Pflegereport
Der Pflege­re­port 2024 fordert mehr „Caring Commu­ni­ties“ Bild: © Ginasan­ders | Dreamstime.com

Mit Blick auf die künftige Pflege­be­dürf­tig­keit der Babyboo­mer fordert der AOK-Bundes­ver­band in seinem Pflege­re­port recht­zei­ti­ges Gegen­steu­ern. Als Leitbild empfahl Vorstands­che­fin Carola Reimann das Modell der „Caring Commu­ni­ties“.

Gesund­heits­mi­nis­ter von Pflege­zah­len überrascht

Dass sich der Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter vor kurzem von der Entwick­lung der Pflege­zah­len in diesem Pflege­re­port überrascht gezeigt habe, sei „ein Warnsi­gnal und ein Krisen­sym­ptom zugleich“, sagte Reimann. „Lauter­bach wäre noch überrasch­ter gewesen, wenn er die WIdO-Zahlen für die Landkreis­ebene schon gekannt hätte.“ Passge­naue Pflege­struk­tur­pla­nung könne nur auf kommu­na­ler Ebene erfolg­reich sein.

Dabei könne das WIdO Kreise und Kommu­nen mit aussa­ge­kräf­ti­gen aktuel­len Routi­ne­da­ten aus der Versor­gung von 2,2 Millio­nen bei einer AOK versi­cher­ten Pflege­be­dürf­ti­gen unter­stüt­zen. Die Voraus­set­zun­gen dafür seien im geplan­ten Pflege­kom­pe­tenz­ge­setz veran­kert worden.

Nach dem Ampel-Aus müsse dies „ganz oben auf der Priori­tä­ten­liste“ der nächs­ten Regie­rung stehen.

Beson­ders viele Pflege­be­dürf­tige in Ostdeutsch­land

Mit dem Pflege­re­port belegt das WIdO regio­nal sehr unter­schied­li­che Entwick­lun­gen. Danach leben beson­ders viele Pflege­be­dürf­tige in Ostdeutsch­land. In drei Landkrei­sen Mecklen­burg-Vorpom­merns sei bereits jede sechste Person pflege­be­dürf­tig, erläu­terte WIdO-Pflege­ex­per­tin und Report-Mither­aus­ge­be­rin Susann Behrendt.

Auch viele Kreise in Nordrhein-Westfa­len, Hessen und Rhein­land-Pfalz wiesen hohe Zuwachs­ra­ten auf. Die niedrigs­ten Werte ermit­telte das WIdO für drei bayeri­sche Landkreise. „Nur in wenigen Kreisen entspricht der Anstieg der Pflege­prä­va­lenz dem, was demogra­fisch zu erwar­ten wäre“, so Behrendt.

Deutli­che Regio­nal­un­ter­schiede gibt es auch bei der Inanspruch­nahme von Pflege­leis­tun­gen. In der Westhälfte Deutsch­lands überwiegt das Pflege­geld. Es wird laut Behrendt „in der Regel durch Frauen“ in Anspruch genom­men, die Angehö­rige pflegen und deshalb nur in Teilzeit oder gar nicht berufs­tä­tig sind.

Pflege­re­port: 21 Prozent der Pflege­be­dürf­ti­gen leben im Heim

In der Osthälfte Deutsch­lands überwie­gen Leistun­gen ambulan­ter Pflege­dienste, so der Pflege­re­port weiter. In Schles­wig-Holstein, Teilen Nieder­sach­sens und in Bayern leben beson­ders viele Ältere in Pflege­ein­rich­tun­gen. Im Bundes­schnitt leben 21 Prozent der Pflege­be­dürf­ti­gen in einem Heim.

Reimann rief dazu auf, die Babyboo­mer nicht nur als Problem für die Pflege, sondern als Teil der Lösung zu sehen. Nach einer von der AOK in Auftrag gegebe­nen Forsa-Umfrage gebe es in dieser Alters­gruppe eine große Bereit­schaft zu ehren­amt­li­chem Engage­ment.

Dies sei ein wichti­ger Bestand­teil des „Caring Communities“-Modells für gemischte Wohnfor­men und vernetzte Pflege­struk­tu­ren vor Ort. Am 18. Novem­ber hatten die Kranken­kas­sen mit den Bundes­län­dern Empfeh­lun­gen zur Erpro­bung solcher Projekte verein­bart.

Fazit

Die Zahl der Pflege­be­dürf­ti­gen in Deutsch­land hat sich deutlich von der demogra­fi­schen Entwick­lung gelöst. In 2023 waren rund 5,2 Millio­nen Menschen mit einem Pflege­grad einge­stuft. 3,3 Millio­nen oder 57 Prozent mehr als im Jahr der Einfüh­rung des neuen Pflege­be­dürf­tig­keits­be­griffs 2017.

Mit Blick auf die künftige Pflege­be­dürf­tig­keit der Babyboo­mer fordert der AOK-Bundes­ver­band in seinem Pflege­re­port recht­zei­ti­ges Gegen­steu­ern.

Als Leitbild empfahl Vorstands­che­fin Carola Reimann das Modell der „Caring Commu­ni­ties“, eine Art der Nachbar­schafts­hilfe.

Quelle: AOK