Wunden im sakralen Bereich haben regelmäßig langwierige Heilungsprozesse, die für die Patienten eine extreme Belastung darstellen.
Zur Vermeidung von Sekundärkomplikationen ist es daher wichtig, dass sich das interdisziplinäre Wundversorgungsteam zuverlässiger Hilfsmittel bedient, um den Patienten vor weiteren typischen Schäden, beispielsweise einer Inkontinenz Assoziierte Dermatitis (IAD), zu schützen und die Therapie effektiv voran zu treiben.
So lassen sich Hautschädigungen wegen beständigem Kontakt mit Stuhl und/oder Urin durch den Einsatz von modernen Stuhldrainagesystemen vermeiden (zum Beispiel: hygh-tec® basic-plus).
Inkomplette und komplette Querschnittslähmung
Bei einer inkompletten Querschnittslähmung sind die Nervenbahnen im Rückenmark nicht vollständig durchtrennt. Dies bedeutet, dass bei den Betroffenen unterhalb der Verletzungsstelle teilweise noch motorische, sensorische und/oder autonome Funktionen vorhanden sind.
Die Auswirkungen und der Grad der Beeinträchtigung können stark variieren und hängen vom Ausmaß und der Lage der Verletzung ab.
Im Gegensatz dazu führt eine komplette Querschnittslähmung zu einer vollständigen Unterbrechung der Nervenbahnen im Rückenmark. Dadurch kommt es unterhalb der Verletzungsstelle zu einem vollständigen Verlust der motorischen, sensorischen und autonomen Funktionen.
Patienten mit kompletter Querschnittslähmung haben keine Empfindung und keine Bewegungsfähigkeit unterhalb der betroffenen Stelle.
Häufigkeit
Es wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 140.000 bis 150.000 Menschen mit einer Querschnittlähmung leben. Jährlich kommen etwa 1.800 bis 2.000 neue Fälle hinzu.
Mit circa 70 bis 80 Prozent sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Männer häufiger in Verkehrsunfälle oder Sportunfälle verwickelt sind, die zu einer Querschnittlähmung führen.
Symptome
Die Symptome einer Querschnittslähmung variieren je nach Höhe der Rückenmarksschädigung. Dies kann zu einer vollständigen oder teilweisen Lähmung der Beine (Paraplegie) oder aller vier Gliedmaßen (Tetraplegie) führen. Darüber hinaus können Sensibilitätsverlust, Blasen- und Darmstörungen sowie sexuelle Dysfunktionen auftreten.
Patienten können auch unter chronischen Schmerzen und Schwierigkeiten bei der Regulierung von Körpertemperatur, Herzfrequenz und Blutdruck leiden.
Diagnose
Die Diagnose einer Querschnittslähmung erfolgt durch eine gründliche neurologische Untersuchung und bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomografie (CT) und Röntgenaufnahmen.
Während Unfallereignisse zu den häufigen Ursachen gerechnet werden, nehmen daneben auch nichttraumatische Ursachen wie Tumore, Entzündungen und Durchblutungsstörungen eine prominente Stellung im Ursachenkatalog der Querschnittslähmung ein.
MRT-Aufnahmen sind in der Diagnostik besonders hilfreich, um das Ausmaß, die Ursache und die genaue Lage der Schädigung im Rückenmark zu bestimmen. In einigen Fällen sind zusätzliche Untersuchungen wie neurophysiologische Tests, Nervenwasseranalysen oder Blutuntersuchungen notwendig.
Krankheitsverlauf
Die Prognose für Patienten mit Querschnittsymptomatik hängt von der Schwere und dem Ort der Rückenmarksverletzung ab. Bei einem akuten Querschnittsyndrom können durch schnelle operative Eingriffe Lähmungserscheinungen teilweise bis vollständig rückgängig gemacht werden.
Bei langanhaltenden oder schweren Verletzungen kann ein inkomplettes oder komplettes Querschnittsyndrom bestehen bleiben. Eine anschließende interdisziplinäre Versorgung in einem Querschnittzentrum ist in allen Fällen entscheidend, um den Patienten die Rückkehr zu einem möglichst selbstständigen Leben zu ermöglichen.
Der psychologische Aspekt
Der psychologische Aspekt bei einer Querschnittslähmung ist sehr bedeutend. Nicht selten erleben die Betroffenen eine tiefe Lebenskrise. Neben den physischen Einschränkungen müssen auch emotionale und psychologische Herausforderungen bewältigt werden.
Der drastische Verlust von Mobilität und Unabhängigkeit kann zu Depressionen, Angstzuständen und emotionalem Stress führen. Die Anpassung an die neue Lebenssituation und die Notwendigkeit, Hilfe anzunehmen, belasten die psychische Gesundheit zusätzlich. Dies kann auch zu einem Motivationsverlust in Bezug auf Rehabilitationsprogramme und das Setzen neuer Lebensziele führen.
Entstehung von Wunden
Die permanenten Risiken, die mit einer Rückenmarksverletzung einhergehen, umfassen Einschränkungen wie den Verlust von Mobilität und Motorik. Diese führen durch die vorwiegend sitzende oder liegende Position zu konstantem Auflagedruck und Scherkräften.
Aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit und verminderten Sensibilität sind Querschnittspatienten besonders anfällig für Druckgeschwüre, insbesondere im Bereich des Gesäßes (Steißbein oder Sitzbeinhöcker), was eine langwierige Behandlung nach sich zieht.
Der Markt bietet eine Vielzahl effektiver Hilfsmittel wie spezielle Rollstuhlkissen, die den Druck optimal verteilen. Dennoch bleibt die Druckproblematik eine lebenslange potenzielle Gefahr und eine Herausforderung für die Patienten.
Zusätzlich sind Querschnittspatienten bei Vorliegen von Urin- und/oder Stuhlinkontinenz weiteren Gefahren ausgesetzt, wie einer inkontinenzassoziierten Dermatitis (IAD), die Hautläsionen beschleunigen oder Wundinfektionen verursachen kann.
Einsatz von Stuhldrainagen in der Wundversorgung
Moderne Hilfsmittel im Bereich des Stuhlmanagements, wie beispielsweise der hygh-tec® basic-plus, sind ein wichtiges therapeutisches Instrument zur Vermeidung und Bewältigung von Komplikationen, wie die durch Immobilität der Querschnittspatienten entstandenen sakralen Wunden.
Die Wundversorgung, ob durch sekundäre Heilung mit einem klassischen Verband oder eine operative primäre Lappenplastik (operative plastisch-chirurgische Technik), wird durch „wundbeeinflussende Faktoren“ erschwert. Der Einfluss dieser negativen Faktoren hängt maßgeblich vom Alter und der Grunderkrankung des Patienten ab.
Bei den Querschnittspatienten, deren Alter im Durchschnitt circa 60 Jahre beträgt, sind beispielsweise die Immobilität und Inkontinenz große Hindernisse für eine normale Wundheilung oder die erfolgreiche plastische Chirurgietechnik der Lappenplastik.
Insbesondere bei der aufwendigen operativen Hautplastik muss besonderes Augenmerk auf den hygienischen Schutz vor den Darmentleerungen gelegt werden. Die Wundareale im sakralen beziehungsweise perianalen Bereich sind gleichfalls gefährdet, da Stuhlausscheidungen in der lokalen Umgebung das Infektionsrisiko erhöhen. In beiden Fällen ist es wichtig, Maßnahmen zur Risikominimierung zu ergreifen.
Stuhl-Kontaminationen der Wunde, die – unkontrolliert – mehrfach täglich unter die Wundauflage gelangen, bringen die Wundtherapie zum Scheitern. Denn: Gelangt die Ausscheidung in die Wunde, erhöht sich nicht nur die Anzahl der Erreger und Mikroben mit der Bildung von Biofilmen, sondern es erhöht sich auch das Risiko ein septisches Infektionsrisiko zu erleiden.
Zudem ist die unmittelbare Wundumgebung, welche der Feuchtigkeit und der in dünnen Stühlen enthaltenen Verdauungsenzymen permanent ausgesetzt ist, in Gefahr Schaden zu nehmen. Gelangt der Stuhl mehrmals täglich unter die Wundauflage und kontaminiert die Wunde, ist die Wundtherapie zum Scheitern verurteilt.
Fazit
Die zentrale Herausforderung besteht in der Behandlung von durch Immobilität verursachten Dekubitus-Wunden bei Querschnittspatienten. Je nach Größe und Kategorie der Wunde kann dies einen längeren Bettaufenthalt, also im Prinzip eine therapeutische Immobilität erfordern, um eine optimale Druckentlastung des Wundbereichs zu gewährleisten.
Leider birgt diese Vorgehensweise wiederum weitere potentielle Risiken, wie die Entstehung neuer Druckstellen, aber auch Thrombosen, Gelenkkontrakturen, Pneumonien oder Depressionen, Angstzuständen sind ernsthaft in Betracht zu ziehen. Durch den Einsatz zuverlässiger Hilfsmittel, wie beispielsweise das moderne Stuhldrainagesystem hygh-tec® basic-plus kann die Therapie optimiert werden, sodass der Patient schneller genesen und seine Selbstständigkeit wiedererlangen kann.
Das oberste Ziel ist es, den Patienten von der vollständigen Bettimmobilität zu befreien. Zusätzliche Belastungen müssen vermieden werden. Diese Maxime sind entscheidend für die Minimierung der psychischen und physischen Folgen einer langen Immobilität und die rasche Rückkehr der Patienten in ein aktives und erfülltes Leben.
Von Mike Becker
Weiterführend:
- S2k-Leitlinie „Neurogene Darmfunktionsstörung bei Querschnittlähmung“ unter Federführung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegiologie e.V., AWMF-Register-Nr.: 179–004, Stand 08–2019, Überarbeitung angekündigt. https://register.awmf.org/assets/guidelines/179–004l_S2k_Neurogene-Darmfunktionsstoerung-Querschnittlaehmung_2019-10_1.pdf