Schlafstörungen
Schlaf­stö­run­gen sind viel weiter verbrei­tet als gedacht Bild: Tero Vesalainen/Dreamstime.com

Die neue Volks­krank­heit

Die Betrof­fe­nen schla­fen schlecht ein oder wachen nachts häufig auf. Im schlimms­ten Fall kommt beides zusam­men. Schlaf­stö­run­gen haben sich zu einer Volks­krank­heit entwi­ckelt.

Auch wenn die Fallzah­len psychisch beding­ter Schlaf­stö­run­gen prozen­tual deutli­cher gestie­gen sind, liegen die körper­lich begrün­de­ten Schlaf­stö­run­gen in absolu­ten Zahlen weiter­hin vorn: Im Jahr 2023 wurden 1,93 Kranken­scheine je 100 berufs­tä­tige Versi­cherte mit der Diagnose organi­sche Schlaf­stö­run­gen einge­reicht, damit sind körper­lich bedingte Störun­gen gemeint.

Aus nicht­or­ga­ni­schen und damit psychisch beding­ten Schlaf­stö­run­gen resul­tier­ten 0,34 Kranken­scheine je 100 berufs­tä­tige Versi­cherte. Insge­samt sind damit inner­halb eines Jahres 2,27 Arbeits­un­fä­hig­keits­be­schei­ni­gun­gen aufgrund von Schlaf­stö­run­gen je 100 Beschäf­tigte ausge­stellt worden. Das hat das Insti­tut für betrieb­li­che Gesund­heits­för­de­rung (BGFI) der AOK Rheinland/Hamburg ausge­wer­tet. Kurze Krank­mel­dun­gen ohne ein ärztli­ches Attest sind nicht in die Auswer­tun­gen einge­flos­sen.

Körper­lich bedingte Schlaf­stö­run­gen gehen beispiel­weise auf Schmer­zen, Atempro­bleme oder hormo­nelle Verän­de­run­gen zurück. Männli­che Beschäf­tigte sind häufi­ger betrof­fen als weibli­che. Im Jahr 2023 hat die AOK Rheinland/Hamburg etwa 26 Prozent mehr Fälle bei Männern gezählt. Anders sieht es bei den psychisch beding­ten Schlaf­stö­run­gen aus, für die meistens Stress

oder seeli­sche Leiden wie Depres­sio­nen oder Angst­stö­run­gen verant­wort­lich sind. Betrof­fene berich­ten häufig von einem belas­ten­den Gedan­ken­ka­rus­sell, das sie vom Schla­fen abhält oder dazu führt, dass sie häufig oder zu früh aufwa­chen. Hier lag die Fallhäu­fig­keit im Jahr 2023 bei den Frauen um rund 13 Prozent über dem Niveau der Männer.

Ältere Beschäf­tigte fallen häufi­ger wegen Schlaf­pro­ble­men aus

„Eine gestörte Nacht­ruhe beein­träch­tigt nicht nur die Lebens­qua­li­tät der Betrof­fe­nen, sie wirkt sich häufig auch nachtei­lig auf ihre Gesund­heit aus. Menschen, die schlecht schla­fen, sind tagsüber müde, unkon­zen­triert und häufig gereizt. Reakti­ons­ver­mö­gen und Problem­lö­sungs­fä­hig­keit können einge­schränkt sein. Langfris­tig steigt bei chroni­schem Schlaf­man­gel das Risiko für Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen, Diabe­tes, Demenz, Überge­wicht oder Depres­sio­nen“, sagt Sabine Deutscher, Vorstands­mit­glied der AOK Rheinland/Hamburg, und rät, Betrof­fe­nen, sich frühzei­tig Unter­stüt­zung zu suchen.

Bei schwe­ren Schlaf­stö­run­gen sei eine medizi­ni­sche Beratung unbedingt angera­ten.

Die AOK-Auswer­tun­gen zeigen, dass vor allem ältere Beschäf­tigte betrof­fen sind: Mit zuneh­men­dem Alter steigt die Zahl der Fehltage in beiden Diagno­se­grup­pen.

Schlaf­stö­run­gen mit körper­li­cher Ursache haben im Jahr 2023 bei den Über-60-Jähri­gen mehr als zehn Mal so viele Fehltage wie bei den Unter-20-Jähri­gen verur­sacht: Hier stehen 65,9 AU-Tage 5,5 AU-Tagen je 100 Beschäf­tigte gegen­über.

Bei den psychisch beding­ten Schlaf­stö­run­gen ist die Diffe­renz zwischen den Über-60-Jähri­gen (21,5 AU-Tage je 100 Beschäf­tigte) und den Unter-20-Jähri­gen (1,9 AU-Tage je 100 Beschäf­tigte) ähnlich groß.

Psychisch bedingte Schlaf­stö­run­gen: Pflege beson­ders betrof­fen

Ein Blick in die Branchen­aus­wer­tung zeigt, dass bei den psychisch beding­ten Schlaf­stö­run­gen die Pflege­bran­che beson­ders stark betrof­fen ist.

Ihre Beschäf­tig­ten führen das AU-Tage-Ranking mit über 21 Tagen je 100 Beschäf­tigte an. An zweiter Stelle liegen die Beschäf­tig­ten in der Metall­erzeu­gung und Metall­be­ar­bei­tung (20,58 AU-Tage je 100 Beschäf­tigte). Bei Schlaf­stö­run­gen, die von körper­li­chen Proble­men ausge­löst werden, sind erneut beson­ders die Beschäf­tig­ten in der Metall­erzeu­gung betrof­fen: Hier kommen auf 100 Berufs­tä­tige 62,99 AU-Tage im Jahr.

Betrieb­li­che Gesund­heits­för­de­rung bietet viele Maßnah­men an

In der Betrieb­li­chen Gesund­heits­för­de­rung gibt es viele Maßnah­men, um Schlaf­stö­run­gen entge­gen­zu­wir­ken und Betrof­fene zu unter­stüt­zen. „Zunächst geht es darum, ein Bewusst­sein für das Thema zu schaf­fen und offen und empathisch zu kommu­ni­zie­ren, denn der Leidens­druck ist oft hoch. Außer­dem ist es wichtig, Beschäf­tigte über mögli­che Ursachen und Folgen von Schlaf­stö­run­gen zu infor­mie­ren“, sagt Merit Kirch, Geschäfts­füh­re­rin des BGF-Insti­tuts.

Mit dem Seminar „Gesun­der Schlaf“ sowie mit Angebo­ten rund um die Themen Stress­ma­nage­ment, Resili­enz, Achtsam­keit oder „Fit für die Schicht“ unter­stüt­zen die Exper­ten und Exper­tin­nen des BGF-Insti­tuts Mitar­bei­tende von Unter­neh­men aus allen Branchen auf dem Weg zu einem besse­ren Schlaf.

„Auch flexi­ble Arbeits­zeit­mo­delle, mit denen Beschäf­tigte ihrem Biorhyth­mus entge­gen­kom­men, sowie eine angenehme und gesunde Arbeits­um­ge­bung können hilfreich sein“, sagt Merit Kirch. Darüber hinaus könne mit Entspan­nungs­tech­ni­ken, Medita­tion oder Yoga Stress abgebaut und der Schlaf nachhal­tig verbes­sert werden. Infos und Tipps gibt es auf der Seite des BGF-Insti­tuts unter www.bgf-institut.de.

Quelle: AOK Rheinland/Hamburg