Die Grippe rollt an. Das geht aus dem wöchentlichen Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen hervor.
Maßgeblich für die Einschätzung sind Ergebnisse aus einem Überwachungssystem, bei dem Proben von Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen untersucht werden. Routinemäßig wird dabei nach verschiedenen Erregern geschaut: etwa Rhinoviren, Sars-CoV‑2 und Influenza.
Die Definition für den Beginn der Welle erklärt das RKI so: „Stark vereinfacht kann man sagen: Wenn in jeder fünften Patientenprobe tatsächlich Influenzaviren nachgewiesen werden – die sogenannte Positivenrate also bei etwa 20 Prozent liegt – hat die Grippewelle begonnen.“
„Während der letzten Monate wurden deutlich mehr Influenzameldungen an das RKI übermittelt als in den vorpandemischen Saisons um diese Zeit“, heißt es in dem Bericht weiter.
Wahrscheinlich beruhe dies unter anderem auch auf der Empfehlung seit der Coronapandemie, dass bei Atemwegssymptomen auch auf Influenzaviren getestet werden sollte.
Für die vergangene Woche seien bislang mehr als 2100 Influenza-Fälle übermittelt worden – und seit Saisonbeginn im Oktober insgesamt rund 8330.
Besonders viele Meldungen kamen demnach aus Bayern und Nordrhein-Westfalen. Berichtet wird zudem über 13 Ausbrüche mit mindestens fünf Fällen, etwa an Schulen und Kindergärten.
Grippe: Warnungen vor schwerer Welle
Die jährliche Welle begann in den Jahren vor Corona laut RKI meist im Januar und dauerte drei bis vier Monate. In den vergangenen beiden Saisons veränderten die Pandemie und die dagegen getroffenen Maßnahmen den gewohnten Verlauf jedoch stark: 2020/21 fiel die Grippewelle weltweit aus.
Und auch 2021/22 kam es in Deutschland nicht zu einer Welle im gewohnten Maßstab. Die Meldezahlen gingen erst nach den Osterferien und damit sehr spät etwas in die Höhe.
Auch wenn es zuletzt Warnungen vor einer nun drohenden schweren Welle gab: Das RKI und andere Fachleute betonen, dass sich der Verlauf nicht vorhersagen lasse.
Allerdings sei laut RKI denkbar, dass die Bevölkerung in erhöhtem Maß und/oder ein erhöhter Anteil der Bevölkerung anfällig ist für die Erreger – so heißt es auf der Institutswebseite.
Weitere Fachleute hatten von zu erwartenden Nachholeffekten gesprochen. Soll heißen: Wer länger keine echte Grippe hatte, könnte nun wieder fällig sein.
Kleine Kinder ohne Immunschutz?
Anzunehmen sei demnach, dass nach den grippearmen vergangenen zwei Wintern mehr kleinere Kinder als üblich ohne Immunschutz sind – sie haben ihre ersten Influenzainfektionen schlicht verpasst. Bei der Gruppe verlaufe die Krankheit in der Regel aber auch nicht schwer.
Doch die Meldezahlen sind nur ein Ausschnitt der tatsächlichen Lage: Die Zahl der Infektionen während einer Grippewelle wird nach RKI-Angaben auf 5 bis 20 Prozent der Bevölkerung geschätzt, was in Deutschland etwa 4 bis 16 Millionen Menschen entspreche. Nicht jeder Infizierte erkranke.
„Die Zahl der Todesfälle kann bei den einzelnen Grippewellen stark schwanken, von mehreren Hundert bis über 25.000 in der Saison 2017/18“, so das RKI.
Eine Grippeschutzimpfung wird in Deutschland unter anderem Menschen ab 60, Schwangeren, chronisch Kranken, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen und Menschen mit erhöhtem beruflichen Risiko empfohlen.
Quelle: RKI