Zu diesem Ergebnis kommt das zehnte Factsheet zur BIBB/BAuA-Befragung 2012, das die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jetzt veröffentlicht hat. Demnach kennzeichnen bereits heute Schichtarbeit, ein hohes Arbeitspensum sowie physische und psychische Belastungen und gesundheitliche Beschwerden die Arbeit des Pflegepersonals.
Das neue Faktenblatt „Arbeit in der Pflege – Arbeit am Limit? Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche“ der BAuA vergleicht die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in der Kranken- und Altenpflege mit denen sonstiger Erwerbstätiger. So müssen Pflegekräfte in höherem Maße schwer heben und tragen oder im Stehen arbeiten als Beschäftigte aus anderen Berufen. Vor allem Beschäftigte in der Altenpflege tragen deutlich öfter Lasten oder arbeiten in Zwangshaltung.
Schichtdienste der Pflegenden führen zu unregelmäßigen Arbeitszeiten, die zusätzlich belasten. Zudem kommen Erholungs- und Regenerationszeiten oft zu kurz. So lassen im Vergleich zur durchschnittlichen Erwerbsbevölkerung doppelt so viele Krankenpflegende ihre Pausen häufig ausfallen. Als Grund dafür geben sie meist zu viel Arbeit an. Hinzu kommen für Pflegekräfte überdurchschnittlich häufiger Termin- und Leistungsdruck sowie Arbeitsunterbrechungen. Oft müssen sie verschiedene Tätigkeiten gleichzeitig ausüben und sehr schnell arbeiten. Dabei befinden sich viele von ihnen an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.
Bei der Bewältigung der hohen Anforderungen sind Ressourcen wie ein hoher Handlungsspielraum oder soziale Unterstützung wichtig. Doch einen höheren Handlungsspielraum als bei anderen Erwerbstätigen gibt es nicht: Hinsichtlich des Einflusses auf die Arbeitsmenge liegen Beschäftigte in der Krankenpflege etwas unter und die in der Altenpflege etwas über dem Durchschnitt. Beim Planen und Erteilen von Aufgaben ist es genau umgekehrt. Die Möglichkeit, sich Pausen selbstständig einzuteilen, ist in beiden Pflegeberufen geringer als in anderen Tätigkeitsfeldern.
Besser sind hingegen soziale Komponenten wie eine gute Zusammenarbeit und Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen. Auch die Bedeutung der eigenen Arbeit wird höher eingeschätzt. Im Vergleich zum Durchschnitt berichten dennoch doppelt so viele Pflegekräfte von Überforderung, knapp die Hälfte von Stresszunahme. Und nicht zuletzt klagen Pflegekräfte deutlich häufiger über Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems und über psychovegetative Beschwerden als andere Erwerbstätige.
Diese Umstände können dazu beitragen, dass eine hohe Verweildauer im Beruf selten ist. Im europäischen Vergleich besteht bei deutschen Pflegekräften ein größerer Wunsch, aus dem Beruf auszusteigen. In einer älter werdenden Gesellschaft, in der nicht nur der Pflegebedarf und das Durchschnittsalter der Pflegenden steigen, sollte daher die Attraktivität des Pflegeberufes durch gute Arbeitsbedingungen verbessert werden.