Pflegeversicherung
Die Pflege­ge­werk­schaft Bochu­mer Bund

Pflege­ver­si­che­rung: Große Reform nötig

Der Bochu­mer­Bund plädiert für eine große Reform, in welcher insbe­son­dere die Stellung der profes­sio­nel­len Pflege im Sozial­ge­setz­buch XI hinter­fragt werden muss.

Die Geschichte der sozia­len Pflege­ver­si­che­rung ist eine endlose Reform­ge­schichte, doch die eigent­li­chen Probleme wurden nie zufrie­den­stel­lend gelöst. Eine fachlich fundierte Pflege wurde nie finan­ziert, sondern von Beginn an immer eine Laien­pflege und eine Grund­ver­sor­gung. Gefor­dert wurde aber an jeder Stelle Fachlich­keit, maximale Quali­tät und Absiche­rung.

In diesem Delta bewegte sich profes­sio­nelle Pflege in einem ständi­gen Dauer­lauf, um den Anfor­de­run­gen gerecht zu werden. In der statio­nä­ren Langzeit­pflege wird bis heute keine ‚Behandlungs‘pflege finan­ziert, sondern als Gratis­leis­tung (im Besten Fall) von Pflege­fach­per­so­nen erbracht.

Wer die Absiche­rung von Menschen mit Pflege­be­darf sowohl fachlich als auch finan­zi­ell absichern möchte, kommt um eine Komplett­sa­nie­rung des SGBXI nicht herum.

Allein die demogra­fi­sche Entwick­lung und damit einher­ge­hend die Zunahme an Menschen mit Pflege­be­darf wird in den nächs­ten Jahren dafür sorgen, dass die Beiträge ständig steigen müssen.

Aus Steuer­mit­teln finan­zie­ren

Der Bochu­mer­Bund plädiert deshalb dafür, die Finanz­grund­lage der Absiche­rung des Risikos der Pflege­be­dürf­tig­keit stärker aus Steuer­mit­teln zu finan­zie­ren um die Bezah­lung aus Beiträ­gen von Arbeitnehmer*innen nicht ins Unermess­li­che zu steigern.

Hierfür könnte eine „Demogra­fie­ab­gabe“ nach dem Vorbild des Solida­ri­täts­zu­schlags dienen. Außer­dem muss die Leistung der profes­sio­nel­len Pflege endlich stärker in den Fokus geraten. Da dies im Rahmen des Sozial­ge­setz­buchs XI kaum möglich erscheint, sollten die Leistun­gen von profes­sio­nel­ler Pflege bei Pflege­be­dürf­tig­keit in einem eigenen Gesetz­buch geregelt werden.

Die unsäg­li­che Verqui­ckung von Laien­pflege und profes­sio­nel­ler Pflege hat im SGB XI dazu geführt, dass in der Öffent­lich­keit kaum noch wahrge­nom­men wird, warum auch profes­sio­nelle Pflege für Menschen mit Pflege­be­darf wichtig ist. Auch und gerade um pflegende Zugehö­rige zu unter­stüt­zen.

Struk­tu­ren verhin­dern gute Versor­gung

Die Struk­tu­ren lassen eine gute Versor­gung und Betreu­ung schon heute kaum noch zu. Die soziale Pflege­ver­si­che­rung ist der in Geset­zes­form gegos­sene Satz „Pflegen kann jeder!“, sagt Marcus Jogerst-Ratzka, der Bundes­vor­sit­zende des Bochu­mer­Bund. Wir fahren im negati­ven Sinne gerade die „Ernte“ dieser verfehl­ten Politik ein. Im ganzen Land können Versor­gungs­plätze nicht mehr betrie­ben werden oder fallen weg, weil wir das profes­sio­nelle Perso­nal nicht bekom­men, das im SGB XI nie ausrei­chend refinan­ziert wurde, führt er weiter aus.

Die von Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach bisher verlaut­bar­ten Eckpunkte einer Reform lösen diesen Wider­spruch nicht auf. Der Bochu­mer­Bund fordert endlich eine große Reform, die das Thema Finan­zie­rung und profes­sio­nelle Pflege endlich ehrlich in den Fokus stellt.