Könnten Thrombosevorbeugende Medikamente wie Heparin oder ASS bereits helfen, einen schweren COVID-19-Verlauf zu verhindern? Derzeit wird viel Energie und Arbeit in die Forschung von Impfstoffen sowie von Behandlungmöglichkeiten für COVID-19-Patienten gesteckt, die bereits mit schweren Symptomen auf den Intensivstationen liegen. Doch der zusätzliche Fokus auf die Erforschung von Behandlungsmöglichkeiten für eine ganz bestimmte Phase der COVID-19-Erkrankung ist während der gesamten Pandemie verloren gegangen, sagt Dr. Erika Mendoza:
Eine Behandlung mit vorbeugenden Medikamenten findet in der Zeitspanne zwischen der Infektion und der Verschlechterung des gesundheitlichen Zustands (ca. eine Woche) derzeit nicht statt. Studien, ob in dieser Phase einfache Medikamente wie Heparin oder ASS – altbekannt und regelmäßig im Einsatz zur Vermeidung von Thrombosen – einen schweren Verlauf verhindern könnten, stehen seit Beginn der Pandemie letzten Jahres aus.
Der Ansatz von Dr. Mendoza, Ärztin und Generalsekretärin der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie, liegt nahe, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Autopsien von verstorbenen COVID-19-Patienten und ‑Patientinnen bereits zeigten, dass die Bildung von Thrombosen hier eine bedeutende Rolle spielen. Belastbare Daten für diesen Therapieansatz gibt es bislang jedoch nicht.
Versuche, eine größer angelegte Studie zu initiieren, sind bislang ins Leere gelaufen – unter anderem, weil das Arzneimittelgesetz dem im Wege steht. Eine diesbezügliche Studie mit den bereits auf dem Markt zur Verfügung stehenden Medikamenten ASS oder Heparin müssen denselben Prüfplan durchlaufen wie ein neuer COVID-Impfstoff, so Mendoza. Auf den rund zwei Millionen Euro für die Studie bliebe man derzeit aber sitzen. Für die engagierte Ärztin ist es unverständlich, wieso so wenig in der präklinischen Phase geforscht werden. Schließlich habe bereits die Deutsche Gesellschaft für Angiologie Ende April 2020 in einer Handreichung auf den Einsatz von vorbeugenden Medikamenten bei gesicherter COVID-19-Infektion und vorliegendem Risiko für venöse Thromboembolien verwiesen.
Im Online-Vortrag erläutert Dr. Mendoza ausführlich den Therapieansatz und äußert ihre Forderung nach der Möglichkeit einer groß angelegten Studie, um auf diese Weise möglicherweise weitere schwere und tödliche Verläufe von COVID-19 zu verhindern.