Zusatzbeiträge
Im Bundes­tag strit­ten Regie­rung und Opposi­tion über den Gesund­heits­etat 2017. Bild: marconst/Pixabay.com

Die Opposi­tion kriti­sierte, dass die zusätz­li­chen Gesund­heits­kos­ten allein von den Arbeit­neh­mern getra­gen würden, während der Arbeit­ge­ber­bei­trag bei 7,3 Prozent festge­schrie­ben sei. Grüne und Linke forder­ten die Rückkehr zu einer echten paritä­ti­schen Finan­zie­rung im Gesund­heits­sys­tem und erhiel­ten dabei auch Unter­stüt­zung von der SPD.

Minis­ter Gröhe: Weniger Bürokra­tie und ein echter Pflege-TÜV

Gröhe erinnerte vor allem an die große Pflege­re­form, mit der ab 2017 insge­samt fünf Milli­ar­den Euro pro Jahr mehr für Pflege­leis­tun­gen zur Verfü­gung stünden. So erhiel­ten nun endlich auch Menschen mit demen­zi­el­len Erkran­kun­gen einen gleich­be­rech­tig­ten Zugang zu allen Leistun­gen der Pflege­ver­si­che­rung. Weniger Bürokra­tie und ein neuer, echter Pflege-TÜV kämen als Fortschritte hinzu.

Der Minis­ter hob die derzeit günstige Finanz­lage der gesetz­li­chen Kranken­kas­sen hervor, die im ersten Halbjahr 2016 einen Überschuss von rund 600 Millio­nen Euro erwirt­schaf­tet hätten. Es gebe also gar keinen Grund für Panik­ma­che oder einen vorzei­ti­gen Wahlkampf. Dies sagte er in Anspie­lung auf Berichte, wonach die Zusatz­bei­träge der Kassen in den nächs­ten Jahren drastisch steigen könnten.

Linke: Berech­tigte Sorgen vor steigen­den Zusatz­bei­trä­gen

Die Opposi­tion warf dem Minis­ter vor, sich zwar um Refor­men, aber nicht um die langfris­tige Finan­zie­rung des Gesund­heits­sys­tems zu kümmern. Dr. Gesine Lötzsch (Die Linke) betonte, die Sorgen der Menschen vor steigen­den Zusatz­bei­trä­gen seien mehr als berech­tigt. Sie kriti­sierte auch die Entschei­dung der Koali­tion, im kommen­den Jahr 1,5 Milli­ar­den Euro aus der Liqui­di­täts­re­serve des Gesund­heits­fonds zusätz­lich an die Kassen auszu­schüt­ten, mit der Begrün­dung Kosten im Zusam­men­hang mit der Flücht­lings­krise sowie die Telema­tik im Gesund­heits­we­sen zu finan­zie­ren.

In Wirklich­keit gehe es darum, Beitrags­stei­ge­run­gen im Bundes­tags­wahl­jahr 2017 zu verhin­dern. In dem Zusam­men­hang rügte sie, dass der Bundes­zu­schuss für Hartz-IV-Empfän­ger nicht kosten­de­ckend sei. So würden derzeit monat­lich rund 90 Euro für Gesund­heit angesetzt, der Bedarf liege bei 245 Euro im Monat. Lötzsch forderte eine „Gerech­tig­keits­of­fen­sive“ und die Einfüh­rung der sozia­len Bürger­ver­si­che­rung.

Grüne: „Schäbi­ges“ Wahlkampf­ma­nö­ver

Kritik an der mit der Flücht­lings­krise begrün­de­ten zusätz­li­chen Finanz­spritze für die Kassen kam auch von den Grünen. Ekin Deligöz mahnte, es gehe hier auch um das Vertrauen der Versi­cher­ten in das System, das nicht aufs Spiel gesetzt werden dürfe. Zwar seien die Reser­ven im Gesund­heits­fonds derzeit hoch, es handele sich aber um das Geld der Beitrags­zah­ler.

Auch Maria Klein-Schmeink (Bündnis 90/Die Grünen) verwies auf das nötige Vertrauen in den Staat und in die soziale Absiche­rung. Es sei nicht in Ordnung, die Kosten für Refor­men nur bei den Versi­cher­ten abzula­den. Die Begrün­dung für den Kassen­zu­schuss in Höhe von 1,5 Milli­ar­den Euro wertete sie als „schäbi­ges“ Wahlkampf­ma­nö­ver. Es sei nie um die Kosten für die Flücht­lings­ver­sor­gung gegan­gen. Kosten für Flücht­linge seien aus Steuer­mit­teln zu finan­zie­ren. Sie erinnerte daran, dass es jetzt um den „Haushalt für das Wahljahr“ 2017 gehe und verlangte: „Da brauchen wir klare Ansagen.“