Arbeitsunfähigkeit im Fokus: Die Menschen an Rhein und Ruhr sind im Jahr 2023 so häufig arbeitsunfähig ausgefallen wie nie zuvor.
In ihrer jährlichen Krankenstand-Statistik nennt die AOK Rheinland/Hamburg einen Wert von 7,18 Prozent für den nordrhein-westfälischen Teil ihres Einzugsgebiets, den auf NRW entfallenden Teil des Rheinlands mit Großstädten wie Köln, Düsseldorf, Essen, Bonn und Aachen.
Damit waren berufstätig Versicherte im Jahres- und Branchenschnitt 26,21 Tage krankgeschrieben – gerechnet auf das komplette Jahr, wozu auch arbeitsfreie Tage gehören.
Im Vorjahr hatte die Quote noch bei 6,99 Prozent gelegen, die durchschnittliche Zahl der Ausfalltage damit bei 25,52 Tagen.
Arbeitsunfähigkeit: Pflege führt Branchenvergleich erneut an
Mit einer durchschnittlichen Ausfallquote von 9,55 Prozent, also knapp 35 Tagen, im Jahr 2023 liegt die Pflegebranche erneut an der Spitze aller 21 untersuchten Branchen.
Hier stieg die Krankenstands-Quote um 0,18 Prozentpunkte und damit nahezu um die gleiche Rate wie im Schnitt aller Sektoren (+ 0,19 Prozentpunkte). Damit nähert sich der Krankenstand in der Pflege zugleich der Zehn-Prozent-Marke. Die Krankenkasse sieht an den harten und belastenden Arbeitsbedingungen eine Mitursache an der hohen Quote.
„Die Beschäftigten in der Pflege sind in ihrem Arbeitsalltag immer stärkeren psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt. Das muss berücksichtigt werden, wenn es darum geht, Pflegeberufe attraktiver zu machen. Neben guten Arbeitsbedingungen, einer angemessenen Entlohnung, fairen Dienstplänen und einem positiven Betriebsklima sollte deshalb auch an professionelle Unterstützung für den Umgang mit belastenden Situationen und traumatischen Erlebnissen gedacht werden“, so Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg.
Infektionen und psychische Erkrankungen nehmen deutlich zu
Unter den Ursachen für den Anstieg der Krankmeldungen stechen besonders die Infektionen sowie psychische Erkrankungen hervor, mit Zuwachsraten von 14,2 beziehungsweise 13,3 Prozent. Insgesamt aber ziehe sich die steigende Tendenz durch alle Erkrankungsgruppen.
„Egal ob Atemwegserkrankungen, Muskel-Skelett-Beschwerden oder Herz-Kreislauf-Probleme: Unsere Auswertungen zeigen, dass die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle im vergangenen Jahr in allen Diagnosehauptgruppen gestiegen ist“, sagt Andreas Schmidt, Geschäftsführer des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) der AOK Rheinland/Hamburg.
Zugleich hält er es für möglich, dass dabei auch die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) eine Rolle gespielt habe und mehr Kurzzeiterkrankungen erfasst wurden, die vorher häufig gar nicht an die Krankenkasse gemeldet worden seien. Für die Untersuchung hat das BGF die Arbeitsunfähigkeitsdaten von mehr als einer Million Versicherten im rheinischen Teil von NRW analysiert.
Trend: Mehr Krankmeldungen, aber kürzere Ausfalldauer
Neben dem Gesamt-Krankenstand ist auch die Zahl der einzelnen Arbeitsunfähigkeits-Fälle pro Versicherten recht beträchtlich gestiegen, von 2,15 Fällen im Vorjahr auf nun 2,38 Krankmeldungen pro Arbeitnehmer.
Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeitsdauer pro Krankheitsfall hat sich dagegen um sieben Prozent reduziert, von 11,8 auf 11,0 Kalendertage je Krankmeldung.
Die Arbeitnehmer haben sich 2023 also signifikant häufiger krank gemeldet, waren aber pro Erkrankungsfall jeweils etwas kürzer krankgeschrieben als ein Jahr zuvor.
Hinter der Pflegebranche, welche die höchste Krankenstand-Quote aufweist, liegt die
- Metallerzeugung (9,32 Prozent)
- der Ver- und Entsorgungssektor (8,92 Prozent)
- die Öffentliche Verwaltung (8,91 Prozent)
- die Nahrungsmittel-Herstellung (8,44 Prozent).
Am Ende der Tabelle liegen der
- Banken- und Versicherungssektor (5,00 Prozent)
- das Gastgewerbe (4,74 Prozent)
- die sonstigen Dienstleistungen (4,72 Prozent)
- Information / Kommunikation (4,32 Prozent).
Dabei ist in sämtlichen Branchen die Krankenstands-Quote im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 gestiegen.
Quelle: AOK