Heilung mit einem klassi­schen Verband oder eine opera­tive primäre Lappen­plas­tik (opera­tive plastisch-chirur­gi­sche Technik), wird durch „wundbe­ein­flus­sende Fakto­ren“ erschwert. Der Einfluss dieser negati­ven Fakto­ren hängt maßgeb­lich vom Alter und der Grund­er­kran­kung des Patien­ten ab.

Bei den Querschnitts­pa­ti­en­ten, deren Alter im Durch­schnitt circa 60 Jahre beträgt, sind beispiels­weise die Immobi­li­tät und Inkon­ti­nenz große Hinder­nisse für eine normale Wundhei­lung oder die erfolg­rei­che plasti­sche Chirur­gie­tech­nik der Lappen­plas­tik.

Insbe­son­dere bei der aufwen­di­gen opera­ti­ven Hautplas­tik muss beson­de­res Augen­merk auf den hygie­ni­schen Schutz vor den Darment­lee­run­gen gelegt werden. Die Wundareale im sakra­len bezie­hungs­weise periana­len Bereich sind gleich­falls gefähr­det, da Stuhl­aus­schei­dun­gen in der lokalen Umgebung das Infek­ti­ons­ri­siko erhöhen. In beiden Fällen ist es wichtig, Maßnah­men zur Risiko­mi­ni­mie­rung zu ergrei­fen.

Stuhl-Konta­mi­na­tio­nen der Wunde, die – unkon­trol­liert – mehrfach täglich unter die Wundauf­lage gelan­gen, bringen die Wundthe­ra­pie zum Schei­tern. Denn: Gelangt die Ausschei­dung in die Wunde, erhöht sich nicht nur die Anzahl der Erreger und Mikro­ben mit der Bildung von Biofil­men, sondern es erhöht sich auch das Risiko ein septi­sches Infek­ti­ons­ri­siko zu erlei­den.

Zudem ist die unmit­tel­bare Wundum­ge­bung, welche der Feuch­tig­keit und der in dünnen Stühlen enthal­te­nen Verdau­ungs­en­zy­men perma­nent ausge­setzt ist, in Gefahr Schaden zu nehmen. Gelangt der Stuhl mehrmals täglich unter die Wundauf­lage und konta­mi­niert die Wunde, ist die Wundthe­ra­pie zum Schei­tern verur­teilt.

Fazit

Die zentrale Heraus­for­de­rung besteht in der Behand­lung von durch Immobi­li­tät verur­sach­ten Dekubi­tus-Wunden bei Querschnitts­pa­ti­en­ten. Je nach Größe und Katego­rie der Wunde kann dies einen länge­ren Bettauf­ent­halt, also im Prinzip eine thera­peu­ti­sche Immobi­li­tät erfor­dern, um eine optimale Druck­ent­las­tung des Wundbe­reichs zu gewähr­leis­ten.

Leider birgt diese Vorge­hens­weise wiederum weitere poten­ti­elle Risiken, wie die Entste­hung neuer Druck­stel­len, aber auch Throm­bo­sen, Gelenk­kon­trak­tu­ren, Pneumo­nien oder Depres­sio­nen, Angst­zu­stän­den sind ernst­haft in Betracht zu ziehen. Durch den Einsatz zuver­läs­si­ger Hilfs­mit­tel, wie beispiels­weise das moderne Stuhl­drai­na­ge­sys­tem hygh-tec® basic-plus kann die Thera­pie optimiert werden, sodass der Patient schnel­ler genesen und seine Selbst­stän­dig­keit wieder­erlan­gen kann.

Das oberste Ziel ist es, den Patien­ten von der vollstän­di­gen Bettim­mo­bi­li­tät zu befreien. Zusätz­li­che Belas­tun­gen müssen vermie­den werden. Diese Maxime sind entschei­dend für die Minimie­rung der psychi­schen und physi­schen Folgen einer langen Immobi­li­tät und die rasche Rückkehr der Patien­ten in ein aktives und erfüll­tes Leben.

Von Mike Becker

Weiter­füh­rend:

  1. S2k-Leitli­nie „Neuro­gene Darmfunk­ti­ons­stö­rung bei Querschnitt­läh­mung“ unter Feder­füh­rung der Deutsch­spra­chi­gen Medizi­ni­schen Gesell­schaft für Paraple­gio­lo­gie e.V., AWMF-Regis­ter-Nr.: 179–004, Stand 08–2019, Überar­bei­tung angekün­digt. https://register.awmf.org/assets/guidelines/179–004l_S2k_Neurogene-Darmfunktionsstoerung-Querschnittlaehmung_2019-10_1.pdf