Nach zweijähriger Aufbauarbeit markierte das Treffen zugleich die Übergabe an die gewählten Vertreter. An dem offiziellen Festakt nahmen auch wichtige Wegbegleiter der Errichtungsphase sowie zahlreiche Gäste aus Politik und Gesundheitswesen teil.
Zudem ermöglichte ein Livestream allen Kammermitgliedern der Pflege, die Auftaktveranstaltung sowie auch die am Nachmittag anschließende Sitzung auf ihren Bildschirmen zu verfolgen.
Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, richtete zu Beginn des Festaktes ein Grußwort an das Publikum, in dem er die Notwendigkeit der Pflegekammer bekräftigte:
„Heute ist ein historischer Tag für die Pflege in Nordrhein-Westfalen. Wir haben jetzt eine berufsständische Vertretung für die Pflegenden. Ich freue mich, dass die Pflege nun endlich auf Augenhöhe mit den anderen Professionen des Gesundheitswesens steht.
Die Pflegekräfte sind nun politisch unabhängig und haben es selbst in der Hand, die Pflege zu verändern. Dies ist eine enorme Chance. Daher danke ich den gewählten Mitgliedern bereits jetzt für ihren Einsatz.“
Pflegekammer: Starker Zusammenhalt und neues Selbstbewusstsein
Sandra Postel, Vorsitzende des Errichtungsausschusses der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen, betonte in ihrer Rede: „Wir freuen uns sehr, dass mit dem heutigen Tag die Kammerversammlung offiziell an den Start geht. In den vergangenen zwei Jahren haben wir den Grundstein für die zukünftige Kammerarbeit gelegt und wesentliche Strukturen erarbeitet, die wir jetzt in die Hände der gewählten Vertreterinnen und Vertreter legen.
Die Aufgabe lautet nun, mit einem starken Zusammenhalt und neuem Selbstbewusstsein die spezifischen Interessen der Mitglieder deutlich und nachdrücklich in der Öffentlichkeit und Politik zu vertreten. Unsere Pflegekammer ist schon jetzt die größte Heilberufskammer Deutschlands.
Das ist für die professionelle Pflege die Chance, den wachsenden Herausforderungen mit Gestaltungswillen und Einflussvermögen zu begegnen und im Kräftespiel des Gesundheitswesens mitzuwirken. An dieser Stelle danken wir Herrn Minister Laumann für sein Engagement. Er hat sich mit Nachdruck für die Pflegekammer und damit für eine starke Stimme der Pflegenden in NRW eingesetzt.“
Im Anschluss an die Auftaktveranstaltung hat die neu gewählte Kammerversammlung ihre Arbeit offiziell aufgenommen.
Zunächst wird über die Hauptsatzung beraten, in der alle wichtigen Regeln zu Aufbau und Organisation fest verankert werden. Mit Verabschiedung der Hauptsatzung kann die Kammerversammlung Beschlüsse fassen und die Vorstandswahlen durchführen.
Die Wahl des Vorstands und des Präsidiums selbst wird dann zu Jahresbeginn, Ende Januar 2023, erfolgen.
Quelle: Pflegekammer NRW
2 Kommentare
Von 220.000 – 240.000 Pflegekräften in NRW hat sich weit über die Hälfte trotz Androhung von Zwangsmaßnahmen erst gar nicht registrieren lassen.Von den rund 100.000 Registrierten haben ca. 21.000 gewählt – das sind weniger als 10 Prozent aller Pflegenden des Landes.
Und 25 der 60 Sitze in der Kammerversammlung gingen an kammerkritische Listen, die die Urabstimmung fordern, die in Niedersachsen und Schleswig-Holstein zur Abschaffung der dort existierenden Kammern führte. Dabei lag in SH die Beteiligung bei der Urabstimmung über 72 Prozent und das Ergebnis bei 91,77 Prozent für die Abschaffung der Kammer.
Erfolgsmodelle sehen anders aus.
Mit der Gründung der Landespflegekammern hat die deutsche Pflege zur Zeit eine historische Chance, endlich aus dem Fahrwasser der Ärzte, Krankenkassen und Krankenhausbetreiber herauszukommen, um ihr Geschick selbst in die Hand zu nehmen. Leider scheint allerdings das Pflegevolk diese Chance nicht wahrzunehmen und lieber weiterhin von den Gnaden anderer Interessengruppen abzuhängen… und sich dann wundern über die Zustände in der Pflege…
Dass politische Prozesse ihre Zeit benötigen und die positiven Effekte einer Pflegekammer erst nach einigen Jahren fleissiger politischer Arbeit geerntet werden können, scheint man auf der einen Seite nicht zu wissen und auf der anderen Seite geflissentlich zu verschweigen. Und so schafft sich die Pflegeselbstverwaltung in Niedersachsen und Schleswig-Holstein selbst ab, bevor sie positive Früchte tragen kann. Wie ein depressiver Mensch, der die Tabletten fortwirft, weil er zwar Nebenwirkungen, aber wenig Wirkung verspürt in der ersten Zeit.
Schade drum. Ich wünsche unserer Pflegekammer in NRW einen langen Atem, dass wir auch erleben können, was es heißt, wenn die Pflege tatsächlich mitredet im Politikbetrieb.