Die Krankenstände von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern steigen massiv an – und das Berufsfeld Pflege ist an der Spitze: Das zeigt die Auswertung des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) der AOK Rheinland/Hamburg.
Unter Beschäftigten in der Pflege hat der Krankenstand in der ersten Jahreshälfte 2023 9,62 Prozent betragen. Dies ist ein deutlicher Anstieg von den 9,01 Prozent Krankenquote in der Pflege im Vorjahreszeitraum.
Krankenstand: einer von zehn fehlt
Das bedeutet: An einem durchschnittlichen Tag standen von 100 Beschäftigten in der Pflegebranche knapp zehn wegen Krankmeldung nicht zur Verfügung.
Auch allgemein stiegen die Krankenquoten massiv: Der Durchschnitts-Krankenstand über alle Versicherten hinweg hat im ersten Halbjahr bei durchschnittlich 7,15 Prozent gelegen, im Vergleich zu 6,67 Prozent im Zeitraum von Januar bis Juni 2022.
Das bedeutet einen relativen Anstieg der krankheitsbedingten Ausfalltage von sieben Prozent. Hinter der Pflegebranche mit besagten 9,62 Prozent folgen die Metallerzeugung mit einer Quote von 9,21 Prozent sowie die öffentliche Verwaltung mit 8,94 Prozent.
Als Ursache macht das AOK-Institut eine markante Zunahme bei den Infektionen, Atemwegs- und Verdauungserkrankungen aus. Allein bei den Infektionen gab es ein Plus von 29 Prozent, bei den Atemwegskrankheiten um 27 Prozent, bei Störungen der Verdauungsorgane um 22 Prozent.
„So hoch war der Krankenstand in keinem anderen Halbjahr der vergangenen 20 Jahre.“ Absolut bedeutet die Krankenquote, dass Erwerbstätige im ersten Halbjahr im Schnitt 12,94 Tage an ihrem Arbeitsplatz ausfielen – 0,86 Tage mehr als im ersten Halbjahr 2022. Der März, mit 8,23 Prozent, und der Februar, mit 7,93 Prozent, stehen bei der Monatsübersicht an der Spitze.
Dauer der Arbeitsunfähigkeit verkürzt
Allerdings: Die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit hat sich – gegenläufig zum höheren Krankenstand – hingegen von 12,25 auf 10,83 Tage (minus 11,6 Prozent) verkürzt. „Das heißt: Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmer sind häufiger krankgeschrieben gewesen, aber auch kürzer“, folgert die Studie.
Grund für die Zunahme der genannten Krankheiten könnte die Aufhebung der Corona-Schutzmaßnahmen gewesen sein. „Die Hygienemaßnahmen hatten viele Viren ausgebremst“, sagt Andreas Schmidt, Geschäftsführer des BGF-Instituts der AOK Rheinland/Hamburg.
Außerdem ist zu vermuten, dass die Immunsysteme sich wieder an den zahlreicheren Kontakt mit potenziellen Krankheitserregern gewöhnen mussten.