Die Diskussionen um den Corona-Bonus für Pflegekräfte gehen weiter. Anfang Januar hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) betont, dass der geplante Pflegebonus nur Pflegenden zukommen sollte, die in der Pandemie überdurchschnittlich belastet gewesen seien. Seitdem sorgt diese Aussage immer wieder für Diskussionen.
Marburger Bund will Pflegebonus für Ärzte
In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland hatte Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bundes, gefordert, den Pflegebonus auch an Ärztinnen und Ärzte zu zahlen. Diese seien mit der Versorgung der Patienten genauso belastet wie das Pflegepersonal. Es gebe keinen Grund, die Auszahlung auf Pflegekräfte auf Intensivstationen zu beschränken.
Auch die Berliner Ärztekammer hatte die Beschränkung des Bonus bemängelt. Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin, wies darauf hin, dass auch Medizinische Fachangestellte (MFA) sowie Ärztinnen und Ärzte in der Pandemie erbringen. Besonders die Praxismitarbeitenden seien hohen Belastungen ausgesetzt.
Kritik auch vom Deutschen Pflegerat
Aber nicht nur Ärzteverbände kritisieren den Pflegebonus. Auch vom Deutschen Pflegerat kommt Kritik. Pflegeratspräsidentin Christine Vogel sieht den Bonus als „Abspeisung“ der Pflegekräfte. Außerdem werde die Begrenzung auf bestimmte Gruppen für Unfrieden sorgen. Es sei völlig abwegig, herausfinden zu wollen, wer die höchste Belastung habe. Statt eines einmaligen Bonus benötigten Pflegende dauerhafte Verbesserungen.
Je mehr Empfänger, desto geringer der Bonus?
Fest steht: Für den Bonus soll die Summe von einer Milliarde Euro vom Bund bereitgestellt werden. Bei der Summe von 3.000 Euro, die aktuell im Gespräch ist, können hier sehr viele Pflegende bedacht werden. Trotzdem: Die Summe ist zwar sehr groß, aber sie ist endlich. Und es ist nicht verwunderlich, dass viele Pflegende Angst haben, dass der zugesagte Bonus noch vor der Auszahlung kleingerechnet wird.
Denn es geht nicht nur um Geld. Es geht wieder einmal um eine Form der Anerkennung für die Pflege. Um die Anerkennung der Tatsache, dass die Pflege schon vor Corona am Limit war und sich diese Lage weder durch das Klatschen auf Balkonen noch durch den ersten Pflegebonus geändert hat. Es ist weder Pflegenden noch Ärzten und Ärztinnen gegenüber fair, ihre Überlastung gegeneinander auszuspielen.
Besser wäre es gewesen, ein stehendes Konzept für die Umsetzung des Pflegebonus zu haben, noch bevor er Ende letzten Jahres zugesagt wurde. Denn die Diskussionen über die Umsetzung der Auszahlung erzeugen im Moment genau die Unzufriedenheit, die sie eigentlich verhindern sollen.