Triage
Führt der Pflege­not­stand zu einer Triage? Bild: Aaron Amat/Dreamstime

In Dortmund traf sich die Branche zum ersten digita­len „Pflege-Triage-Gipfel“.

Dort wurde heiss disku­tiert, wie und ob sich eine wirtschaft­lich motivierte Pflege-Triage noch vermei­den lässt. Organi­siert wurde der Triage-Gipfel vom Verein „Wir pflegen – Selbst­hilfe und Inter­es­sen­ver­tre­tung pflegen­der Angehö­ri­ger in NRW e.V.“ und Arbeit­ge­bern aus der Pflege.

Brisante Situa­tion

Es sei eine brisante Situa­tion, nicht nur für Kranken­häu­ser und Pflege­ein­rich­tun­gen, sondern für jeden, der Pflege benötigt, so der Verein in einer Erklä­rung. Ambulante Pflege­ein­rich­tun­gen schlie­ßen zuneh­mend, da sie kein Perso­nal fänden. Die Warte­zeit für ambulante Pflege­dienste oder Kurzzeit­pfle­ge­plätze werde dabei immer länger.

Dabei geht es nicht nur ums Waschen, sondern auch um medizi­nisch-pflege­ri­sche (Intensiv-)Betreuung.


Durch die seit vergan­ge­nem Jahr geltende Perso­nal­be­mes­sung in der Pflege müssen Pflege­heime einen bestimm­ten Perso­nal­schlüs­sel aufwei­sen.

10 Prozent der Betten leer wegen Perso­nal­man­gels

Weil sie nicht mehr genügend Fachkräfte zur Verfü­gung stellen können, lassen sie aktuell bis zu 10 Prozent der Betten leer stehen. Auch ambulante Dienste kündi­gen schon Pflege­ver­träge, weil sie der Kosten­druck zu mehr Effizi­ent zwingt.

Jetzt droht sogar eine Pflege-Triage in NRW. Dieser Begriff beschreibt eine Gewich­tung der Patien­ten nach der Schwere ihrer Verlet­zun­gen und ihrem akuten Versor­gungs­be­darf. Auf diese Weise sollen möglichst viele Patien­ten effizi­ent versorgt werden. In der Militär­me­di­zin bedeu­tete dies, die schwers­ten (und hoffnungs­lo­sen) Fälle nicht mehr zu behan­deln.


Genau das geschieht gerade: Menschen mit Pflege­gra­den 4 und 5 finden häufig keine Langzeit­pflege mehr. Sie werden immer häufi­ger abgelehnt oder sogar gekün­digt. Sie binden so viele Ressour­cen, dass es für die Pflege­dienste unwirt­schaft­lich wird.

Ist die Pflege-Triage wirtschaft­lich getrie­ben?

Die pflegen­den Angehö­ri­gen können dies nicht auffan­gen. Gerade Menschen mit Pflege­gra­den 4 und 5 brauchen profes­sio­nelle Betreu­ung – und bekom­men sie aus wirtschaft­li­chen Gründen immer selte­ner. Trotz des Mangels steigt der Bedarf an Pflege­kräf­ten laut dem Statis­ti­schen Bundes­amt bis 2049 noch um ein Drittel.

Der Fachkräf­te­man­gel in der Pflege wirkt sich verhee­rend auf die Gesund­heits­land­schaft aus.

In der Ruhrge­biets­kon­fe­renz Pflege wird nun nach Lösungs­an­sät­zen für diese drohende Katastro­phe in NRW gesucht. Kranken­haus­ein­wei­sun­gen aus Mangel an Alter­na­ti­ven und wirtschaft­lich getrie­bene Triage-Entschei­dun­gen sollen um jeden Preis vermie­den werden.

Quellen: Ruhrnach­rich­ten, Wir Pflegen e.V., Statis­ti­sches Bundes­amt