Knapp 9.000 Todesopfer durch COVID-19 werden hierzulande verzeichnet. Davon dürfte sich auch ein nicht zu unterschätzender Anteil von Mitarbeitern in Medizin und Pflege befinden. Schließlich tragen sie durch ihre direkte Arbeit mit Infizierten sowie Verdachtsfällen, und die im Zweifelsfall starke Viruskonzentration beim Gegenüber, ein hohes Risiko.
Für die während der Coronapandemie verstorbenen Beschäftigten in Pflege und Medizin haben die Initiatoren des Podcasts „Übergabe“ nun eine Kondolenzseite ins Netz gestellt. Dort sollen, laut den Worten der Macher, an den Folgen einer Corona-Infektion verstorbene Personen vorgestellt werden, mitsamt ihres früheren Einsatzortes und ihrer Tätigkeit. Auch betroffene Familien, Freunde, Kolleginnen und Kollegen sollen die Gelegenheit haben, zu Wort zu kommen. „Leider sind Berichterstattungen über Personen, die im Gesundheitswesen tätig waren und durch eine Infektion mit COVID-19 verstorben sind, sehr selten“, sagte Pflegewissenschaftlerin und Podcast-Mitbegründerin Franziska Jagoda zur Projektvorstellung Anfang Juni. Eine derartige Kondolenzseite gebe es in Deutschland noch nicht, sie sei aber dringend nötig. „Ziel ist es, den Personen ein Gesicht zu geben, die uns in dieser Krise geholfen haben.“
„Haben ihr Leben verloren, um andere zu retten“
Das erste Portrait eines Corona-Verstorbenen ist unterdessen schon online: Es handelt sich um einen 69-jährigen früheren Arzt, der trotz Pensionierung aus Verantwortungsgefühl weitergearbeitet hatte. Auch die ersten Kommentare sind bereits eingegangen; das Echo der Seitenbesucher auf die Kondolenzseite ist sehr positiv und gleichzeitig nachdenklich. „In Memoriam unseren Kollegen, die ihr Leben verloren haben, um andere zu retten“, schreibt beispielhaft eine Besucherin.
Die Initiative haben die Podcast-Autoren gemeinsam mit dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest und der Initiatorin der Social-Media-Aktion #respectnurses, Anna Wardega, ins Leben gerufen. Wer einen Fall kennt, kann sich per Kontaktformular an das Angebot wenden. Gedacht ist, den Namen, die Arbeitssituation sowie ein Bild des Betroffenen online zu stellen.