In Dortmund traf sich die Branche zum ersten digitalen „Pflege-Triage-Gipfel“.
Dort wurde heiss diskutiert, wie und ob sich eine wirtschaftlich motivierte Pflege-Triage noch vermeiden lässt. Organisiert wurde der Triage-Gipfel vom Verein „Wir pflegen – Selbsthilfe und Interessenvertretung pflegender Angehöriger in NRW e.V.“ und Arbeitgebern aus der Pflege.
Brisante Situation
Es sei eine brisante Situation, nicht nur für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, sondern für jeden, der Pflege benötigt, so der Verein in einer Erklärung. Ambulante Pflegeeinrichtungen schließen zunehmend, da sie kein Personal fänden. Die Wartezeit für ambulante Pflegedienste oder Kurzzeitpflegeplätze werde dabei immer länger.
Dabei geht es nicht nur ums Waschen, sondern auch um medizinisch-pflegerische (Intensiv-)Betreuung.
Durch die seit vergangenem Jahr geltende Personalbemessung in der Pflege müssen Pflegeheime einen bestimmten Personalschlüssel aufweisen.
10 Prozent der Betten leer wegen Personalmangels
Weil sie nicht mehr genügend Fachkräfte zur Verfügung stellen können, lassen sie aktuell bis zu 10 Prozent der Betten leer stehen. Auch ambulante Dienste kündigen schon Pflegeverträge, weil sie der Kostendruck zu mehr Effizient zwingt.
Jetzt droht sogar eine Pflege-Triage in NRW. Dieser Begriff beschreibt eine Gewichtung der Patienten nach der Schwere ihrer Verletzungen und ihrem akuten Versorgungsbedarf. Auf diese Weise sollen möglichst viele Patienten effizient versorgt werden. In der Militärmedizin bedeutete dies, die schwersten (und hoffnungslosen) Fälle nicht mehr zu behandeln.
Genau das geschieht gerade: Menschen mit Pflegegraden 4 und 5 finden häufig keine Langzeitpflege mehr. Sie werden immer häufiger abgelehnt oder sogar gekündigt. Sie binden so viele Ressourcen, dass es für die Pflegedienste unwirtschaftlich wird.
Ist die Pflege-Triage wirtschaftlich getrieben?
Die pflegenden Angehörigen können dies nicht auffangen. Gerade Menschen mit Pflegegraden 4 und 5 brauchen professionelle Betreuung – und bekommen sie aus wirtschaftlichen Gründen immer seltener. Trotz des Mangels steigt der Bedarf an Pflegekräften laut dem Statistischen Bundesamt bis 2049 noch um ein Drittel.
Der Fachkräftemangel in der Pflege wirkt sich verheerend auf die Gesundheitslandschaft aus.
In der Ruhrgebietskonferenz Pflege wird nun nach Lösungsansätzen für diese drohende Katastrophe in NRW gesucht. Krankenhauseinweisungen aus Mangel an Alternativen und wirtschaftlich getriebene Triage-Entscheidungen sollen um jeden Preis vermieden werden.
Quellen: Ruhrnachrichten, Wir Pflegen e.V., Statistisches Bundesamt