Pflegefälle
Der Anstiegder Pflege­fälle in 2023 ist besorg­nis­er­re­gend Bild: © Arne9001 | Dreamstime.com

Der Spitzen­ver­band der gesetz­li­chen Kranken­kas­sen (GKV) hat nach eigenen Angaben im vergan­ge­nen Jahr einen sprung­haf­ten Anstieg bei den Pflege­fäl­len festge­stellt. In frühe­ren Jahren sei die Zahl um etwa 326.000 Fälle pro Jahr gewach­sen, 2023 aber um 361.000 Fälle.

Das sagte GKV-Vize Gernot Kiefer den Zeitun­gen der Funke Medien­gruppe.

Pflege­fälle: Ursachen für Anstieg noch unklar

Es gebe noch keine abschlie­ßende Antwort darauf, woher dieser Anstieg von rund 10 Prozent komme. „Denkbar ist, dass es ein einma­li­ger Nachhol­ef­fekt der Pande­mie ist“, sagte er. Viele Ältere hätten sich vielleicht erst spät wieder getraut, die Prüfer des Medizi­ni­schen Diens­tes ins Haus zu lassen.

„Sollte dies jedoch ein neuer Trend sein, wird sich die Lage in der Pflege noch einmal deutlich kriti­scher darstel­len.“

Der Anstieg werde sich aber nicht ewig in dieser Dynamik fortset­zen, sagte Kiefer. „Ab der zweiten Hälfte der 2030er-Jahre wird sich die Kurve etwas abfla­chen, wenn die Welle der Babyboo­mer abebbt.“

Pflege­ver­si­chung muss nicht zwangs­läu­fig steigen

Wenn die Politik weiter ausschließ­lich an der Beitrags­schraube drehe, würden die Beiträge weiter schritt­weise steigen, erklärte Kiefer. Es gebe Alter­na­ti­ven, etwa dass der Staat einige der Leistun­gen, die aktuell der Pflege­ver­si­che­rung zugeord­net seien, selbst übernehme.

„Deshalb ist mein dringen­der Appell auch mit Blick auf die verläss­li­che Finan­zie­rung, dass die Bundes­re­gie­rung zum 1. Januar 2025 handeln muss. Es wäre klug, wenn das Thema nicht in den Bundes­tags­wahl­kampf gezogen würde.“

Eine am kürzlich veröf­fent­lichte Studie war bereits zu dem Ergeb­nis gekom­men, dass schon bald eine weitere Erhöhung der Pflege­bei­träge ins Haus stehen könnte.

DAK sieht steigende Beiträge kommen

Bereits zum kommen­den Jahres­wech­sel dürfte die wachsende Zahl der Pflege­be­dürf­ti­gen einen Anstieg nötig machen, heißt es im neuen Pflege­re­port der Kranken­kasse DAK-Gesund­heit. Schon 2024 sei eine Beitrags­satz­an­pas­sung zur Siche­rung der Zahlungs­fä­hig­keit der Pflege­ver­si­che­rung wahrschein­lich.

Zur Stabi­li­sie­rung der Pflege­ver­si­che­rung hatte der Bundes­tag im vergan­ge­nen Jahr eine Reform beschlos­sen.

Die Finan­zen sollten eigent­lich bis 2025 abgesi­chert sein. So sind die Beiträge zuletzt gestie­gen:

  • für Kinder­lose auf 4 Prozent
  • für Beitrags­zah­ler mit einem Kind auf 3,4 Prozent.

Der Arbeit­ge­ber­an­teil stieg auf 1,7 Prozent. Bei mehr Kindern sinkt der Beitrag.

Quelle: Funke Medien­gruppe