Der Direktor der Klinik für Allgemein‑, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Essen sitzt in Untersuchungshaft. Es besteht der Verdacht, dass er für medizinisch nicht indizierte Lebertransplantationen verantwortlich ist. Dies teilte die Staatsanwaltschaft Essen am Dienstag mit. Es geht dabei um Operationen, die zwischen 2012 und 2015 durchgeführt worden sind. Zum Teil soll der beschuldigte Mediziner bei den Lebertransplantationen selbst beteiligt gewesen sein, zum Teil habe er verantwortet, dass andere Ärzte die Transplantationen vornehmen. Dass sie in allen Fällen nicht medizinisch notwendig gewesen sind, soll ihm dabei stets bewusst gewesen sein. Das Risiko der Operationen war sogar höher als das eigentliche Risiko der Erkrankungen der jeweiligen Patienten. Alternative Behandlungsmethoden, mit geringerem Gesundheitsrisiko, hätte es gegeben. Eine dieser Operationen, bei denen er selbst beteiligt war, soll zum Tod des Patienten geführt haben.
Auf einen Anfangsverdacht folgten weitere Ermittlungen
Die Staatsanwaltschaft Essen wirft dem Mediziner Totschlag in einem Fall, gefährliche Körperverletzung in fünf Fällen sowie Verstoß gegen das Transplantationsgesetz in zwei Fällen vor. Ein Haftbefehl wurde am Dienstag erlassen. Es bestehe nämlich unter anderem die Befürchtung, der Beschuldigte könne weitere solcher Taten begehen. Gegenüber dem Haftrichter hat der Mediziner die Vorwürfe zurückgewiesen.
Der erste Anfangsverdacht auf Verstoß gegen das Transplantationsgesetz ergab sich aufgrund eines Berichts einer Prüfungs- und Überwachungskommission, der seit Juni 2017 vorliegt. Dem Verdacht zufolge sollen Krankendaten gegenüber der Koordinierungsstelle Eurotransplant gefälscht worden sein. Ein Sachverständiger wurde hinzugezogen, der beschlagnahmte Krankendaten ausgewertet hat. In diesem Zuge der Ermittlungen kam dann der weitere Verdacht auf, dass medizinisch nicht indizierte Transplantationen durchgeführt worden sind.
Die Ermittlungen laufen derzeit weiter. Dabei wird auch geprüft, ob es noch zu weiteren Todesfällen gekommen ist und ob sich weitere Mediziner der Klinik strafbar gemacht haben. Das Universitätsklinikum Essen teilte mit, aufgrund des laufenden Verfahrens keine Aussagen zu dem Vorfall machen zu können. Zur Aufklärung wolle das Klinikum in vollem Umfang mit der Staatsanwaltschaft Essen kooperieren, heißt es in der Mitteilung des Klinikums.
Quelle: Staatsanwaltschaft Essen