Pflegeschule
Gruppen­bild mit den Schüle­rin­nen und Schülern sowie den Projekt­be­treu­en­den Bild: Riese / Klini­kum Dortmund

Statt „Hefte raus: Klassen­ar­beit!“ schallt es „Kasak an: Blutdruck­mes­sung!“ durch das Klassen­zim­mer.

Ganz neue Töne in der Gesamt­schule Scharn­horst in Dortmund. Pflege statt Mathe – so steht es jetzt im Stunden­plan! Und die Kinder sind begeis­tert von der neuar­ti­gen Initia­tive ihrer Schule. In einer ersten Theorie­stunde wurde inten­siv das Thema „Hände­hy­giene“ bearbei­tet und mit Praxis­übung beglei­tet. Schüle­rin Fatima (13) sagt: „Ich habe nicht geglaubt wie wichtig das ist – aber auch wie viel Freude diese Tätig­kei­ten in der Pflege berei­ten können!“

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Die erste Theorie­stunde: Thema Hygiene. Schüle­rin Fatima (13) bei der Desin­fek­tion der Hände und Kontrolle mit UV-Licht. Die Hände werden dazu mit einem fluores­zie­ren­den Kontrast­mit­tel behan­delt. Unter Schwarz­licht werden Benet­zungs­lü­cken sicht­bar. Bild: Riese / Klini­kum Dortmund

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Schule geht komplett neue Wege

Die Dortmun­der Schule geht bei der Stunden­plan-Gestal­tung neue Wege. Das Langzeit­pro­jekt „How to nurse“ (zu Deutsch: „wie man pflegt“) in Koope­ra­tion mit dem Klini­kum Dortmund soll Schüle­rin­nen und Schüler an den Pflege­be­ruf heran­füh­ren.

Wie bekommt man geeig­ne­ten Nachwuchs in die Pflege? An dieser Frage­stel­lung beißt sich die Politik bereits seit Jahren die Zähne aus. Spätes­tens mit dem Beginn der Corona­pan­de­mie wurde klar: auch das deutsche Gesund­heits­sys­tem kränkelt. Es mangelt unter anderem an Fachkräf­ten.

Wie man dem entge­gen­wir­ken kann, machen jetzt die Gesamt­schule Scharn­horst sowie das Klini­kum Dortmund vor. Aktuell haben 21 Schüle­rin­nen und Schüler als „Nachwuchs-Pflege­kräfte“ begon­nen.

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Die Betreu­en­den (v.l.n.r.) Nadin Al-Madani, Schul­lei­ter der Gesamt­schule Scharn­horst, Dr. Nina Günther, Leitende Oberärz­tin in der Klinik für Geria­trie im Klini­kum Dortmund, Tina Erdtmann, Pflege­dienst am Klini­kum Dortmund und Marina Hoffstädte, Pflege­wis­sen­schaft­le­rin am Klini­kum Dortmund Bild: Riese / Klini­kum Dortmund

Was genau hat es damit auf sich? Mit dem Projekt „How to nurse“ soll es nicht nur dem „eklatan­ten Fachkräf­te­man­gel“ an den Kragen gehen. Es soll zudem „jungen Menschen eine erfül­lende und zukunfts­träch­tige Berufs­per­spek­tive eröff­nen“, so das Klini­kum.

Inter­es­sierte Schüle­rin­nen und Schüler der Gesamt­schule Scharn­horst können ab der 9. Klasse mit dem Pflege­pro­jekt starten, welches insge­samt drei Schul­halb­jahre andau­ert. „Ab sofort steht für die 21 Heran­wach­sen­den jeweils diens­tags für zwei Stunden Pflege auf dem Stunden­plan“, erklärt das Klini­kum Dortmund.

Auf zugeteil­ten Statio­nen können sie dann erfah­re­nen Pflege­kräf­ten über die Schul­ter schauen und mehr über deren Arbeits­um­feld lernen.

„So wird durch das Projekt einer­seits das jahrzehn­te­lange Engage­ment der Genera­tion Babyboo­mer wertge­schätzt und ermög­licht einen Wissens­trans­fer“, erklärt Pflege­wis­sen­schaft­le­rin Marina Hoffstädte, die das Projekt gemein­sam mit ihrer Kolle­gin Andrea Besen­dor­fer sowie Tina Erdtmann vom Pflege­dienst und Dr. Nina Günther, leitende Oberärz­tin der Geria­tri­schen Klinik, betreut.

„Anderer­seits werden perso­nelle Ressour­cen genutzt, um das Inter­esse junger Menschen an pflege­ri­schen Ausbil­dungs­be­ru­fen zu wecken, Grund­wis­sen zu vermit­teln und eine Vertrau­ens­ba­sis in das Unter­neh­men Klini­kum Dortmund zu schaf­fen“, so die Exper­tin.

Die Prakti­kums­zeit wird zudem mit nützli­chen Theorie-Inhal­ten wie Körper­funk­tio­nen, Vital­zei­chen oder Verband­wech­seln berei­chert. Diese finden einmal im Monat statt.

Perspek­ti­visch soll die Zusam­men­ar­beit auch weite­ren Schulen angebo­ten werden.

Tina Erdtmann freut sich über den innova­ti­ven Weg der Perso­nal­ge­win­nung: „So hoffen wir, die Zahl der Auszu­bil­den­den zu erhöhen und schließ­lich mehr quali­fi­zier­tes Perso­nal zu gewin­nen, um die hochqua­li­ta­tive Pflege der Patien­tin­nen und Patien­ten zu sichern.“

Darüber dürften sich dann nicht nur Schüle­rin­nen, Schüler und Klini­ken, sondern vielleicht auch die Politik freuen.