Immer wieder wurde diskutiert, ob die Grenzwerte für den Blutdruck im Rahmen der Europäischen Blutdruck-Leitlinie abgesenkt werden und somit den US-amerikanischen Vorgaben folgen sollen, wie sie seit der letzten SPRINT-Studie 2017 bestehen. In den USA ist demnach krank und therapiebedürftig, wer einen Blutdruckwert von ≥ 130/80 mm Hg aufweist. In Europa hingegen liegt dieser Grenzwert bei ≥ 140/90 mm Hg. Die neue Leitlinie der europäischen Gesellschaften für Hypertonie und Kardiologie (ESH/ESC), die anlässlich des Kongresses der European Society of Cardiology (ESC) in München publiziert wurde, sieht allerdings keine Absenkung dieses Grenzwertes vor. Demnach werden Hypertoniker weiterhin erst ab einem Blutdruck von ≥ 140/90 mm Hg medikamentös behandelt. So hat es die >Deutsche Hochdruckliga kürzlich in einer Mitteilung bekannt gegeben.
Welche Änderungen gibt es dennoch?
Allerdings wird in der neuen Leitlinie eine Änderung bezüglich des festzulegenden Zielwertes bei der Behandlung festgelegt, wie Prof. Dr. Bernhard K. Krämer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga, erklärt: „Die neue Leitlinie definiert aber erstmals einen niedrigeren, individuell festzulegenden Zielwert (je nach Ausgangsrisiko in Abhängigkeit von Alter, manifesten Organschäden und körperlicher Verfassung) bei der medikamentösen Hochdruckbehandlung. Dieser Zielwert liegt für Patienten unter 65 Jahre erstmals bei 120/70 bis 130/80 mm Hg (nur bei guter Verträglichkeit).“
Darüber hinaus werden auch Lebensstilmaßnahmen zur Blutdrucksenkung bereits bei Werten von 130 bis 139/85 bis 89 mm Hg empfohlen, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hochdruckliga Prof. Dr. Peter Trenkwalder. „Hier haben es die Menschen selbst in der Hand, durch ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung und Abnehmen bei Übergewicht ihren Blutdruck zu senken. Erst wenn diese Maßnahmen nicht greifen und der Blutdruck über den Grenzwert von 140/90 mm Hg steigt, sollten zusätzlich medikamentöse Blutdrucksenker eingesetzt werden.“
In der neuen Leitlinie sehe die Deutsche Hochdruckliga keine mögliche Gefährdung oder Untertherapie von Patienten. „Es nützt nichts, die Patienten durch das Absenken der Grenzwerte kränker zu machen. Die Herausforderung und Verantwortung für den Arzt gegenüber seinen Patienten liegt darin, sie in der Therapietreue medikamentös und nichtmedikamentös zu unterstützen“, sagt Trenkwelder.
Quelle: Deutsche Hochdruckliga