Das Stimmungstief in der Pflege verzeichnet für das vergangene Jahr leichte Verbesserungen. Das geht aus dem aktuellen Care Klima-Index 2019 hervor, dessen Ergebnisse kürzlich auf dem Deutschen Pflegetag in Berlin vorgestellt wurden. Demnach konnte ein Gesamtwert von 97,3 Punkten erreicht werden und damit 2,0 Punkte mehr als noch im Jahr 2018 (95,3). Dieser liegt trotzdem noch niedriger als der Ausgangswert von 100 im Jahr 2017.
Nach Wahrnehmung der Befragten nimmt das Thema Pflege mittlerweile einen höheren Stellenwert ein als noch vor zwei Jahren. Während 2017 noch 91 Prozent angaben, das Thema Pflege würde politisch nicht stark genug berücksichtigt werden, so waren es in der aktuellen Umfrage nur noch 82 Prozent – absolut betrachtet bleibt dieser Wert allerdings nach wie vor zu hoch.
Zudem sind 37 Prozent der Befragten der Meinung, der Pflegealltag habe sich durch gesetzliche Reformen verschlechtert. Dies äußerten immerhin 11 Prozent mehr als noch im Vorjahr 2018. Vertreten wird diese Ansicht auch im Pflegemanagement und in der akademischen Pflege (43 Prozent).
Chronisch hohe Arbeitsbelastung bleibt zentrales Problem
Insbesondere die chronisch hohe Arbeitsbelastung bleibt ein zentrales Problem in der Pflege. So bewerteten ganze 56 Prozent ihre Arbeitsbedingungen als „schlecht“.
Angesichts der veröffentlichten Ergebnisse der Umfrage, forderte der Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR), Franz Wagner, verstärkt in die pflegerische Versorgung zu investieren. Ihm zufolge gleiche es in manchen Bereichen einer „Bankrotterklärung für unser Gesundheitssystem, dass 39 Prozent der im CARE Klima-Index Befragten und sogar 59 Prozent der Pflegefachpersonen die Qualität der pflegerischen Versorgung in Deutschland als nicht gesichert ansehen.“
Dabei machte er vor allem auf die bestehenden Versorgungslücken aufmerksam und bezeichnete sie als inakzeptabel: „Der in der Pflege herrschende Mangel ist im Jahr 2019 offen zutage getreten. Die Wartelisten der Pflegeeinrichtungen und die umgesetzten Schließungen ganzer Stationen im Krankenhausbereich sind Bestandteil des gesellschaftlichen Bewusstseins geworden; Verzögerungen und Lücken in der Kontinuität der pflegerischen Versorgung sind nicht akzeptabel.“
Zudem sitze die Pflege auf einer „tickenden demografischen Zeitbombe“. In den nächsten 15 Jahren gehen rund 40 Prozent der Pflegefachpersonen in Rente und 86 Prozent sehen den künftigen Bedarf an Fachkräften als nicht gesichert an. Hier werde in allen Bereichen der pflegerischen Versorgung konsequentes Handeln der Bundesregierung für mehr Personal erwartet.
Für den Index wurden insgesamt 2.226 Personen online befragt – darunter vor allem Pflegefachpersonen, Pflegebedürftige, und ihre Angehörigen, aber auch Ärzte- und Apothekerschaft, Industrie, Kostenträger sowie Verbände und Kommunen. Der Care Klima-Index wird seit 2017 von dem unabhängigen Befragungsinstitut Psyma gemeinsam mit dem Deutschen Pflegetag einmal jährlich veröffentlicht und dient als Stimmungsindikator für den Pflegemarkt.