Das Bakterium Staphylococcus aureus wird seit langer Zeit intensiv beforscht. Insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können die pathogenen Erreger schwerwiegende Erkrankungen verursachen, darunter Wundinfektionen und Blutvergiftungen. Aufgrund seiner Antibiotika-Resistenzen zählen die Staphylokokken-Spezies schon seit langem zu den gefürchtetesten Krankenhauskeimen. Als im Jahr 2015 französische Forscher in einer Langzeitstudie[1] mithilfe kleiner Sensoren die Übertragungswege von Bakterien in einem Krankenhaus rekonstruierten, fanden sie heraus: Es existieren Netzwerke der gegenseitigen Übertragung zwischen den Krankenhausangestellten und den Patienten: In einem nordfranzösischen Krankenhaus hielten sie die Kontakte zwischen 329 Patienten und 261 Krankenhausangestellten über vier Monate hinweg mittels elektronischer Sensoren penibel fest.
Bei allen 590 beteiligten Personen wurden bei den wöchentlich abgenommenen, nasalen Abstrichen Staphylococcus aureus-Bakterien identifiziert. Insgesamt wurden 237 Neuinfektionen mit einem Staphylokokken-Stamm ermittelt. 38% der mutmaßlichen Übertragungen liefen nicht direkt, sondern über eine weitere Kontaktperson. In der Risikoverteilung zeigten sich interessante Unterschiede: Der Kontakt zu den Krankenhausmitarbeitern war für die Nicht-Infizierten gefährlicher als der Kontakt zu anderen Patienten. Die Beteiligung von Textilien und Händen zur möglichen Verbreitung eines Infektionsrisikos als Schmierinfektion ist also evident – dies belegen auch viele weitere Literaturquellen.[1]
Es ist zudem bekannt, dass einige der Krankenhauspatienten die gefürchteten Keime aus ihrer Häuslichkeit mitbringen.[2] An der Uniklinik Köln wurde beispielsweise herausgefunden, dass fast jeder zehnte Patient mit multiresistenten Keimen besiedelt ist, wenn er in der Klinik ankommt.[3]
Besonders wichtig ist diese Erkenntnis für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten, die nach der Pflege der Patienten ihre Berufs- und Schutzkleidung oftmals wegen schwer erreichbarer zentraler Wechselstellen zuhause waschen, obwohl die Anforderungen an die Infektionsverhütung im Infektionsschutzgesetz auch für diese Leistungserbringer beschrieben sind.
Qualifizierte Anbieter für Textilservice haben sich deshalb schon auf neue Dienstleistungs- und Liefermodelle auch für die dezentral arbeitenden Pflegekräfte im ambulanten Bereich eingerichtet.
Saubere Desinfektion bei Heimwäsche nicht möglich
Nehmen die Angestellten im Gesundheits- und Sozialwesen ihre potenziell kontaminierte Berufskleidung zum Waschen mit nach Hause, exportieren sie die Keimumgebung der Arbeitsstätte in ihr privates Umfeld. Es ist zu befürchten, dass durch dieses Vorgehen ein zusätzlicher Infektionsherd in den eigenen vier Wänden geschaffen wird. Aktuelle Untersuchungen (2017)[4] haben ergeben, dass Berufskleidung, die zu Hause gewaschen wurde, nach dem Waschen eine deutlich höhere Keimbelastung aufweist, als Kleidungsteile, die in professionellen Wäschereien mit nachvollziehbar sicheren Verfahren aufbereitet wurden.
Deshalb kommen die Verfasser zum Ergebnis: „Die Aufbereitung von Dienstkleidung durch die Mitarbeiter privat zu Hause ist fachlich abzulehnen und juristisch untersagt.” Der Grund dafür ist einfach: Haushaltswaschmaschinen bieten eine vorprogrammierte Auswahl an Waschprogrammen, die meist auf Temperatur und Zeit basiert. Wenn man in einer modernen Waschmaschine ein Energiesparprogramm wählt, werden die erforderlichen 60°C meist weder erreicht, noch lange genug gehalten. Wird die erforderliche Temperatur nicht erreicht oder variiert sie, ist eine effektive Desinfektion nicht möglich. Textilien, die im selben Waschgang gewaschen werden, können verunreinigt werden.[5] Im Vergleich zur professionellen Aufbereitung kann das Waschen zu Hause also keine reproduzierbaren Resultate garantieren.
Quellen:
- Mitchell A. et al: „Role of healthcare apparel and other healthcare textiles in the transmission of pathogens: a review of the literature.“ In: Journal of Hospital Infection 90(4), S. 285–292, doi:10.1016/J.JHIN.2015.02.017
- Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), 2016
- Hamprecht A et. al.: „Colonization with third-generation cephalosporin-resistant Enterobacteriaceae on hospital admission: prevalence and risk factors.“ In: Journal of Antimicrobial Chemotherapy, 71(10), S. 2957–2963
- Heudorf U, Gasteyer S, Müller M, Serra N, Westphal T, Reinheimer C, Kempf V (2017): „Handling of laundry in nursing homes in Frankfurt am Main, Germany, 2016 – laundry and professional clothing as potential pathways of bacterial transfer.“ In: GMS Hyg Infect Control. 2017;12:Doc20. DOI: 10.3205/dgkh000305, URN: urn:nbn:de:0183-dgkh0003054
- Riley K, Williams J, Owen L, Shen J, Davies A, Laird K (2017): „The effect of low-temperature laundering and detergents on the survival of Escherichia coli and Staphylococcus aureus on textiles used in healthcare uniforms.“ In: J Appl Microbiol, 123: S. 280–286. doi:10.1111/jam.13485