Fußball und FFP2-Maske
Erstaun­lich: Fußball und Pflege haben viel gemein­sam Bild: Alexan­der Meyer-Köring

Pflege und Fußball vereint doch deutlich mehr, als man zunächst anneh­men mag. Und wer weiß: Vielleicht kann die Pflege sogar etwas vom Fußball lernen. Ein Kommen­tar:

Es geht nur im Team

Worin unter­schei­den sich Spieler wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Neymar von Kevin Großkreutz, Erik Durm und Ron-Robert Zieler? Richtig, letztere haben zusam­men mit dem DFB-Team 2014 die Weltmeis­ter­schaft gewon­nen, Sie haben jeder einen WM-Titel mehr in ihrer Vita als die drei erstge­nann­ten Weltklas­se­fuß­bal­ler zusam­men.

Gespielt haben sie zwar nicht, als Teil der berühmt­be­rüch­tig­ten und kinofilm­wür­di­gen „Die Mannschaft“ trugen sie durch ihre Teamfä­hig­keit entschei­dend zum Mannschafts­zu­sam­men­halt bei, welcher letzt­lich der Schlüs­sel zum Erfolg in entschei­den­den Spielen wie dem Krimi gegen Algerien und dem Final­sieg gegen Messis Argen­ti­nier war.

Die Mannschaft war eine Einheit. Und genauso sollte es in der Pflege auch sein. Für eine optimale Versor­gung von Patien­ten und Heimbe­woh­nern ist die Arbeit im Team enorm wichtig. Ist das Verhält­nis inner­halb der Pflege­gruppe sowie mit den Patien­ten und deren Angehö­ri­gen freund­schaft­lich und ziehen alle am gleichen Strang kann man damit die Pflege­leis­tung deutlich anheben und verbes­sern.

Den Teamgeist stärken

Grund­lage für jede Bundes­li­ga­sai­son oder jedes Turnier ist ein gemein­sa­mes Trainings­la­ger. Hierbei geht es darum, die Spiel­ab­läufe zu trainie­ren und dass die Spieler gegen­sei­tig zu einem Team zusam­men­wach­sen. Sowohl im spiele­ri­schen als auch im priva­ten Verhält­nis.

Ähnli­ches kann durch gemein­same Aktivi­tä­ten der Pflege­kräfte außer­halb ihrer Pflege­gruppe erreicht werden. Sich bei einem gemein­sa­men Bier besser kennen­ler­nen, sich konstruk­tiv über die Arbeit austau­schen und Sympa­thien fürein­an­der entwi­ckeln – schon fällt einem die Arbeit im Team deutlich leich­ter.

Routi­nen entwi­ckeln und Abläufe trainie­ren

Um die Abläufe auf dem Platz zu automa­ti­sie­ren, simulie­ren Fußball­mann­schaf­ten Tag für Tag diesel­ben Spiel­züge, Laufwege und Systeme im Training. Inidi­vi­du­elle Einzel­ge­sprä­che helfen zudem den einzel­nen Akteu­ren, die Spiel­idee zu verin­ner­li­chen und ihre indivi­du­el­len Quali­tä­ten besser in das Spiel einzu­brin­gen.

Ähnlich sieht es in der Pflege aus. Arbeits­rou­ti­nen helfen dabei, Abläufe zu organi­sie­ren und sich auf seine indivi­du­el­len Aufga­ben konzen­trie­ren zu können. Durch Bildungs­ur­laub, Seminare oder Fortbil­dun­gen können sich Pflege­kräfte zudem indivi­du­ell weiter­ent­wi­ckeln und verbes­sern, um sich für die gefähr­li­chen Standard­si­tua­tio­nen des Pflege­all­tags zu wappnen.

Indivi­du­elle Aktio­nen

Wir schrei­ben den 13. Juli 2014. Ort des Gesche­hens: Das legen­däre Maracana in Rio de Janeiro. Es läuft die 113. Spiel­mi­nute. André Schürrle bekommt kurz hinter der Mittel­li­nie den Ball, treibt ihn über 40 Meter auf der linken Seite nach vorne und flankt auf den einlau­fen­den Mario Götze. Dieser nimmt den Ball im Straf­raum mit der Brust an und legt ihn im Fallen am heraus­ei­len­den argen­ti­ni­schen Keeper Sergio Romero vorbei zum 1:0. Es ist das goldene Tor zum WM-Titel. Auch wenn Fußball ein Mannschafts­sport ist, so entschei­den doch häufig indivi­du­elle Aktio­nen über Sieg und Nieder­lage.

Situa­tiv nicht hundert­pro­zen­tig vergleich­bar, aber nach einem ähnli­chen Prinzip ist auch die Pflege abhän­gig von den indivi­du­el­len Bedürf­nis­sen der einzel­nen Patien­ten und Bewoh­ner. Wichtig ist, sich darauf einzu­las­sen, damit die Pflege auch bedarfs­ge­recht erfol­gen kann.

Die Aufstel­lung

Was im Fußball 4–3‑3, 3–5‑2 oder 4–4‑2 heißt, heißt in der Pflege Dienst­plan­ge­stal­tung. Der Trainer, bzw. Arbeit­ge­ber entschei­det, wann und wo er welchen Spieler, also welche Pflege­kraft einsetzt und weist ihr damit eine Position, also eine Aufgabe, zu.

Auch wenn man die Entschei­dun­gen von oben nicht immer nachvoll­zie­hen mag, so hat man diese zu akzep­tie­ren und das beste daraus zu machen. Hinter der Aufstel­lung steckt zumeist ein Plan, eine Strate­gie, die für eine erfolg­rei­che Partie, bzw. Arbeits­wo­che sorgen soll. Und geht diese Strate­gie einmal nicht auf, so wird sie zum nächs­ten Spiel, also bei der nächs­ten Dienst­plan­ge­stal­tung modifi­ziert und verbes­sert.

Leiden­schaft und Herzblut

Bastian Schwein­stei­ger wurde im WM-Finale 2014 unzäh­lige Male gefoult, spielte am Ende sogar mit einem Cut unter dem Auge und ließ sich von etlichen Attacken der Argen­ti­nier nicht unter­krie­gen. Diese Leistung, das Herz auf dem Platz zu lassen egal wie weh es auch tut, weil man ein großes Ziel vor Augen hat, imponierte über ganz Fußball­deutsch­land hinaus Millio­nen Menschen.

Natür­lich sollen sich Pflege­kräfte nicht ähnlich bis zum Kollaps veraus­ga­ben. Jedoch sollte stets die Leiden­schaft und das Ziel im Vorder­grund stehen. Die Leiden­schaft, sich um Menschen zu sorgen mit dem Ziel, ihnen kurz- oder langfris­tig zu helfen. Wer mit Herzblut arbei­tet, arbei­tet besser!

Die Fans mit ins Boot holen

Fußball ohne Fans: Was vor ein paar Jahren noch unvor­stell­bar erschien, wurde mit der Corona­pan­de­mie Reali­tät. Nicht zuletzt wurde jedoch deutlich: Fußball ist FÜR die Fans.

„Fans“ als solche gibt es in der Pflege zwar nicht, jedoch arbei­tet die Pflege ebefalls für Andere und nicht für sich. Dies ist der Sinn des Pflege­be­rufs. Und wer weiß, vielleicht erzeugt man durch gute Arbeit auch eine gute Mundpro­pa­ganda für sich und sein Team.

Fit bleiben

Fitness ist in Pflege und Fußball das A und O. Wer nicht fit ist, hält auf dem Platz keine 90 Minuten durch, wird deswe­gen frühzei­tig ausge­wech­selt oder setzt sich gar dem Risiko einer Verlet­zung aus.

Ähnlich ist es in der Pflege. Die hohe körper­li­che Belas­tung (schwe­res Heben, häufi­ges Bücken, viel Stehen, wenig Pausen) gepaart mit dem psychi­schen Stress, dem sich Pflege­kräfte Tag für Tag ausset­zen müssen, führt häufig noch ein paar Stufen weiter: Rücken­schmer­zen, Gelenk­schmer­zen oder Depres­sio­nen sind nicht selten gerade bei Perso­nen aus dem Pflege­be­ruf vorzu­fin­den. Daher sind Ausgleich­s­tä­tig­kei­ten in der Freizeit immens wichtig.

Geziel­ter Sport zur Gegen­steue­rung, gesunde Ernäh­rung und viel Schlaf sorgen dafür, dass sich der Körper zum einen besser auf die harten Schich­ten vorbe­rei­ten kann, zum anderen aber auch dafür, dass er sich von diesen auch erholt. Daher der Rat an alle Pflege­den: Achten Sie auf Ihre Gesund­heit!

Erfolge bejubeln

Die Freude nach einem Tor, die Erleich­te­rung nach einem Sieg, die Ausge­las­sen­heit bei einem Titel­ge­winn – was gibt es schöne­res für einen Fußball­fan? Auf der anderen Seite stehen Nieder­la­gen, Abstiege und bittere Gegen­tore, die einen als Fans oft trauern lassen.

Gewin­ner und Verlie­rer gibt es in dieser Form in der Pflege nicht. Der Gewinn in der Pflege ist der Zusam­men­halt im Team, die erfolg­rei­che Versor­gung der Patien­ten und die Wertschät­zung in Krisen­zei­ten. Wieso nicht diese Dinge auch mal bejubeln? Schließ­lich ist jubeln doch viel schöner, als der Frust, wenn etwas mal nicht so läuft wie geplant.

Nach Nieder­la­gen wieder aufste­hen

Getrau dem Motto der Kölschen Fußball-Ikone Lukas Podol­ski „So ist Fußball. Manch­mal gewinnt der Bessere“ gibt es auch in der Pflege Nieder­la­gen: Ein Heimbe­woh­ner stirbt oder erkrankt. Ein anderer, demen­ter Heimbe­woh­ner terro­ri­siert die Pflege­kräfte, schlägt sie oder führt ihnen psychi­sches Leid zu.

Sicher­lich ist das Ignorie­ren solcher Gescheh­nisse keine Lösung, dennoch ist es die Aufgabe der Pflege­kräfte, mit solchen Rückschlä­gen umzuge­hen. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Oder wie es Lothar Matthäus sagen würde: „I look not back, I look in front“.

Aus Nieder­la­gen wird man stärker und nach Rückschlä­gen steht man wieder auf. Freud und Leid vereint. Auch das haben sie gemein­sam, Pflege und Fußball.

Nerven­kit­zel

Das Schöne am Fußball ist doch: Man weiß vorher nie, wie das Spiel endet. Die Spannung vor dem Anpfiff, die Emotio­nen während des Spiels und die Erleich­te­rung nach dem Abpfiff machen einen Besuch im Stadion erst richtig aus.

Es sind oft überra­schende, unvor­her­seh­bare Aktio­nen, die ein Fußball­spiel entwe­der entschei­den oder so richtig spannend machen können. Genauso in der Pflege. Es sind oft die kleinen, plötz­li­chen Wendun­gen und Gescheh­nisse, die den Pflege­be­ruf erst zu der Heraus­for­de­rung machen, die er ist. Meistert man diese jedoch, ist die Freude hinter­her umso größer – und genau das macht doch einen lebhaf­ten Beruf aus, oder?

Und was sie unter­schei­det: Geld

Gerade wenn man den Vereins­fuß­ball beäugt, wird jedoch der größte aller Unter­schiede zwischen der Pflege und dem Fußball deutlich: Das Geld.

Ein Verein wie der franzö­si­sche Serien­meis­ter Paris Saint Germain überwies vor ein paar Jahren rund 200 Millio­nen Euro an den FC Barce­lona, um sich die Dienste eines Brasi­lia­ners zu sichern, der bei großen Turnie­ren mehr durch seine Theatra­lik auffällt, als durch seine Brilli­anz am Ball. Mittler­weile steckt der FC Barce­lona jedoch noch tiefer in der Schul­den­krise als zuvor schon. Wohin geht das Geld? Es wird häufig einfach zum Fenster rausge­wor­fen.

Das Geld, das die Fußball­clubs durch TV-Einnah­men, Inves­to­ren oder Öl-Schei­che aus Fernost erhal­ten, hätte die Pflege auch gerne. In die Schere zwischen einem durch­schnitt­li­chen Fußbal­ler­lohn und den aktuel­len Pflege­ge­häl­tern quetschen sich ein paar Nullen zu viel, sollte man meinen.

Dennoch: Fasst man das Ganze zusam­men, dann verbin­det Pflege und Fußball vor allem eines: Sie bringen Menschen zusam­men.

Auf eine schöne WM!