Aktuell sind nach Schätzungen etwa 5 Prozent der Bevölkerung an einer Depression erkrankt. Das Risiko, im Laufe des Lebens depressiv zu werden, liegt sogar bei einem Drittel. Dennoch wird wenig darüber gesprochen, da sich viele Betroffene aus Angst vor Stigmatisierung niemandem anvertrauen. Auch auf ärztlicher Seite kommt es häufig zu Fehleinschätzungen. Hier ist viel psychiatrisches Fachwissen gefragt, um Symptome richtig einordnen zu können.
Einen ersten Anhaltspunkt für die eigene Betroffenheit kann der fachlich anerkannte, vom Psychiater Ivan K. Goldberg entwickelte Online-Selbsttest bieten. Dieser ersetzt jedoch keine professionelle ärztliche Diagnose. Grundsätzlich gilt: Abwarten führt zu keiner Besserung, eine solche Erkrankung heilt in der Regel nicht von selbst.
#1: Definition
Depression ist ein schweres seelisches Leiden, das unbedingt behandelt werden sollte. Von Depression spricht man bei einer länger anhaltenden unipolaren Stimmungsstörung, mit gleichbleibendem Gefühl der Niedergeschlagenheit, das auch durch positive Erlebnisse nicht verschwindet.
Im Gegensatz dazu spricht man von einer Bipolaren Störung, wenn neben depressiven auch manische Phasen auftreten, mit starker Euphorie, einem Hang zur Selbstüberschätzung und übertrieben wirkendem Aktionismus.
#2: Ursachen der Depression
Neben einer genetischen Veranlagung können Depressionen aus vielen Gründen entstehen: Eine Störung des Hormonhaushaltes, eine schwere Erkrankung, die Einnahme gewisser Medikamente (wie Cortison), traumatisierende Erlebnisse, die eigene Lebenseinstellung und Persönlichkeitsstruktur. Manche Menschen sind besonders verletztlich, andere können hingegen gut mit vielen der beschriebenen Risikofaktoren umgehen.
Nicht zuletzt ist Stress ein entscheidender Auslösefaktor. Das macht Beschäftigte in der Pflege zu einer besonders gefährdeten Gruppe. Auch der häufige Schichtdienst ist ein Risikofaktor. Er beeinflusst unsere innere Uhr und kann den Botenstoffwechsel im Gehirn beeinträchtigen.
#3: Formen von und Symptome bei Depression
„Ich fühl mich leer und verbraucht. Alles tut weh.“ singt Herbert Grönemeyer in seinem Song „Flugzeuge im Bauch“ und beschreibt damit auch den Gemütszustand depressiver Menschen. Niedergeschlagenheit, Antriebsmangel und Interessenlosigkeit sind die Hauptsymptome einer Depression. Teilweise kommen noch Selbstzweifel und Schuldgefühle, Konzentrations- und Schlafstörungen, innere Unruhe und sexuelles Desinteresse hinzu. Bei manchen Patienten äußern sich Depressionen vor allem in körperlicher Form, hier spricht man von einem somatischen Syndrom.
Von einer leichten depressiven Episode spricht man heutzutage, wenn mindestens 14 Tage lang zwei der Hauptsymptome und zwei der Nebensymptome auftreten. Als chronisch gilt eine Depression, wenn die Symptome zwei Jahre oder länger andauern.
Männer leiden übrigens nur halb so oft wie Frauen unter Depressionen. Zudem zeigen sich bei ihnen teils andere Symptome, wie Aggressivität, Reizbarkeit und Risikofreude.
#4: Behandlungsoptionen
Inzwischen sind Depressionen gut behandelbar. Je nach Schweregrad empfiehlt sich eine medikamentöse Behandlung oder Psychotherapie. Letztere wird aber nicht in allen Formen von der Krankenkasse bezahlt.
Die heutzutage meist verordneten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) haben deutlich weniger Nebenwirkungen als frühere Behandlungsansätze. Sie erhöhen den Anteil des sogenannten „Glückshormons“ Serotonin im Gehirn und entwickeln damit eine stimmungsaufhellende Wirkung. Mehr als die Hälfte der Patienten erlebt dabei nach 6 bis 8 Wochen eine deutliche symptomatische Verbesserung.
In schweren Fällen kann auch eine stationäre Behandlung sinnvoll sein.
Statt Schulmedizin hilft oftmals auch regelmäßiger Sport (durch Ausschüttung von Serotonin), und auch die Einnahme von Johanniskraut soll helfen. Dieses hat jedoch zahlreiche Wechselwirkungen und ist vor allem für Frauen mit Vorsicht einzunehmen.
#5:. Suizidgefahr
Depressionen sind eine von vielen unterschätzte Erkrankung, die oft zu Selbstmordgedanken führt. Etwa 10 bis 15 Prozent der an einer depressiven Erkrankungen leidenden Menschen sterben an einem Suizid. Dies gilt in höherem Umfang für Personen, die antriebssteigernde Medikamente einnehmen, um weiterhin beruflich leistungsfähig zu sein.
Erste Hilfe leistet hier die bundesweite Telefonseelsorge unter 0800–1110111 und 0800–1110222. Diese ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Entsprechende Selbsthilfegruppen findet man unter www.depressionsliga.de.
Quelle: www.netdoktor.de, www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org, www.psychenet.de